Die Stadtwerke planen für das neue Jahr fast 150 Fernwärme-Baustellen im Stadtgebiet. Meist werden Häuser ans Netz angeschlossen.
Viele Baustellen auch in 2024Immer mehr Hürther lassen sich an die Fernwärme anschließen
Mitte der Woche wird die Severinusstraße in Hermülheim für mehrere Wochen – mit Unterbrechung für den Karnevalszug – voll gesperrt. Grund ist der Anschluss eines Hauses an die Fernwärme. Ähnliche Meldungen gab es im vergangenen Jahr aus vielen Stadtteilen. Neben Hausanschlüssen ging es um Reparaturarbeiten am Leitungsnetz. Doch dem Eindruck mancher Hürther, dass die Zahl der Fernwärmebaustellen mit Auswirkungen auf den Verkehr zugenommen habe, widersprechen die Stadtwerke.
„Eine signifikante Häufung der kurzfristigen Baustellentätigkeit der Stadtwerke im Bereich der Fernwärme ist nicht festzustellen“, schreibt Verwaltungssprecherin Fabricia Karutz auf Anfrage. Seit jeher gebe es im gesamten Netzbereich aber „Verdichtungsmaßnahmen“, das heißt, neue Gebäude werden angeschlossen. Und da sei die Zahl tatsächlich etwas gestiegen, weil immer mehr Haushalte sich aus ökologischen und wirtschaftlichen Gründen für die Fernwärme entscheiden würden.
Neue Fernwärmeleitung quer durch Efferen gezogen
Teils sind die Neuanschlüsse mit Großbaustellen verbunden, wie die Versorgung des neuen Quartiers am Grüngürtel, für die eine neue Fernwärmeleitung quer durch Efferen gezogen werden musste. Rund 7600 Hausanschlüsse ans Fernwärmenetz gibt es derzeit, etwa 60 Prozent der Hürther Haushalte werden versorgt. Im vergangenen Jahr seien 110 Häuser neu angeschlossen worden. Für dieses Jahr rechnen die Stadtwerke mit 130 neuen Hausanschlüssen.
Aber auch für Reparaturen, Erneuerungen und Instandhaltungsarbeiten müssen die Stadtwerke die Straße aufbuddeln und Rohre freilegen. Die Leitungen, so Karutz, hätten eine technische Lebensdauer, die von Faktoren wie Druck, Temperatur und Durchfluss beeinflusst würden.
„Der aktuelle Zustand von erdverlegten Leitungen lässt sich nicht visuell prüfen und dokumentieren, so dass der Versorger auf Messungen durch Überwachungssysteme angewiesen sind“, erklärt die Sprecherin. „Diese Ergebnisse werden bei uns kontinuierlich überwacht sowie ausgewertet und die vorbeugenden Instandhaltungen danach geplant.“ Im vergangenen Jahr habe es 16 solcher Netzbaustellen gegeben. Für dieses Jahr rechnen die Stadtwerke mit ähnlich vielen.
Wärmeversorgung stellt Stadtwerke Hürth vor Herausforderungen
Dennoch könnten Rohrbrüche im Netz, das eine Gesamtlänge von 270 Kilometern hat, nicht ausgeschlossen werden. Im Sommer 2023 gab es ein Leck in einer Hauptversorgungsleitung am Otto-Maigler-See. 2100 Haushalte in Berrenrath und Gleuel hatten drei Tage lang kein warmes Wasser. Meist haben die Schäden aber nicht so große Auswirkungen und sind schnell repariert, so wie Anfang Dezember in Stotzheim.
Eine Großbaustelle stellt die Stadtwerke unterdessen vor Herausforderungen: der Ausstieg aus der Braunkohle. Immer noch stammen große Wärmemengen aus dem Goldenbergkraftwerk in Knapsack. Zwar steuert die Orion-Rußfabrik an der Stadtgrenze zu Köln inzwischen den größeren Teil aus Abwärme bei, doch auch diese Mengen schwanken jahreszeitlich bedingt.
Die Wärmelieferung von Orion, durch die kein zusätzliches CO₂ freigesetzt werde, stelle ein „sehr gutes Fundament für die Zukunft“ dar, so Karutz. Darüber hinaus würden alle Optionen geprüft – von der Erschließung weiterer Abwärmequellen bis zum Bau eines Heizkraftwerks. Neben der Einhaltung ökologischer Ziele hätten die Stadtwerke „bezahlbare Wärmepreise im Fokus“.