Lindlar – Es gibt nicht viele Oberberger, die einen Profi-Vertrag beim 1. FC Köln erhalten. Felix Günther (24) aus Lindlar hat es jetzt geschafft. Er gehört zum ersten eigenen E-Sport-Team der Geißböcke. Florian Sauer sprach mit ihm.
Herr Günther, wie stark ist der Muskelkater nach den ersten Trainingstagen?
Felix Günther: (lacht) Tatsächlich üben auch wir Standardsituationen wie Freistöße. Überwiegend besteht das Training allerdings aus dem intensiven Austausch mit den Mitspielern und natürlich aus Testspielen gegen andere Profis. Das läuft ungefähr so wie das Sparring beim Boxen.
Drei Profi-Zocker hat der 1. FC Köln jüngst eingestellt. Wie wird man eigentlich Berufsspieler?
Ich spiele die FIFA-Reihe seit ich zehn Jahre alt bin. Aber für den Sprung in den Profibereich ist es nötig, dass man bei einem großen Turnier auf sich aufmerksam macht. Bei mir war das die eChampions League im Februar, bei der ich mich als einer von zwei Deutschen qualifizieren konnte. Unter anderem bin ich gegen den besten Spieler von SK Gaming angetreten. Nach diesem Turnier kam dann das Angebot für den ersten Profivertrag bei SK Gaming.
Virtuelle Fußball-Bundesliga
2012 führten die Deutsche Fußballliga (DFL) und der Videospiel-Hersteller Electronic Arts die virtuelle Bundesliga ein.
Seit 2020 gibt es einen geschlossenen Spielbetrieb, in dem derzeit 26 Clubs der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga mit eigenen Teams angemeldet sind.
Sie teilen sich nicht in erste und zweite Bundesliga, sondern nach geografische Kriterien in die Divisionen Nord-West und Süd-Ost.
Den Meistertitel der beiden ersten virtuellen Spielzeiten holte Werder Bremen.
Der 1. FC Köln engagiert sich seit 2018 im E-lektronik-Sport-Bereich. Im vergangenen Herbst präsentierten die Geißböcke das erste eigene Profi-Team. Die Saison begann am 1. November und findet nun ihren Abschluss. (sfl)
FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle hat bei der Vorstellung Ihres Teams erklärt, der Verein wolle über den digitalen Sport neue Anhänger und Sponsoren gewinnen und für den FC begeistern.
Ich bin ziemlich stolz darauf, beim FC jetzt von Anfang an dabei zu sein. Der Verein hatte eine Partnerschaft mit SK Gaming, die Führung wollte erst einmal schauen, wie E-Sport überhaupt funktioniert. So kam letztlich der Kontakt nach Köln zustande. Meine Leistungen haben offenbar überzeugt, ich komme aus dem Kölner Umland – zwischen dem Geißbock und mir passte es einfach.
Ihre Mannschaft hat sogar einen eigenen Trainer.
Genau, Lukas Schmandt übernimmt für uns zum Beispiel die Analyse der Gegner. Spielt jemand lieber durch die Mitte oder eher über die Außenbahnen? Welche Flanken schlägt er besonders gerne, wie führt er Standards aus? Da gibt es keine Unterschiede zur Vorbereitung auf das Spiel auf dem Rasen.
Zur Person
Felix Günther, in der Gaming-Szene als „FLEXXOOO“ bekannt, ist Jahrgang 1997. Er wuchs im Lindlarer Ortskern auf, wo er 2015 das Abitur bestand. Zuletzt spielte er aktiv Fußball in der zweiten Mannschaft des SV Frielingsdorf. Inzwischen lebt er in Köln.
In welchen Wettbewerben werden Sie im Dienst des Geißbocks auf Torejagd gehen?
Wir werden an nationalen und internationalen Turnieren teilnehmen. Ein wichtiger Punkt ist natürlich die virtuelle Bundesliga, die im November startet. Sie teilt sich in die East und die West Division, die Spieltage finden immer dienstags statt. Zum Saisonende spielen die Besten aus beiden Ligateilen den deutschen Meister aus.
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Deutscher Meister wird doch ohnehin nur der FC Bayern München.
In der eBundesliga sind die Bayern tatsächlich gar nicht vertreten, weil die von Electronic Arts betrieben wird, die Bayern aber mit Konkurrent Konami einen Vertrag abgeschlossen haben. Dafür gibt es aber viele andere namhafte Fußballclubs. St. Pauli, der VfL Wolfsburg, der Hamburger Sportverein, Schalke 04, Bochum, Bayer Leverkusen und natürlich auch Borussia Mönchengladbach werden um Punkte kämpfen.
Ihr erster Einsatz im Geißbock-Trikot liegt bereits hinter ihnen. Wie ist es denn gelaufen?
Wir kommen gerade von einem Turnier, das Werder Bremen ausgerichtet hat. Neben uns war auch das Team von RB Leipzig eingeladen. Es war das erste Turnier seit dem Corona-Ausbruch, das real stattfand, nicht online. Ein Wettkampf mitten im Weserstadion – das war schon eine beeindruckende Atmosphäre.