Umwelt im Veedel schützenHeimische Früchte vom Baum ernten
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Langel – Gute drei Jahre ist es her, dass eine Gruppe engagierter Mitglieder des Nabu (Naturschutzbund) die Pflege der Wiese am Hitdorfer Fährweg – auch als Fährwiese bekannt – wieder aufgenommen hat. Es habe schon früher eine Gruppe gegeben, die sich hier lange Zeit für die Pflege eingesetzt habe, so Dr. Horst Bertram, Vorsitzender des Nabu Stadtverbandes Köln. Doch die löste sich dann auf, und so verwilderte die Wiese.
Glücklicherweise hat sich das wieder geändert – etwa einmal im Monat treffen sich die Naturliebhaber und „schuften“. „Es ist in der Tat viel Arbeit, aber es macht auch viel Spaß“, weiß etwa Volker Unterladstetter, Wiesen-Experte von der Nabu Naturschutzstation Leverkusen-Köln. „Wir haben schon einiges erreicht, wollen aber noch besser werden“, fügt Birgit Röttering, Geschäftsführerin Nabu Stadtverband Köln, hinzu. „Wir wollen künftig noch mehr Öffentlichkeitsarbeit machen“, so Röttering weiter.
Im letzten Jahr gab es schon ein Sommerfest mit selbst gepresstem Apfelsaft. Das wird es auch in diesem Jahr geben. „Aber wir wissen noch nicht, wie viel Saft wir wirklich herstellen können“, so die Gruppe. „Schauen Sie mal, die Äpfel sind alle schon vom Baum gefallen – das war im letzten Jahr schon so, in diesem Jahr ist es noch schlimmer“, erklärt Unterladstetter die Befürchtung, es könne zu wenig Saft geben. Dieser Umstand sei eine direkte Folge des Klimawandels: Der Boden sei ausgetrocknet und die Bäume seien durch die Trockenheit im Stress. „Die Bäume kommen in echte Not – daher werfen sie ihre Früchte ab“, so Unterladstetter. Gegen die Trockenheit komme niemand an. Mit einem einfachen Gießen der Bäume sei es nicht getan.
Die Naturfreunde sind am Samstag, 28. September, von 11 bis 15 Uhr auf der Wiese an der Ecke Alte Römerstraße / Hitdorfer Fährweg und freuen sich über interessierte Gäste. Es wird frisch gepressten Apfelsaft, aber auch Kaffee und Kuchen geben – und viele angeregte Gespräche rund um den Klima- und Umweltschutz und die Frage, wie sich jeder dafür engagieren kann. Die Geschäftsstelle gibt zu diesen Themen, aber auch zu der Streuobstwiese unter Kölner Ruf 790 28 89 gerne Auskunft. (jtb)
Artenviefalt und Schnittaktionen
Dennoch und unabhängig von diesen sichtbaren Folgen des Klimawandels sind alle Beteiligten aktiv dabei, die Wiese weiter zu einem artenreichem Biotop werden zu lassen. „Wir haben ein Wildbienenhotel, wir mähen auf eine ganz bestimmte Art und Weise, wir pflanzen bestimmte Kräuter an“, erklärt Unterladstetter weiter. „Die Wiese soll und kann für alle Kölner, die das interessiert, auch ein Beispiel sein, wie man zu Hause den eigenen Garten anlegen kann“, berichtet er weiter. „Es ist eben die Kunst, den Menschen zu erklären, dass eine gewisse Unordnung, zum Beispiel weil man trockenes Holz liegen lässt, der Artenvielfalt nützt“, erläutert er.
Auch der Blühstreifen, der in der Mitte angelegt wurde, hat viele Arten wieder aufleben lassen. Als die Gruppe die Wiese übernahm, war diese noch artenarm und ungepflegt. Das hat sich geändert. Der Obstbaumbestand ist beachtlich: Fast 70 Hochstamm-Obstbäume verschiedenen Alters stehen hier. Die meisten Bäume sind 25 bis 30 Jahre alt. Unter den Arten befinden sich vor allem Äpfel und Birnen, aber auch Pflaumen und Süßkirschen stehen hier. „Etwas problematisch ist das für uns, da wir so über einen längeren Zeitabstand immer wieder zum Ernten kommen müssen. Da könnten wir noch Unterstützung brauchen“, gibt Bertram zu. Natürlich könne auch jeder vorbeikommen und für die Hand einen Apfel ernten. Wenn er größere Mengen ernten möchte, wäre eine vorherige Absprache mit der Gruppe allerdings wünschenswert, so die Obstwiesenpfleger.
In den letzten Jahren sind alle Bäume geschnitten worden. „Wir machen auch in diesem und in den nächsten Wintern eine Schnittaktion – dazu sind interessierte Gäste sehr willkommen. Fragen, wie man im eigenen Garten die Bäume schneiden soll, beantworten wir dann gerne“, ergänzt Wiesen-Experte Michael Lakermann. Richtig spannend sind auch die Namen der Obstsorten, die hier schon identifiziert wurden: Definitiv dabei sind die Apfelsorten Ontario, Weißer Klarapfel, Goldparmäne und 'Schöner aus Boskop'. „Wirklich ganz toll sind diese alten Namen“, freut sich Unterladstetter. Im Rahmen des vom Umweltministerium finanzierten „Netzwerks Streuobstwiesenschutz.NRW“ des Nabu Landesverbandes wurde im Herbst die Obstwiese des Kölner Nabu in Worringen-Langel als „vorbildlicher Streuobstbestand in NRW“ ausgezeichnet (die Rundschau berichtete).
Viele Tiere sind hier zu finden
Um die Wiese weiter ökologisch aufzuwerten, haben die Beteiligten schon Wildsträucher nachgepflanzt. Gemäht wird mit Handsense und Balkenmäher. Das Mahdgut (gemähtes Gras) wird sorgfältig von der Fläche entfernt, um den keimenden Jungpflanzen gute Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten. Inzwischen konnten schon Pflanzen wie das „Echte Labkraut“, die Esels-Wolfsmilch und die Saat-Wicke und andere mehr gesichtet werden.
Neubürger auf der Wiese sind auch die Erdhummel, die gewöhnliche Löcherbiene, der Grünspecht und viele andere Tiere. „Nur den Steinkauz konnten wir leider noch nicht sichten“, bedauert Michael Häser vom Ornithologischen Arbeitskreis der Nabu. Er wohnt in Blumenberg und begrüßt es, dass die kostbare Wiese so nah gelegen ist. „Wir wollen noch vieles erreichen, denn die Wiese hat auch eine kulturhistorische Bedeutung“, fügt Unterladstetter hinzu. Denn früher habe man die vielen Apfelsorten kultiviert, um für verschiedene Anlässe den richtigen Apfel zu haben. Heute gehen die Menschen stattdessen in den Supermarkt. „Und da sind wir wieder beim Thema: Wir müssen alle etwas tun, um das Klima zu retten, dazu gehört auch Verzicht“, ergreift Lakermann wieder das Wort.
Dialog: Welche Erfahrungen haben Sie zum Thema gemacht? Oder haben Sie Tipps, wie man in seinem Veedel umwelt- und klimafreundlich aktiv werden kann? Wir freuen uns über Ihre Zuschriften an die Kölnische Rundschau, Stolkgasse 25-45, 50667 Köln oder per E-Mail.
kr.stadtteile@kr-redaktion.de
Für die Obstbaumwiesen in den Veedeln werden noch Helfer gesucht
Städtische Wiesen: Über Ehrenamtler, die sich für die Pflege der folgenden öffentlichen Streuobstanlagen einsetzen möchte, freut sich das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen. Ansprechpartnerin ist hier Frau Heller unter der Rufnummer 0221/221-26037.
Roggendorf/Thenhoven: Wiese am Neubaugebiet Norfer Weg / Sinnersdorferstraße, Obstbaumreihe GFA/Worringer Landstraße / Norfer Weg, Obstbaumreihe Worringer Landstraße / Stadtgrenze
Volkhoven/Weiler: Obstbaumreihe Eler und Regio-Projekte / Weiler / Dresenhof-weg
Fühlingen: Obstbaumreihe Am Blutberg
Seeberg: Grünzug Seeberg-Nord
Heimersdorf: Grünanlage Giershauser Weg
Lindweiler: Grünanlage Erbacher Weg
Chorweiler: Grünzug Chorweiler-Nord
Sonstige Wiesen: Für die Pflege der dieser Obstanlagen sucht der Nabu Naturschutzstation Leverkusen-Köln (www.nabu-station-l-k.de) / Stadtverband Köln noch zusätzliche Helfer. Fragen werden telefonisch unter Ruf 02171/ 73 499-11 jeweils montags bis freitags zwischen 8 und 12.30 Uhr sowie von 13 bis 16.45 Uhr beantwortet; Email: info@nabu-station-l-k.de
Merkenich: Obstwiese in der Rheinaue Worringen-Nord, Obstwiese in der Rheinaue Worringen-Süd, Obstwiese am Hitdorfer Fährweg, Obstwiese St. Amandus, Obstwiese am Kasselberger Weg