Deutschland hat ein Grundwasser-Problem. Auch in der Region gibt es immer weniger. Wir schauen auf Daten, Fakten und Folgen – und speziell was das für die Stadt Zülpich bedeutet.
Grundwasser in EuskirchenWieso der Zülpicher See immer weniger Wasser hat
Dass der Wasserspiegel des Zülpicher Sees gesunken ist, ist nicht zu übersehen – trotz aller kosmetischer Maßnahmen. So schüttet die Seepark gGmbH jedes Jahr neuen Sand auf den Strand. Der ansässige Segel- und Ruderclub hat die Stege angepasst. Mehr als ein Meter hat sich das Wasser seit der Landesgartenschau 2014 zurückgezogen – Tendenz steigend.
Der Rückgang des Wasserstandes des Wassersportsees wird sich nach aktuellen Prognosen des Erftverbandes in den nächsten zehn bis 15 Jahren fortsetzen. Der Erftverband rechnet damit, dass in den kommenden Jahren der Wasserspiegel um weitere 50 Zentimeter sinkt. Da der Zülpicher See keinen natürlichen Zufluss hat und damit ausschließlich grundwassergespeist ist, haben Veränderungen des Grundwasserstandes auch direkte Auswirkungen auf den Wasserstand.
Seepark gGmbH macht Tagebau verantwortlich
„Zurückzuführen ist der Rückgang des Grundwasserspiegels und damit des Pegels des Wassersportsees sowohl auf menschliche als auch auf natürliche Einflüsse – etwa im Verhältnis 50 zu 50“, sagt Jan Blatzheim, Pressesprecher der Seepark gGmbH: „Zu den menschlichen Einflüssen gehören die enormen Grundwasserabsenkungsmaßnahmen des Tagesbaus Inden, die sogenannten Sümpfungsmaßnahmen, die sich auch in Zülpich noch deutlich bemerkbar machen. Die lokalen Grundwasser-Entnahmen spielen demgegenüber eine untergeordnete Rolle.“
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Erst nach Ende des Tagebaus werde nach dem Abstellen der dortigen Pumpenanlagen in einem jahrelangen Prozess der Grundwasserstand in der Region wieder langsam ansteigen. Zu den natürlichen Einflüssen gehören laut Blatzheim die klimawandelbedingten niederschlagsarmen Sommer, insbesondere die Dürrejahre 2018 und 2019, die die Grundwassersituation weiter verschärft hätten.
Verunreinigung des Sees hat unmittelbare Folgen für Trinkwasser
Eine wissenschaftlich abgesicherte Prognose der zukünftigen Entwicklung sei schwierig, weil bereits eine Aufeinanderfolge von mehreren „nassen“ Jahren den weiteren Rückgang des Grundwasserspiegels auch abschwächen könne. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurde geprüft, beispielsweise den temporär wasserführenden Vlattener Bach wieder an den Wassersportsee anzubinden oder das anfallende Niederschlagswasser von Neubaugebieten dem See zuzuführen.
Beides sei von Wasserexperten aus qualitativen Gründen zum Schutz des Trinkwassers abgelehnt worden, so der Pressesprecher: „Eine Verunreinigung des grundwassergespeisten Sees würde nämlich unmittelbare Folgen auf die Wassergewinnungsanlagen und damit die Trinkwasserqualität haben.“ Durch die Verlandung der Flachwasserzonen hat sich die Gesamtfläche des Sees von bislang 83,2 Hektar im Jahr 2010 um 1,5 auf 81,7 Hektar (2019) reduziert.
Zülpicher See: Am Nordwestufer wird neu angepflanzt
Der für den Wassersport nutzbare Bereich werde sich künftig nicht nennenswert verändern, sodass die Sport- und Freizeitnutzungen des Wassersportsees nachhaltig nicht gefährdet seien. Gravierend seien hingegen die Auswirkungen in den Flachwasserzonen an der Südwestseite des Sees. Dort befinden sich alle baulichen Anlagen der Wassersportvereine und des Seeparks.
Der Pegelrückgang und der damit verbundene stetige Rückzug der Uferlinie haben zur Folge, dass seit vielen Jahren mit großem baulichem Aufwand in regelmäßigen Abständen die Bootsstege und die Uferbereiche an den neuen Wasserstand angepasst werden müssen. Um die Folgen des Verlandungsprozesses zu kompensieren, werden seit einigen Jahren am Nordwestufer des Sees im Seepark umfangreiche standortgerechte Neuanpflanzungen in den Flachwasserzonen vorgenommen.
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300 Tonnen Sand pro Jahr für Badestelle
„Diese sollen auch dazu beitragen, der Überhitzung des Gewässers entgegenzuwirken und die nachhaltige Verbesserung der Wasserqualität und das Ökosystem See zu fördern, indem die Selbstreinigung des Wassers gefördert wird“, so Blatzheim. Fachlich begleitet werden diese Vegetationsmaßnahmen vom Biologen Dr. Wolfram Kunick, Bornheim. Im Mai 2021 wurde die bepflanzte Uferfläche nochmals um 250 Quadratmeter erweitert. Dabei wurden laut Blatzheim vorgepflanzte Röhrichtmatten in die Uferzone eingebracht.
Diese und weitere Klimaresilienzmaßnahmen wurden vom Land NRW mit insgesamt 57.800 Euro aus dem Sonderprogramm „Klimaresilienz in Kommunen“ gefördert. An der Badestelle werden zudem jährlich rund 300 Tonnen Sand neu eingebracht.
Dauerhafte Maßnahmen werden nötig sein, um die Qualität des Sees zu erhalten
„Diese Maßnahme der Seepark gGmbH gründet nicht aus einem rein ästhetischen oder komfortbezogenen Aspekt, sondern ebenfalls zum Schutz der Wasserqualität im gesamten Wassersportsee Zülpich. Die Maßnahme wirkt einer Verschlammung der Flachwasserzone sowie der direkten Einbringung von Nährstoffen aus der Biomasse, die durch den eingebrachten Sand überlagert werden, entgegen“, erklärt Blatzheim: „Jährlich fallen dadurch Kosten von rund 5000 Euro an.“Nach Angaben der Seepark gGmbH werden dauerhafte Maßnahmen nötig sein, um den unabwendbaren weiteren Rückgang des Wasserpegels ökologisch bestmöglich zu nutzen und die bereits sehr gute Qualität des Wassers und der Uferzonen weiter zu fördern.