Ein Wirt empfiehlt zum Katerfrühstück Nutella-Brötchen, eine Ernährungsfachfrau setzt auf Thai-Suppe, ein Mediziner schwört auf Krautwickel.
Nutellabrötchen, Suppe oder WickelWas an Karneval am besten gegen den Kater hilft
Die tollen Tage sind da. Für viele Narren darf es nun das eine oder andere Bier mehr sein. Solange „et Trömmelche jeht“, sind Gedanken an den nächsten Morgen fern. Dabei kann das Erwachen schmerzhaft sein.
Was hilft gegen einen Brummschädel? Welche Speisen und Getränke halten den Kater in Schach? Wir haben Menschen befragt, die sich im Karneval zu Hause fühlen und wissen, wonach der Körper verlangt, wenn der Durst größer war als üblich.
Der Mediziner Dr. Jürgen Ladra ist nicht nur Chirurg, sondern auch überzeugter Karnevalist. Er engagiert sich unter anderem im Förderverein Erftstädter Karneval für karitative Zwecke. Er rät, beim Genuss alkoholischer Getränke auf die Qualität zu achten und möglichst nicht durcheinander zu trinken.
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Kater-Tipps: Was hilft gegen einen Brummschädel?
Wie man einem Hangover entgegentreten kann, hat Ladra früh erfahren: „Bei meinen Eltern wurde Karneval stets heftig gefeiert. Von Weiberfastnacht bis Rosenmontag war permanent Party“, erinnert er sich. „Meine Eltern wussten, wie man sich vorbereitet. Zu Beginn der Karnevalswoche kochte meine Mutter einen riesigen Topf Krautwickel. Davon zehrte nicht nur die gesamte Familie über die tollen Tage, sondern auch alle mitfeiernden Freunde.“
Ladra führt weitere Vorteile auf: Das Gericht lasse sich gut vorbereiten und schmecke immer besser, je häufiger es aufgewärmt werde. „Es ist überdies gesund, lecker und liefert dem Körper ausgleichende Elektrolyte nach durchzechter Nacht.“
Kater bekämpfen: Flüssigkeitsverlust kompensieren
Sein Kollege, der Internist Dr. Albert Brüne lässt an Karneval den Arztkittel im Schrank hängen und gibt sich dem närrischen Treiben hin. Wer während der tollen Tage in seiner Praxis in Erftstadt-Lechenich anruft, bekommt einen Ansagetext zu hören, der mit Titeln und Liedzeilen bekannter Karnevalslieder aufgepeppt ist. Um den Kater zu bekämpfen, gehe es darum, den Flüssigkeitsverlust zu kompensieren, so Brüne. „Die Enzyme haben kein Substrat mehr, was Kopfschmerzen verursacht.“
Er rät, schon vor dem Zu-Bett-Gehen ein Schmerzmittel wie Alka-Seltzer oder Aspirin zu nehmen und Wasser zu trinken. „Beim Katerfrühstück sind Vitamine und Mineralien entscheidend. Salzhaltiges wie eine Gemüsebrühe hat eine wohltuende Wirkung. Dazu trinkt man am besten reichlich Mineralwasser oder alkoholfreies Bier.“
Ben Gorenca und Parim Sela leiten das Lokal „Op d’r Eck“ in Wesseling-Berzdorf, das als Karnevalshochburg bekannt ist. Von Weiberfastnacht bis Rosenmontag können die Gäste hier exzessiv feiern, tanzen und trinken.
Rosenmontag: Kölsches Katerfrühstück ab 11 Uhr
Die Wirte bieten zusätzlich am Rosenmontag ab 11 Uhr ein kölsches Katerfrühstück an. Schließlich sind viele Narren bereits am Vortag im Wesselinger Zug unterwegs. Nach dem Frühstück beginnt dann der Berzdorfer Karnevalszug. Dafür ist eine Grundlage unerlässlich.
Zum „Kölschen Katerfröhstöck“ servieren Gorenca und Sela Röggelchen mit Butter, Rollmöpse, „Mettbrütche met Öllich“ (Mettbrötchen mit Zwiebeln), „Flönz met Mostert“ (Blutwurst mit Senf), Kaffee und „et eezte Kölsch“ (das erste Bier).
Auch Andreas Weyrauch aus Kerpen-Balkhausen ist Karnevalsjeck. In seinem Lokal „Wunderbar Konsum“ begrüßt er mehrere örtliche Karnevalsvereine zum Katerfrühstück. Weyrauch weiß, dass der Körper nach Kalorien verlangt, um nach einer durchzechten Nacht wieder in Schwung zu kommen.
Seine Frühstückstafel besteht aus einem Potpourri an süßen und herzhaften Leckereien. „Ich schwöre auf Muffins oder auf frische Brötchen dick mit Nutella bestrichen“, erklärt er. „Dazu passt ein Bagel mit Räucherlachs oder ein Mettbrötchen mit Zwiebeln“, sagt der Gastwirt. Unerlässlich sei ein starker Espresso.
Christof Hölscher sorgt mit seinem Restaurant „Christofs“ in Alt-Kaster für kulinarische Genussmomente. Aus Sicht des Kochs sollte das optimale Katerfrühstück mehrere Eigenschaften vereinen: Es sollte leicht zuzubereiten, frisch und kalorienreich sein. Hölscher rät dazu, einen Bagel aufzubacken, mit Kräuterfrischkäse zu bestreichen und mit Spinatblättern zu belegen. Darauf kommen Räucherlachs, ein Spiegelei und als Topping Sauce Hollandaise.
Hans-Gert „Bärchen“ Sester aus Hürth gilt als Vollblutkarnevalist. Für ihn ist Karneval nicht nur schön, sondern auch stressig. Sester moderiert und organisiert zahlreiche Karnevalssitzungen. Sein Motto mag manche überraschen, klingt aber einleuchtend: „Kein Alkohol, kein Kater!“
Sester lebt weitgehend abstinent. „Karneval ist für mich Hochleistungssport. Um fit zu bleiben, versuche ich während der fünften Jahreszeit möglichst gesund zu leben, viel Fahrrad zu fahren sowie weniger zu essen.“ Das habe für ihn sogar den positiven Nebeneffekt, dass er das eine oder andere Kilo verliere.
Kater-Tipps von der Ernährungsberaterin
Anette Schumacher aus Frechen-Königsdorf ist Ernährungsberaterin. Sie hat einen Tipp, wie man sich auf die erhöhte Alkoholdosis an den tollen Tagen vorbereitet. Schon zwei Tage vor dem Feiern könne man den Körper langsam hydrieren. „Es hilft, zu den üblichen Getränken täglich zwei Liter Leitungswasser mit frisch gepresster Zitrone zu trinken.“
Prinzipiell sei jeder Jeck anders und pflege eigene Vorlieben. Es gebe jene, die lieber Fleisch äßen, andere ernährten sich hingegen pflanzlich und wieder andere bevorzugten süße Speisen. Anette Schumacher empfiehlt, ein oder zwei Tage vorher einen Gemüseeintopf mit viel Wurzelgemüse zu essen. Das entlaste die Leber.
Als Alternative rät sie zu Kartoffeln mit Kräuterquark. Dazu passe Endiviensalat mit Zwiebel und Senfdressing. Die Kost sollte reich an Kalzium und Vitamin C sein. Spaziergänge an der frischen Luft und ausreichend Schlaf runden ihr Präventivprogramm ab.
Auch für den Partytag selbst hat die Ernährungsexpertin Ratschläge: „Man sollte eiweiß- und fettbetont in den Tag starten. Das kann ein Spiegelei oder Omelette sein. Dazu passen sowohl Schinken oder Fetakäse als auch geräucherter Tofu. Anschließend bietet sich zum späten Mittagessen Gulaschsuppe mit ordentlich Tomatenmark, ein Erbseneintopf oder Spaghetti Bolognese an.“
Wichtige Dinge zur Entgiftung: Zeit, Wasser und Mineralien
Am Folgetag beginnt die richtige Arbeit für den Körper, die Entgiftung. Dafür benötige er drei wesentliche Dinge: Zeit, Wasser und Mineralien. „Da der Alkoholabbau Wasser und Mineralstoffe verbraucht, hilft vor dem Einschlafen eine Brausetablette mit Magnesium und Kalzium“, so Schumacher. Zum Aufstehen sei ein Stück Traubenzucker ratsam.
Um sich allmählich in den Tag zu tasten, empfiehlt die Ernährungsberaterin Gemüsebrühe. Sofern der Magen mitspiele, passten auch ein Rollmops und eine Gewürzgurke. Pellkartoffeln mit Quark seien ebenso hervorragend. Alternativ dürfe es ein Spiegelei mit Schinken, Käse, Zwiebeln und etwas Thymian sein, oben drauf ein Klecks Tomatenmark und dazu Brot oder Pellkartoffeln.
Anette Schumacher hat beim Königsdorfer Karnevalszug schon mehrmals die gesamte Fußtruppe der Zugvögel mit 25 Litern der thailändischen Tom Kha Gai versorgt. Diese Suppe lässt sich rein pflanzlich oder mit Hühnchen zubereiten und wird schon zwei Tage vorher gekocht. Sie ist ein wahrer Energiespender und enthält alles, was der Jeck braucht.