Erstmals in der laufenden Saison gibt es auch in die Bezirksliga, Staffel 1, einen Spielabbruch. Beide Trainer sind geschockt.
AmateurfußballSpiel des SC West Köln nach Schlägerei abgebrochen – „So etwas habe ich noch nie erlebt“
Spielabbrüche sorgen vornehmlich in den unteren Fußball-Ligen für Aufsehen und sind dort leider Woche für Woche so etwas wie ein ekliger Begleiter. Richtig beizukommen ist der Problematik offenbar nicht.
Nun erreichte das böse Gesicht der schönsten Nebensache der Welt auch die Bezirksliga. Im Duell zwischen dem TV Hoffnungsthal und dem SC West Köln zog der Unparteiische Christopher Horst wenige Minute vor dem regulären Spielende beim Stande von 2:2 den Stecker. Ein Nachspiel wird es in Kürze vor der Sportgerichtskammer geben.
Zwölf Spieltage lang lief der Spielbetrieb in der Staffel 1 der Bezirksliga mehr oder weniger reibungslos. Einen Spielabbruch gab es jedenfalls nicht. Die Premiere folgte am Wochenende.
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André Otten, Trainer des SC West Köln, war jedenfalls noch 24 Stunden später außer sich, als er von den Ereignissen im Rösrather Stadtteil sprach: „Das war für mich absolutes Neuland. So etwas habe ich noch nie erlebt. Ich bin immer noch fix und fertig. Es ist an der Zeit, dass der Fußball-Verband Mittelrhein endlich Flagge zeigt und die Übeltäter dieser Kategorie aus dem Verkehr zieht. Aber richtig. Von mir aus lebenslang.“
Sieben Gelbe und zwei Gelb-Rote Karten - Es hätten mehr sein müssen
Während der Partie sei es „gut zur Sache gegangen, aber fair“, wie der 42-Jährige betonte. Einzig mit dem Unterschied, dass Otten offensichtlich eine paar Verwarnungen mehr ausgesprochen hätte. Insgesamt verzeichnete die Begegnung sieben Gelbe und zwei Gelb-Rote Karten, beinahe gleichmäßig verteilt. Für Otten entschieden zu wenig.
„Wenn ich die Spielleitung gehabt hätte, wären es definitiv einige Karten mehr geworden. Mit der Beurteilung der Schiedsrichterleistung tue ich mich schwer. Aber sie haben keinen angenehmen Job zu erledigen. Und außerdem müssen wir froh sein, dass sich immer noch welche finden, die sich das am Wochenende antun.“
Über 80 Minuten deutete nichts wirklich zwingend auf das nahende Ende einer hart geführten Auseinandersetzung hin, wie sie auf den Amateurfußballplätzen wöchentlich tausendfach zu beobachten sind. Die Trainer auf beiden Seiten sind nicht dafür bekannt, an Gewaltexzessen einen Unterhaltungswert zu erkennen.
Maciej Gawlik, Coach des TV Hoffnungsthal und von Beruf Polizist, und Otten verdeutlichten ihre Haltung deutlich. Vor, während und nach der Begegnung. „Wir haben uns auch nach den Vorfällen in aller Ruhe und Friedfertigkeit unterhalten. Er hat mich sogar noch am Abend angerufen und sich für die Vorkommnisse entschuldigt. Ein vorbildlicher Sportsmann“, bekräftigte Otten.
Nach einer Gelb-Roten Karte brachen alle Dämme
Erst mit der Hinausstellung von eines West-Spielers (83.) brachen die Dämme. Otten schildert das so: „Er sieht Gelb-Rot und muss auf dem Weg zur Kabine an der Hoffnungsthaler Ersatzbank vorbei. Es gibt ein kurzes Wortgefecht, dann von hinten einen heftigen Tritt in die Beine, woraufhin unser Spieler stürzt. Es folgte ein Handgemenge mit weiteren Tritten und Schlägen.“
Laut Hoffnungsthal-Coach Gawlik hatte der Spieler des SC West auf dem Weg in die Kabine seine Gegenspieler beleidigt. „Das darf aber natürlich niemals Gewalt rechtfertigen“, so der Trainer. Ein Hoffnungsthaler Ersatzspieler attackierte den Kölner letztlich. Es folgte eine erste Auseinandersetzung.
Nach kurzer Unterbrechung wollte Schiedsrichter Horst die Begegnung fortsetzen, hatte die Rechnung allerdings ohne die Streithähne gemacht, die sich noch vor dem Eintreffen in der Kabine ein zweites Mal kreuzten, um den zweiten Akt zu vollenden. Hier hatte laut Gawlik der West-Spieler den Streit gesucht.
Mit verpflichtenden, aber nicht vorhandenen Platzordnern hätte dieser zweite Schlagabtausch wohl vermieden werden können. „Wir sind alle schockiert. Der Spielabbruch war letztlich die komplett richtige Entscheidung“, so Otten, der nunmehr den Verband in der Pflicht sieht. „Die Botschaft an die Chaoten muss sein, dass sie ein solches Vergehen wie auch immer teuer zu stehen kommt.“
Auch sein Gegenüber Gawlik, der im Verlauf der Auseinandersetzung selbst von einem Kölner Spieler einen Schlag ins Gesicht kassierte, war zwei Tage nach der Schlägerei noch schockiert. Er kündigte eine interne Aufarbeitung der Geschehnisse an.