Vincent Moissonnier erklärt, wie Gäste sich beim Eintreffen richtig verhalten und was man beim Aperitif beachten sollte.
Vincent Moissonnier erklärtWie Sie sich beim Ankommen im Restaurant richtig verhalten
Wenn Sie im Restaurant einen Tisch reserviert haben, gebietet es die – Ihnen von Natur aus gegebene – Höflichkeit, zur vereinbarten Zeit einzutreffen. Da es immer passieren kann, dass Sie zu spät aus dem Büro oder von zu Hause aufgebrochen sind, im Stau stehen oder von einem KVB-Ausfall betroffen sind, empfiehlt es sich, Verzögerungen von mehr als einer Viertelstunde mitzuteilen. Manche gut frequentierte Lokale vergeben nämlich die Tische, die nach einer bestimmten Wartefrist frei bleiben.
Umgekehrt kann es vorkommen, dass Sie pünktlich an Ort und Stelle sind, Ihr Tisch aber noch besetzt ist. Das spricht entweder für die Gastlichkeit des Hauses oder für das Sitzfleisch der Gäste. Für den Wirt ist das eine unangenehme Situation. Klar ist: Er muss seine Belegungen im Griff haben. Sie haben mit ihm – wenn Sie so wollen – eine Vereinbarung, an die er sich halten sollte – im Zweifel mit sanftem Drängen bei denen, die nicht gehen wollen.
Eine Viertelstunde Warten ist in Ordnung
Ich empfehle: Erstmal locker bleiben. Geben Sie dem Service und Ihren Vorgängern eine Viertelstunde, bis der für Sie vorgesehene Tisch frei wird. Dauert es länger, wäre es angebracht, dass der Wirt Ihnen am Tresen ein Getränk auf Kosten des Hauses serviert, vielleicht auch Kanapees oder andere Kleinigkeiten. Sie können sich dann aber auch schon mal die Speisekarte bringen lassen, um mit der Auswahl die Wartezeit zu überbrücken.
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Haben Sie am Tisch Platz genommen und ist die vorgesehene Runde vollzählig, starten Sie mit dem Aperitif. Der geht der Bestellung voraus. Sollte an Ihrem Tisch noch jemand fehlen, darf der Aperitif noch etwas warten. Es wirkt auf Angehörige, Freunde, Kollegen oder Geschäftspartner ein bisschen ungehobelt, wenn sie mit etwas Verspätung eintreffen, Sie sich am Tisch aber schon am Sekt oder Champagner laben. Umgekehrt gilt: Nach einer sehr langen Wartezeit – ich sage als Hausnummer einmal eine halbe Stunde – wird es die Nachzügler sehr beruhigen, dass Sie am Tisch in der Zwischenzeit nicht gänzlich auf dem Trockenen gesessen haben.
Aperitif-Glas zurück auf dem Tisch – jetzt beginnt die Bestellung
Zum Aperitif kann der Gastgeber einen Toast ausbringen, und man darf dazu auch anstoßen. Sobald der Gastgeber sein Glas abgestellt hat, beginnt die Phase der Bestellung. Aperitif-Glas zurück auf dem Tisch – das ist für den Service das Zeichen: Die Gäste wünschen die Speisekarte.
Nächstes Signal: Speisekarte zuklappen und ablegen. Das bedeutet: Wir sind bereit zu bestellen. In der Zwischenzeit haben Sie vielleicht Ihren Aperitif noch nicht ausgetrunken. Ein gut geschulter Service gibt Ihnen dann noch ein bisschen Zeit, bis der erste Gang serviert wird. Bei uns zum Beispiel geht die Bestellung in diesem Fall mit dem Vermerk „Apéro“ an die Küche. Brot und Butter oder auch das Amuse bouche – der sprichwörtliche „Gruß aus der Küche“ – werden Ihnen aber gereicht.
Von der Brotscheibe nicht abbeißen
Apropos Brot: Wenn Sie sich eine Scheibe nehmen, essen Sie sie nicht im Ganzen oder beißen davon ab. Brechen Sie es stattdessen in kleine, mundgerechte Stücke. Und behandeln Sie es auch nicht wie eine Stulle bei Muttern. Die Butter wird im Restaurant nicht aufs Brot gestrichen oder geschmiert, sondern mit dem Messer in einer dünnen Scheibe auf das Brotstück bugsiert.
Zwischen Aperitif und erstem Gang sollte dann auch die Weinauswahl erfolgen. Der Service wird die Flasche vorbereiten und Sie probieren lassen. Sobald dann die Gläser gefüllt oder ein offener Wein im Glas serviert worden ist, ruft der Service in der Küche den ersten Gang ab.
Für Langsam-Trinker und/oder besondere Genießer: Sie müssen bis dahin den Aperitif noch nicht ausgetrunken haben. Mit einer Geste oder einem kurzen Hinweis signalisieren Sie dem Personal, ob es das Aperitif-Glas trotzdem abräumen darf – oder ob Sie es noch leeren möchten. (aufgezeichnet von Joachim Frank)