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„Identify Me“Neun Fälle in Deutschland – Wer weiß etwas über diese ermordeten Frauen?

Lesezeit 6 Minuten
Eine Person sieht sich die Interpol-Website an, die die Seite der „Identify me“-Kampagne zeigt.

Eine Person sieht sich die Interpol-Website an, die die Seite der „Identify me“-Kampagne zeigt.

In der ZDF-Sendung suchen die Ermittler nach Antworten im Fall mehrerer unbekannter Frauen, die brutal ermordet wurden. Auch Köln ist dabei.

Die von Interpol koordinierte internationale Fahndungskampagne „Identify Me“ hat durch einen aktuellen Fall in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ am Mittwoch (6. November) neue Impulse erhalten. Die Kampagne, die sich der Identifizierung unbekannter weiblicher Opfer von Tötungsdelikten widmet, hat seit ihrem Start im Jahr 2023 bereits entscheidende Durchbrüche erzielt.

Mit der Beteiligung von sechs europäischen Ländern, darunter Deutschland, Belgien, die Niederlande, Frankreich, Italien und Spanien, zielt „Identify Me“ darauf ab, den Opfern ihre Namen zurückzugeben und die Fälle aufzuklären. Aus Deutschland sind neun ungeklärte Tode dabei. Kenne Sie eine dieser neun Frauen?

Wer ist die Tote aus der Bothfelder Heide? (Polizeidirektion Hannover)

Der Fall aus der November-Ausgabe 2024 von „Aktenzeichen XY“: In einem seit über 30 Jahren ungelösten Fall der Kriminalpolizei Hannover wurden die sterblichen Überreste einer ermordeten Frau von zwei Männern auf einem Truppenübungsplatz gefunden. Bis heute konnte die Identität des Opfers nicht geklärt werden und es gibt keine Hinweise darauf, dass die Frau vermisst wird. Ein Phantombild der Toten wurde angefertigt, aber nicht veröffentlicht, da Zweifel bestehen, ob es das wahre Aussehen der Frau wiedergibt.

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  1. Alter bei der Ermordung: zwischen 30 und 55 Jahre
  2. Körpergröße: zwischen 1,65 und 1,75 Meter
  3. Zierliche Figur, Kleidergröße: 36 oder 38
  4. Haarfarbe: rötlich-braun
  5. Blutgruppe: AB
  6. Schuhgröße: zwischen 36 und 39
  7. Auffällig schlechter Zahnzustand

Das ZDF hat eine Seite mit weiteren Details zu dem Fall eingerichtet: Mehr über die Tote aus der Bothfelder Heide erfahren.


Das misshandelte Mädchen aus dem Main (Hessisches Landeskriminalamt)

Am 31. Juli 2001 wurde die Leiche einer jungen Frau im Main bei Frankfurt-Nied entdeckt. Die Ermittlungen ergaben, dass sie über Jahre hinweg schwer misshandelt wurde. Das Mädchen wies zahlreiche und lang anhaltende Misshandlungen auf, darunter mehrfache Brüche der Oberarme, Narben an Stirn, Rumpf und Beinen sowie Verbrennungen, vermutlich durch Zigaretten. Todesursache waren zwei Rippenbrüche, die Lunge und Milz verletzten und zum Verbluten führten. Die Untersuchungen ergaben, dass das Mädchen aus Afghanistan, Pakistan oder Nordindien stammte. Der Fall wurde 2009 bei „Aktenzeichen XY“ vorgestellt. Mehr zum Fall auf der BKA-Seite.

Gesichtsrekonstruktion

Gesichtsrekonstruktion

  1. Fundort: im Main in Höhe von Frankfurt-Nied, Hessen
  2. Alter bei der Ermordung: zwischen 13 und 16 Jahre
  3. Körpergröße: 157 cm
  4. Äußere Erscheinung: zierliche, mädchenhafte Statur
  5. Gewicht: 38,5 kg
  6. circa 30 cm lange, dunkelbraune Kopfbehaarung
  7. Weitere Besonderheiten: durchstochene Ohrläppchen

Die tote Frau im Steinbruch bei Wetzlar (Polizeidirektion Lahn-Dill)

Im Februar 1989 fanden Ermittler in einem stillgelegten Steinbruch bei Wetzlar die sterblichen Überreste einer Frau. Die Merkmale der Toten deuteten darauf hin, dass sie möglicherweise aus Südostasien, höchstwahrscheinlich aus Thailand, stammte. Weitere Ermittlungen ergaben, dass die Frau zum Zeitpunkt ihres Todes zwischen 20 und 30 Jahre alt gewesen sein könnte und seit mehreren Wochen vermisst wurde. Mehr zum Fall auf der BKA-Seite.

Dieses Video-Standbild zeigt nicht identifizierte Frauen im Rahmen der Kampagne „Identify Me“ zur Identifizierung von 46 Frauen, deren sterbliche Überreste in ganz Europa in ungelösten Fällen gefunden wurden, von denen einige Jahrzehnte zurückliegen. Die bei Wetzlar gefundene Frau ist unten die Dritte von rechts.

Dieses Video-Standbild zeigt nicht identifizierte Frauen im Rahmen der Kampagne „Identify Me“ zur Identifizierung von 46 Frauen, deren sterbliche Überreste in ganz Europa in ungelösten Fällen gefunden wurden, von denen einige Jahrzehnte zurückliegen. Die bei Wetzlar gefundene Frau ist unten die Dritte von rechts.

  1. Fundort: Steinbruch zwischen Oberwetz und Griedelbach, Hessen
  2. Alter: Geschätzt zwischen 22 und 32 Jahren
  3. Aussehen: Schwarze, krause Haare (bis zu 11 cm lang), dunkle Hautfarbe, abgekauter Zahnschmelz an Schneidezähnen
  4. Besonderheiten: Narbe am Bauch (wahrscheinlich von Blinddarm-OP), Hinweise auf mindestens eine Geburt
  5. Kleidung: Dunkelblauer Kapuzenpullover, graue Jogginghose mit weißen Streifen, dunkelblaue Jeans mit Paisleymuster

Wurde die unbekannte Tote im Schwarzwald verbrannt? (Kriminalkommissariat Lörrach)

1997 wurde im Schwarzwald in der Nähe des Wanderparkplatzes „Weißenbach“ eine unbekannte weibliche Leiche gefunden. Die Ermittlungen ergaben, dass die Frau vermutlich einige Tage bis zu zwei Wochen dort gelegen hatte, bevor sie gefunden wurde. Die Leiche wies Anzeichen einer teilweisen Verbrennung auf und neben ihr wurde eine Bauschaufel gefunden, was auf ein Tötungsdelikt hindeutete. Mehr zum Fall auf der BKA-Seite.

  1. Fundort: Nähe Parkplatz „Weißenbach“ an der Landstraße 151 bei Todtnau, Baden-Württemberg
  2. Alter: ca. 20 Jahre
  3. Größe/Statur: 164 cm, schlanke Statur
  4. Aussehen: Lange, braune Haare
  5. Kleidung: Helles T-Shirt (Marke „Speedway“), dunkelblauer Rock mit Blumenmuster (Marke „De Ville“), weißer Baumwollslip (Marke „Trend“)
  6. Schuhe: Weiße Sandalen mit goldfarbener Metallverzierung (Marke „Roberto Santi“)

Die in einem Jutesack verpackt tote Frau im Spandauer Stadtforst (Landeskriminalamt Berlin)

Im November 1988 wurde im Spandauer Forst die teilweise skelettierte Leiche einer unbekannten Frau gefunden. Aufgrund der Spurenlage ging die Polizei von einem Tötungsdelikt aus. Ihre Leiche war in einem Jutesack verpackt und mit Kunststoffseilen, die im Wassersport verwendet werden, um den Hals gebunden. Bei der Leiche wurde ein zerrissenes Stück Papier mit dem Stempel des Gesundheitsamtes Schöneberg gefunden, was darauf hindeutet, dass sie möglicherweise in Berlin gelebt hat. Mehr zum Fall auf der BKA-Seite.

  1. Fundort: Niederneuendorfer Allee, Berlin
  2. Alter: ca. 24 - 31 Jahre
  3. Größe/Statur: 162 - 165 cm, schlanke Figur (Konfektionsgröße 36 - 38)
  4. Aussehen: Naturblonde Haare (4 - 7 cm), Schuhgröße 34 - 35, linke Gesichtshälfte möglicherweise zurücktretend durch teilweise Gesichtslähmung
  5. Kleidung: Braun-beigefarbene Herrenjacke mit Stehkragen, graues T-Shirt oder dickes Herrenunterhemd, blaue Jeans (US-Größe 28), pinkfarbener Tanga

Wer ist die unbekannte Tote vom Bremer Yachthafen? (Landeskriminalamt Bremen)

Im Jahr 2002 wurde im Bremer Yachthafen eine unbekannte tote Frau gefunden, deren Leiche bereits etwa vier Wochen im Wasser gelegen hatte, bevor sie angespült wurde. Vor der Überführung in die Weser wurde der Leichnam der Frau mit Klebeband fixiert, in einen Jutesack, eine Plastikplane und einen Teppich eingewickelt und mit Schnüren verschnürt. Es gibt Hinweise auf eine Gewalteinwirkung gegen den Hals der Frau. Diese Gewalteinwirkung oder das anschließende Ertrinken könnten todesursächlich gewesen sein. Mehr zum Fall auf der BKA-Seite.

  1. Fundort: Segelhafen nahe dem Bremer Weserstadions, Bremen
  2. Alter: zwischen 22 und 35 Jahre (geboren 1966-1980)
  3. Größe/Statur: 167 cm, zierliche bis kindliche Figur, ca. 50-55 kg
  4. Aussehen: Dunkelblonde, gewellte Haare (ca. 43 cm, goldblond gefärbt, möglicherweise Dauerwelle), gepflegte Fingernägel (goldener Grundlack, lila darüber)
  5. Besonderheiten: Vollständiges Gebiss, zwei provisorische Zahnfüllungen, Hinweise auf mindestens ein geborenes Kind
  6. Kleidung: Heller Baumwollslip, Kindergröße 140, mit Slipeinlage

Bei lebendigem Leibe verbrannt: Tote Frau in NRW-Waldstück gefunden (Polizeipräsidium Hagen)

Der Fall der unbekannten Toten, die am 2. Juni 1997 in einem Waldstück in Altena-Bergfeld bei Hagen gefunden wurde, gibt weiterhin Rätsel auf. Die junge Frau, deren Alter auf 18 bis 22 Jahre geschätzt wird, wurde Opfer eines grausamen Verbrechens. Sie wurde vergewaltigt, erwürgt und anschließend bei lebendigem Leib verbrannt, wie die Ermittlungen bestätigten. Schockierendes Detail dieses Falles, der im Juli 2023 auch in „Aktenzeichen XY“ vorgestellt wurde: Laut Spurenlage war der Vater der Frau der Täter oder zumindest an der Tat beteiligt. Mehr zum Fall auf der BKA-Seite.

  1. Fundort: Waldstück in Altena-Bergfeld bei Hagen, Nordrhein-Westfalen
  2. Alter: zwischen 18 und 22 Jahre
  3. Größe: 155 cm, ca. 45 kg
  4. Aussehen: Dunkles, rotbraun gefärbtes Haar, helle Haut, dunkle Augen, Schuhgröße 33-35
  5. Besonderheit: Sehr gepflegtes Gebiss mit auffälligem Zahnschmuck – Kristallglas-Stein an einem oberen Schneidezahn

Vor fast 40 Jahren: Unbekannte Tote an der A6 gefunden (Kriminalpolizeidirektion Heidelberg)

Im März 1986 wurde in der Nähe eines Parkplatzes an der Bundesautobahn 6 bei St. Leon-Rot im Rhein-Neckar-Kreis die Leiche einer unbekannten Frau gefunden. Die Frau, die einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel, wird auf 27 bis 33 Jahre geschätzt und hatte ein europäisches Aussehen. Noch im selben Jahr kam der Fall zu Aktenzeichen XY, damals noch mit Eduard Zimmermann. Im Jahr 2023 wurde der Fall erneut bei Rudi Cerne - im Rahmen der Kampagne „Identify Me“ - vorgestellt. Mehr zum Fall auf der BKA-Seite.

  1. Fundort: Parkplatz an der Bundesautobahn 6 bei St. Leon-Rot, Baden-Württemberg
  2. Alter: zwischen 27 und 33 Jahre
  3. Größe: Zwischen 155 und 165 cm
  4. Aussehen: Europäisches Erscheinungsbild, Zahnprothese im Oberkiefer
  5. Kleidung/Schmuck: Bordeauxfarbene Hose, hellrotes T-Shirt, weiße Freizeitschuhe (Größe 36), dünnes Lederbändchen am linken Fuß, geflochtener Fingerring aus gold-, silber- und bronzefarbenen Drähten

Die Kölner „Moorleiche“ aus dem Worringer Bruch (Kriminalpolizei Köln)

Wesley Neville, Spezialist für Gesichtsrekonstruktionen in den USA, bildete den Kopf der Frauenleiche aus dem Worringer Bruch nach.

Wesley Neville, Spezialist für Gesichtsrekonstruktionen in den USA, bildete den Kopf der Frauenleiche aus dem Worringer Bruch nach.

Ein Schock für einen Pilzsammler, als er am 14. Oktober 2001 im Worringer Bruch in Köln-Worringen eine unbekannte Tote fand, die laut den Ermittlern vermutlich bereits zwischen Juni 2000 und Oktober 2001 dort gelegen hatte. Die weibliche Leiche war zu diesem Zeitpunkt fast vollständig skelettiert. Die Ermittlungen ergaben, dass die Frau zwischen 20 und 30 Jahre alt gewesen sein muss und kurze, stark gekräuselte, schwarze Haare hatte. Auch dieser Fall, über den der „Kölner Stadt-Anzeiger“ mehrfach berichtete, wurde im Mai 2023 bei „Aktenzeichen XY“ vorgestellt.

  1. Fundort: Worringer Bruch, Senfweg, Köln-Worringen, Nordrhein-Westfalen
  2. Geschlecht/Alter: Weiblich, etwa 20 bis 30 Jahre
  3. Aussehen: Kurze, stark gekräuselte schwarze Haare, auffallend gute Zähne, Haarteil aus Echthaar (bis zu 10 cm lang)
  4. Kleidung: Auberginefarbene Steppjacke, schwarzer Rollkragenpullover, hellblaue Jeans, schwarze Damenschuhe mit silberner Metallschnalle
  5. Schmuck: Silberfarbenes Armband mit petrolfarbenen Steinen (Nähe Fundort aufgefunden)

Was ist „Identify Me“?

Ursprünglich war „Identify Me“ im Mai letzten Jahres mit dem Ziel gestartet, 22 tote Frauen zu identifizieren, darunter Frauen, die in Deutschland aufgefunden wurden. Bislang sind rund 1.800 Hinweise aus der Bevölkerung zu den 22 Fällen eingegangen. „Jetzt wird die Aktion auf 25 weitere ungeklärte Fälle ausgeweitet“, wie das Bundeskriminalamt in Wiesbaden mitteilte. Die Fälle stammen aus Belgien, Deutschland und den Niederlanden sowie aus den neuen Teilnehmerländern Frankreich, Italien und Spanien.

„Mit dem erneuten Fahndungsaufruf erhofft sich die Polizei entscheidende Hinweise aus der Bevölkerung, die zur Identifizierung der unbekannten Frauen beitragen. Da in einem Großteil der Fälle internationale Bezüge vermutet werden, ist die Aktion länderübergreifend angelegt“, erklärte das BKA. Unmittelbar nach dem Start der Aktion sei bereits eine Frauenleiche identifiziert worden, es handele sich um eine Britin, deren Leiche 1992 in Belgien gefunden worden war.

In Deutschland wird „Identify Me“ unter anderem von Boxweltmeisterin Regina Halmich und ZDF-Sportmoderatorin Katrin Müller-Hohenstein unterstützt. „Wir wissen zwar noch nicht, wer ihr seid, aber wir haben euch nicht vergessen. Wir geben nicht auf, euch eure Namen zurückzugeben und euch ein würdiges Begräbnis zu geben. Gerechtigkeit ist keine Frage der Zeit“, sagte Halmich. (mit dpa)