Köln – Die Zeichen stehen auf Krawall: Am kommenden Donnerstag erwartet der 1. FC Köln den OGC Nizza zu Gast. Eben die Partie, bei der es in der Hinrunde zu exzessiven Gewaltausbrüchen kam. Und die Gefahr besteht, dass sich diese Bilder wiederholen. „Wir haben Informationen, dass Gewalttäter beider Lager eine Revanche planen“, sagt Kölns Polizeipräsident Falk Schnabel bei einer Pressekonferenz zu den Vorbereitungen auf das Rückspiel. Die Polizei erwartet über 1000 sogenannte C-Fans. So kategorisiert sie Mitglieder der Fanszene, die allein auf Gewalt aus sind.
400 bis 500 dieser Gewalttäter sollen aus den Reihen der Köln-Anhänger und aus dem Lager befreundeter Dortmunder Hooligans kommen. 500 bis 600 C-Fans werden laut Polizei aus Frankreich, Italien und Polen anreisen. Zahlen, die selbst für erfahrene Einsatzkräfte bei Risikospielen hoch sind. Und es kann noch schlimmer kommen. Nahezu stündlich ergebe sich eine neue Lage, sagt Martin Lotz, Leitender Polizeidirektor. Vom Verkauf der Karten für das Spiel, lässt sich die Bedrohungslage jedenfalls nicht ablesen.
1. FC Köln: Bislang sind erst 800 Karten nach Nizza verkauft
„Nicht jeder Gewaltbereite kauft eine Karte“, sagt Lotz. Laut FC seien bisher lediglich 800 Eintrittskarte an Fans aus Nizza verkauft worden. Dabei steht den Gästen aus Frankreich ein Kontingent von über 2000 Tickets zur Verfügung. Anhänger des OGC Nizza können noch vor Spielbeginn Karten an der Kasse erwerben. Bis auf die, die Stadionverbot haben. Neben denen, denen direkt nach dem Hinspiel in Nizza das Verbot ausgesprochen wurde, sind laut Polizei noch sechs weitere dazugekommen.
Was Einsatzleiter Lotz den Fußball-Chaoten entgegensetzen will, sind „alle verfügbaren Kräfte in diesen eh schon angespannten Zeiten“. Er spricht von mehreren Hundertschaften. Aus Polizeikreisen ist zu hören, es sollen deutlich über 1000 Einsatzkräfte sein. Ein guter Teil davon werde schon am Vorabend der Partie durch die Stadt patrouillieren. Am Donnerstag soll die Zahl von tags zuvor nochmals verdoppelt werden. Neben der Bereitschaftspolizei werden auch Reiterstaffeln und Spezialeinheiten für Zugriffe im Einsatz sein.
„Wir werden alles außerhalb des Stadions bestreifen“, kündigt Lotz an. Eingegriffen werde schon bei dem kleinesten Anzeichen von Gewalt. Dennoch hat Lotz Sorge, dass die gewaltbereiten Fußballanhänger einen Weg finden werden, aufeinander loszugehen. „Es ist möglich, dass gezielt eine Drittörtlichkeit aufgesucht wird“, befürchtet er. Die Erfahrung lehrt, dass sich Hooligans kurzfristig über soziale Netzwerke für einen Treffpunkt verabreden, den die Polizei gerade nicht auf dem Schirm hat. „Wir hoffen in einem solchen Fall auf Hinweise aus die Bevölkerung“, appelliert Lotz.
Mit seinen Appellen steht der Einsatzleiter nicht alleine da. Polizeipräsident Falk Schnabel wendet sich an die „echten Fans“, sich von den Gewalttätern zu distanzieren. Es sei ein gutes Signal gewesen, als nach den Exzessen von Nizza, Kölner Fans den Gewalttätern zugerufen hätten: Wir sind Kölner und ihr nicht. Auch Kölns Stadtdirektorin Andrea Blome appelliert, zu Gewalttätern auf Distanz zu gehen – und betont: „Jeder friedliche Fan ist herzlich willkommen.“ FC-Präsident Werner Wolf sieht sich im Schulterschluss mit Stadt und Polizei (siehe Infotext). Das Spiel des FC von vergangenen Sonntagabend gegen Hoffenheim sei ein Beispiel für ein „friedliches Fußballfest“ gewesen.
Das sagt der FC-Präsident zum Risikospiel
50 Jahre ist es her, dass sich in Paris eine Hooliganszene gründete. Das beim Spiel gegen Hoffenheim FC-Fans erneut ein Solidaritätsbanner für Pariser Fans ausrollten, wertet FC-Präsident Werner Wolf lediglich als einen „Geburtstagsgruß“. „Das sollte man nicht zu hoch hängen“, entgegnete er bei einer gemeinsamen Pressekonferenz von Polizei, Stadt und FC auf die Frage, ob dieses Banner im Vorfeld der Partie Köln gegen Nizza nicht als eine Ankündigung für weitere Gewalttaten sei. Das Banner habe nur kurz gehangen, er selbst habe es gar nicht gesehen. „Wir können so etwas auch nicht unterbinden“, so Wolf. Fußballfans der Erstligisten aus Paris und Nizza sind verfeindet. Die FC-Fans hingegen pflegen eine Freundschaft mit den Parisern.
An einer Präventionskampagne von Stadt und Polizei gegen Auswüchse der Fußballfankultur beteiligte sich der FC nicht. Damals nannte Wolf unter anderem als Grund für die Absage: „Der FC hat keine gewaltbereiten Fans.“ Auf die jetzige Nachfrage, ob er das nach den Ereignissen von Nizza bereue, sagte Wolf: „Gewalt ist ein generelles Problem, nicht nur im Fußball.“ Auch habe nicht nur der FC eine Beteiligung abgelehnt. „Wir haben aber danach zusammen darüber nachgedacht, wie wir weiter zusammenarbeiten können.“
Der Dialog mit den Fans sei „stabil“, antwortete Wolf auf die Frage, ob der FC den Fangruppierungen angesichts der Ausschreitungen nicht ein „zu lange Leine“ lasse. Darüber hinaus könne der Verein nicht kontrollieren, in wie weit die Fan-Szene gewaltbereit sei. „Das ist nicht unsere Aufgabe“, sagte der Präsident des 1. FC Köln.
Auch im Vorfeld des Nizza-Spiels hab es Kontakt zu den FC-Fangruppierungen gegeben. „Es laufen wie immer Gespräche“, sagt Wolf dazu nur knapp. Welchen Inhalts die Gespräche waren, dazu könne er sich aber nicht äußern. Details zu den Sicherheitsmaßnahmen im Stadion wollte er ebenfalls nicht nennen.
Nach den Gewalttaten in Nizza wurde gegen den FC unter anderem die Auflage verhängt, dass Fans zu zwei Auslandsspielen nicht mitreisen dürfen. (ngo)