22 Supermarkt-Weine im TestDas sind die besten Rot-, Weiß-, und Schaumweine fürs Fest
Lesezeit 12 Minuten
Köln – Mittlerweile ist die Weinverkostung vor Weihnachten ein fester Termin im Magazin-Kalender. Auch in diesem Jahr haben wir uns nicht abschrecken lassen und uns unter strikter Einhaltung der Corona-Hygieneregeln zum Probieren in der Redaktion verabredet. Vorher sind wir durch die Discounter, Supermärkte und Bioläden der Stadt gestreift, um für jeweils maximal 30 Euro eine spannende Weinauswahl zusammenzustellen. Unser Ziel: Für jeden Geschmack und Geldbeutel einen überzeugenden Tropfen zu finden.
Dieses Mal haben wir, im Gegensatz zu anderen Jahren, auf den Kauf von namhaften Appellationen verzichtet. Regelmäßig verkoste ich unter anderem Discounter-Champagner und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich die Idee vom billigen Aldi-Prickler, der wie feinster Champagner schmeckt, für eines der hartnäckigsten urbanen Märchen halte.
Also haben wir uns auf günstigeren Alternativen wie Crémant, Prosecco und Sekt konzentriert. Hier lässt sich allerdings konstatieren, dass ein paar Euro mehr gut angelegt sind. Besonders gefallen hat uns ein Winzersekt aus dem Rheingau. Der kostet zwar so viel wie ein Discount-Champagner, überragt diesen in Qualität und Geschmack aber um ein Vielfaches.
Bei Weiß- wie Rotwein konnten Aldi und Lidl hingegen punkten. Erstaunlich gut war der günstige weiße Tropfen aus Italien und der Bordeaux. Eine echte Überraschung war auch die Liebfraumilch, den wir den Weinfreunden empfehlen können, die es nicht so trocken mögen. Gerade an Weihnachten gibt es viele traditionelle Lieblingsgerichte wie etwa Leberterrine, zu denen man einen halbtrockenen Weißwein gut kombinieren kann. Beim würzigen Grauburgunder vom Kaiserstuhl haben sich die Geister geschieden. Nur die etwas erfahrenen Verkoster in der Runde schätzten die betont trockene und würzige Art.
Auf den weißen Testsieger von der Loire konnten wir uns dann wieder alle einigen. Diesen besonders eleganten und delikat duftenden Sauvignon Blanc würden wir zu Lachsgerichten und feinen Vorspeisen servieren.
Das durchweg höchste Qualitätsniveau haben wir bei den ausgesuchten Rotweinen festgestellt. Der kraftvolle Klassiker Chianti hat uns ebenso geschmeckt wie die saftigen Pinot Noir aus heimischen Gefilden. Hier sei besonders der Spätburgunder von der Winzergenossenschaft Mayschoss von der Ahr erwähnt. Das neue und junge Team, dass seit ein paar Jahren die Geschicke dieser Kooperative leitet, leistet durchweg überzeugende Arbeit. Im Test hatten wir einen halbtrockenen Vertreter im Glas, aber auch die trocken ausgebauten Weine des Hauses sind ein echter Genuss zum stets fairen Preis. Der Testsieger war dann eine Überraschung. Die kraftvolle wie saftige Cuvée aus Syrah, Cabernet Sauvignon, Carmenère und Malbec kommt nämlich aus Chile. Neben der Qualität hat uns auch hier der Preis überzeugt.
Bewertung
Bewertung
Unter 10 Punkte: FehlerhaftWein mit mehr oder weniger ausgeprägten Weinfehlern (z.B. Essigstich)
10 - 12 Punkte: Annehmbar Einfacher Wein, kein Fehler, aber nicht aufregend, kurzer Nachhall
12 - 14 Punkte: GutAnsprechend, bereitet Trinkvergnügen, davon trinken wir gerne mehr!
14 - 16 Punkte: Sehr gutHochwertiger Wein mit guter Struktur, Harmonie und Nachhall
18 -20 Punkte: Großartig Zeigt besonders seine Herkunft, finessenreich, langanhaltend,Weltklasse
Wir hoffen, dass etwas Spannendes für Sie dabei sein wird. Joachim Frank, Eva Fiedler, Jenny Meyszner und ich wünschen Ihnen jedenfalls ein wunderbares Weihnachtsfest.
Die Schaumweine
Der Überzeugende: 17 Punkte (Testsieger 2020)
Mark Barths Leidenschaft ist die Sekterzeugung. Seine Sekte gehören zurecht zu den besten Deutschlands. Schon die sehr feine, langanhaltende Perlage hat uns überzeugt. Im Duft zeigten Aromen von Pfirsich, Zitrusfrüchten, Earl Grey, Toast und Brioche. Dieser Schaumwein schmeckt prickelnd, saftig, angenehm trocken und ist sehr langanhaltend. Für uns ein idealer wie eleganter Aperitif zu den Festtagen. Allerdings auch der teuerste im Test.
„Das ist ein angenehmer Geruch!“ betonte Jenny Meyszner. Im Glas zeigte dieser Frizzante einen Duft von Weinbergspfirsich, Jasminblüten und Aprikosen. Ein Prosecco der ein raffiniertes Spiel zwischen knackiger Säure, cremiger Kohlensäureperlage und angenehm trockener Art entfaltete. „Ein erfrischender Aperitif der eindeutig Prosecco-Feeling vermittelt“, brachte es Joachim Frank auf den Punkt. Auch der Preis hat überzeugt.
„Schön blasslachse Farbe“, beschrieb Eva Fiedler den ersten Eindruck. In der Nase zeigte sich ein zartduftiges Aroma von Hibiskusblüten, roten Kirschen, Himbeeren und Hefetönen. Auch dieser Schaumwein fiel angenehm trocken und damit süffig aus. Die cremige, feinschäumende Textur wirkte animierend. Nur der kurze und bittere Nachhall sorgte für Punktabzug. Es ist ein solides Alltagsprodukt, allerdings nicht unbedingt für die Festtage.
Prosecco Frizzante Rosé / La Jara7,45 EuroTemma
Der Solide: 12 Punkte
Ein gutes, wenn auch nicht sonderlich aufregendes Produkt ist dieser Crémant von Lidl. Mit seinen Aromen von grünem Apfel, Zitrone sowie etwas Hefenoten wirkte er typisch. Ein Schaumwein der angenehm trocken schmeckt, allerdings etwas zu intensiv am Gaumen aufschäumt und nicht sonderlich lange anhält. Sicherlich ein solider Alltagsbegleiter, der aber keine Festtagsstimmung aufkommen lässt.
Crémant de Loire Brut5,79 EuroLidl
Der Fruchtige: 12 Punkte
Ein Prosecco der durchaus sauber ausfällt, aber uns nicht begeisterte. Im Duft dominierten Kaltgär-Aromen von Banane, Gletscherbonbon, Weingummi und Pfirsich. „Riecht sehr blumig und fruchtig“, war auch der Eindruck von Joachim Frank. Am Gaumen wirkte der Frizzante angenehm trocken und fein schäumend, war aber kurz und spröde im Nachhall. Zudem schmeckte die Säure besonders intensiv hervor.
Schon beim Einschenken fiel die sehr grobe und intensiv aufschäumende Kohlensäure auf. Der Geruch wirkte betont medizinal und hat uns allesamt nicht überzeugt. Insgesamt roch dieser Sekt zurückhaltend nach grünem Apfel, Wachs und Lanolin. Auch am Gaumen wirkte die Kohlensäure aggressiv und machte wenig Lust auf einen zweiten Schluck. Ein Sekt, den wir nicht empfehlen können.
Geldermann Sekt Brut6,79 EuroHit
Der Kratzige: 10 Punkte
Die attraktive Erdbeerfarbe hat uns zunächst neugierig gemacht. Doch weder in Geruch noch Geschmack konnte dieser Schaumwein überzeugen. Der Duft fiel dumpf aus und hatte nichts von beerigen Fruchtaromen, wie man sie bei dieser Farbe erwartet hätte. „Der kratzt im Hals“, kommentierte Jenny Meyszner. Denn die Säure wirkte spitz und die Kohlensäure schäumte am Gaumen aggressiv auf.
Crémant de Bordeaux Rosé Brut5,99 EuroAldi
Die Weißweine
Der Elegante: 17 Punkte (Testsieger 2020)
Dieser elegante Sauvignon hat uns besonders gefallen, auch weil er sein Sortenaroma nicht plakativ vor sich herträgt. Im Duft ist er dezent mit Aromen von Wiesenkräutern, Limette, Stachelbeere, Melone sowie kreidigen Anklängen. Am Gaumen überzeugt er mit einer seidigen Textur, saftiger Frische und betont trockenem Ausbau. Ein mittelkräftiger Weißwein der zum Beispiel gebeizten oder geräucherten Lachs ideal begleitet.
Christoph Hammel, der rührige Winzer aus der Pfalz, hat die verschmähte Liebfraumilch neu aufgelegt. Wegen des hübschen Etiketts ist er im Einkaufskorb gelandet. Doch auch der Inhalt hat uns trotz aller Vorurteile überzeugt. „Angenehm blumig und fruchtig“, meinte Jenny Meyszner dazu. „Erstaunlich gut“, war der Kommentar von Joachim Frank. Neben seinem Bukett hat uns auch der ausgewogene, halbtrockene Ausbau überzeugt. Ein Wein den wir uns zu Wildterrinen mit Preiselbeeren, wie zu Kürbisgerichten vorstellen konnten.
Das ist ein typischer Grauburgunder vom Kaiserstuhl. Im Glas zeigen sich kräftige Aromen von Birne, Pfirsich, Jod aber auch rauchige wie speckige Töne. Es ist ein mittelkräftiger wie betont trocken ausgebauter Burgunder, mit zart cremiger Textur und langem wie fein meersalzigem Nachhall. Es ist ein Weißwein mit Statur, der zu Hauptgerichten wie Kalbskotelett oder Poulardenbrust eine sehr gute Figur machen wird.
Mit dem Wort „lecker“ hat Jenny Meyszner unsere Eindrücke zu dem Wein treffend zusammengefasst. Uns allen haben die unkomplizierten feinen Aromen von Birne, Limettenschale, Minze und Banane gefallen. Der Wein ist trocken, moderat in der Säure und zeigt im Finish einen animierenden Schmelz. „Den kann man den ganzen Abend durchtrinken“, war das Fazit von Eva Fiedler.
Hinter diesem überzeugenden Wein steht der bekannte Winzer Roman Niewodniczanski. Im Duft zeigt er die für Mosel-Rieslinge typische Aromen von gelben Früchten, Zitrustönen, Minze, Steinobst sowie rauchige Würze. Der Wein ist angenehm trocken ausgebaut, wirkt mineralisch im Finish und fällt mit 12% Alkohol angenehm leicht aus. Es ist ein solider Riesling. Allerdings gibt es zu dem Preis auch viele andere überzeugende Weine.
In Sachen Preis-Genussverhältnis ist dieser Weißwein unschlagbar. Im Duft sehr sauber und klar, mit zurückhaltenden Aromen von Steinobst, Zitrustönen und weißen Blüten. Der Wein ist feinherb ausgebaut, die Säure ist moderat und die 13% Alkohol sind eingebunden. Es ist ein mittelkräftiger Essensbegleiter, der einen breiten Geschmack treffen wird. Für alle Italienfans geeignet, die sonst auch gerne Lugana oder Pinot Grigio trinken.
Grande Alberone Bianco halbtrocken / Terre Siciliane3,99 EuroAldi
Der Kräftige: 14 Punkte
Schon die intensive hellgelbe Farbe lässt erahnen, dass man hier einen kräftigen Weißwein vor sich hat. Das Bukett mit Aromen von Vanille, Toast und Rauch verrät eindeutig den Fassausbau dieses Chardonnays. Hinzu kommen Aromen von Aprikosen, Melone und Nussbutter. Der Wein fällt mit 13% kräftig aus. Die Textur ist cremig und vollmundig. Ein Wein für Barriquefans und ein idealer Begleiter zu kräftigen Geflügelgerichten.
„So stelle ich mir Rotwein vor: vollmundig und klasse!“, war der Kommentar von Eva Fiedler. Jenny Meyszner schwärmte von den intensiven Aromen von Cassis, Pflaume, Tabak, Kirsche und Toast. Am Gaumen ein kräftiges aber ganz abgerundetes Tanningerüst, das mühelos von der saftigen Frucht balanciert wird. Neben dem feinen, langen Nachhall hat uns auch der Preis begeistert. Einstimmig haben wir diesen Wein zum Testsieger gekürt.
2019 Quatro Mont Gras / Chile7,76 EuroE-Center
Der Erstklassige: 17 Punkte
Diesen Wein haben wir im Glas ein wenig Zeit und Luft gegönnt, dann hat sich ein wunderbares Bukett entfaltet. Es zeigten sich Aromen von Sauerkirschen, Waldbeeren, ätherische Kräuternoten, Lakritze, Toast und Vanille. Es ist ein kräftiger wie erstklassiger Rotwein mit Statur und kräftigem Tanningerüst. Ein Wein der zu einem kräftigen Schmorgericht passt, den man aber auch einem Weinkenner schenken kann.
2016 Lamole di Lamole / Chianti Classico11,99 EuroGaleria Kaufhof
Der Gefällige: 16 Punkte
In der Nase zeigen sich intensive Aromen von reifen Kirschen, Feigen, Pflaumen sowie Noten von Kräuterlikör, rauchige Würze und dunkler Schokolade. Der Wein ist angenehm trocken ausgebaut und wirkt mit seiner vollmundigen Art sowie seinem Schmelz sehr gefällig. Es ist ein kräftiger wie fruchtiger Rotwein der jene Weinfreunde überzeugen wird, die auch gerne Primitivo trinken.
2018 Alcione Negroamaro / Felline6,99 EuroAldi
Der Feine: 16 Punkte
„Der gefällt mir sehr gut“, fasste Joachim Frank seine Eindrücke zusammen. Besonders überzeugt haben uns die saftigen Aromen von roten Beeren, Kirschen und Liebstöckel. Am Gaumen wirkte der Wein fein, ausgewogen und seidig im Tanningerüst. Es ist ein mittelkräftiger wie angenehm trocken ausgebauter Rotwein den wir uns gut zu Wildgerichten wie Hirschgulasch aber auch zur Ente vorstellen konnten.
2018 Pinot Noir Organic for Live / Weingut Rieger / Baden8,50 EuroTemma
Der Raffinierte: 16 Punkte
Schon die kirschrote Farbe wirkt animierend. Im Duft zeigen sich Aromen von frischen Kirschen, roten Beeren aber auch Chili und Anis. Der Wein ist trocken ausgebaut und bekommt durch sein raffiniertes Spiel zwischen belebender Säure, Frucht und seidigem Tannin richtig viel Trinkfluss. Es ist ein mittelschwerer Rotwein der mit seiner Frische einen willkommenen Kontrapunkt zum üppigen Gänsebraten setzen kann.
2018 Zweigelt vom Heideboden / Meinklang10 EuroDenn’s
Der Knaller: 16 Punkte
Die älteste Winzergenossenschaft der Welt hat ihren Sitz im Ahrtal und ist seit jeher eine sichere Bank für überzeugende Spät- wie Frühburgunder. Wir haben uns dieses mal einen halbtrockenen Vertreter vorgenommen. Im Duft zeigten sich Aromen von Amarenakirsche, Liebesapfel, Marzipan und Rauchspeck. Ein Wein für Freunde des halbtrockenen Rotweins und für uns der Knaller zum rheinischen Sauerbraten.
2017 Nikolaus N Spätburgunder halbtrocken / Mayschoss / Ahr7,75 EuroHit
Der Erstaunliche: 15 Punkte (Preis-Genuss-Tipp)
Erstaunt hat uns dieser Bordeaux für wirklich kleines Geld. Natürlich konkurriert dieser Wein nicht mit einem Grand Cru Classé aber er verrät mit seinen Aromen von Cassis, Kirsche, Graphit und Zigarrenkiste durchaus seine berühmte Herkunft. Es ist ein trockener Rotwein, mit feiner Säure und mit seinem griffigen Tannin wird er sehr gut kurzgebratenes vom Rind oder Lamm begleiten. „Völlig ok“, war da nicht nur das Fazit von Joachim Frank.
2018 Bordeaux Superieur3,28 EuroLidl
Der Klassiker: 14 Punkte
„Typisch Rioja“, sagte Jenny Meyszner zu diesem Rotwein und meinte damit nicht nur sein Bukett mit Aromen von roten Beeren, Wacholder, Vanille und Kokos. Auch der zarte Duft von Weihnachtsgewürzen haben alle mit dem spanischen Klassiker verbunden. Der Wein ist trocken ausgebaut, das Gerbstoffgerüst ist mittelkräftig und fällt mundfüllend samtig aus. Nur das betont milchige Finish hat uns an dem sonst soliden Produkt gestört.