RWE Power setzt am Kraftwerksstandort auf dem Knapsacker Hügel künftig auf regenerative Energie, Dienstleistungen und Kreislaufwirtschaft.
BraunkohleausstiegRWE setzt in Hürth-Knapsack auf Energie aus Klärschlamm, Sonne und Wind
Mit Ablauf des Jahres 2029 endet auf dem Knapsacker Hügel nach mehr als einem Jahrhundert das Braunkohlezeitalter. In den Kraftwerken Goldenberg und Ville-Berrenrath erlischt das Feuer – doch RWE Power will an dem Standort festhalten und setzt für die Zukunft auf regenerative Energien, Dienstleistungen und Kreislaufwirtschaft.
Derzeit seien Investitionen von 200 Millionen Euro geplant oder beschlossen, sagt Prof. Christian Forkel, Leiter der Sparte Veredelung. Mehrere Hundert Millionen Euro könnten folgen, so Forkel, wenn der Energiekonzern seine ehrgeizigen Ziele für Knapsack umsetzt.
RWE will Abnehmer in Hürth langfristig mit Wärme versorgen
Neben der Infrastruktur auf dem Industriehügel sprechen für RWE vor allem die benachbarten Abnehmer für den Standort. So will der Energiekonzern den Chemiepark, die Papierfabrik und die Fernwärmekunden der Stadtwerke langfristig mit Wärme und Prozessdampf versorgen.
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Ein Baustein ist die Klärschlammverbrennung, für Forkel ein „Leuchtturmprojekt der regionalen Energiewende“. Schon seit drei Jahrzehnten werden Schlämme aus kommunalen Kläranlagen im Umkreis von bis zu 100 Kilometern in den Kraftwerkskesseln mitverbrannt. Künftig soll der Klärschlamm auf Monoverbrennungsanlagen umgeschichtet werden.
Verbrennungsanlagen schaffen Entsorgungssicherheit beim Klärschlamm
Eine Anlage ist bereits genehmigt, die erste der beiden Verbrennungslinien befindet sich im Bau und wird 2026 in Betrieb gehen. Die zweite Linie soll 2027 folgen. Für eine weitere Anlage mit wiederum zwei Verbrennungslinien hat RWE Power das Genehmigungsverfahren auf den Weg gebracht. Insgesamt hätten die Anlagen dann eine Kapazität von 720.000 Tonnen pro Jahr und bleiben damit unterhalb der 900.000 Tonnen, die bislang zur Mitverbrennung genehmigt sind.
Neben einem Wärmeüberschuss, der bei der Verbrennung von Klärschlamm entsteht, leisteten die Anlagen einen Beitrag zur Entsorgungssicherheit von Kläranlagen. Die Verbrennung sei auch Grundlage für die ab 2029 vorgeschriebene Rückgewinnung von Phosphor aus dem Klärschlamm. Dafür suche RWE einen Partner. Forkel: „Das ist eine Technologie, die noch nicht in großtechnischen Anlagen erprobt ist.“
Kohlenstoffdioxid soll abgeschieden und verwertet werden
„Für mich ist Klärschlamm die edelste Form von Biomasse“, meint der RWE-Manager. Dafür sei weder der Verbrauch von landwirtschaftlichen Flächen noch der Einsatz von Altholz notwendig. Zwar gilt die Verbrennung von Klärschlamm als klimaneutral, doch RWE plant eine Anlage zur Kohlenstoffdioxid-Abscheidung. „Wir produzieren damit eine Negativ-Emission“, sagt Forkel. Die lasse sich in Emissionszertifikate ummünzen. Über die Nutzung des grünen Kohlenstoffdioxids befinde sich RWE in Gesprächen mit einem Gasverwerter in Knapsack.
Neben der Klärschlammverbrennung setzt RWE in Knapsack auf Sonnen- und Windkraft. Bereits 2025 will der Energiekonzern eine schwimmende Photovoltaikanlage mit 16 Megawatt Spitzenleistung auf einem Klärteich westlich des Knapsacker Hügels errichten. Auch in Windräder will RWE investieren, wenn die Politik dafür die Voraussetzungen im Regionalplan schafft.
Aus dem Strom könnte in einer Elektrolyseanlage grüner Wasserstoff produziert werden, aus dem sich in Verbindung mit dem CO₂ zum Beispiel Bio-Kerosin für Flugzeuge erzeugen ließe. Doch das ist noch Zukunftsmusik – genauso wie ein mit Wasserstoff befeuertes Gas- und Dampfturbinenkraftwerk.
Fest eingeplant ist aber schon ein elektrischer Hilfsdampfkessel, der die Versorgung der Wärmeabnehmer sicherstellen und 2026 in Betrieb gehen soll. Das Gesamtkonzept soll bis 2029 stehen, kündigt Forkel an. Er geht davon aus, dass rund 100 Arbeitsplätze bei RWE auf dem Knapsacker Hügel erhalten bleiben. Zurzeit beschäftigt der Energiekonzern dort 300 Menschen.