Für die B-Junioren der SV Deutz 05 endete das Bundesliga-Abenteuer auf dem letzten Platz. Trainer Nestor Londji im Interview.
15 Spiele, 15 Pleiten für Deutz 05Warum Trainer Nestor Londji dennoch stolz auf seine U-17-Kicker ist
Die Sportvereinigung Deutz 05 ist in der B-Junioren-Bundesliga West ohne Punktgewinn geblieben und stand frühzeitig als erster Absteiger fest. In 15 Spielen gab es ebenso viele Niederlagen. Frust habe Deutz-Trainer Nestor Londji (36) dabei zu keinem Zeitpunkt verspürt.
Herr Londji, FC Schalke 04, der Westdeutsche Meister, hat in der gesamten Serie nur drei Gegentore bekommen. Eines davon gegen Ihre Mannschaft.
Schalke war mega-souverän. Gefühlt spielen sie schon Erwachsenenfußball. Die Abläufe sind wie aus einem Guss und sie verlieren nie die Kontrolle. Ja, Schalke hat eine ziemlich perfekte Mannschaft. Umso schöner ist es, dass wir gerade gegen sie für unser mutiges Auftreten zumindest ein Stück weit belohnt worden sind.
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Es hagelte insgesamt 15 Niederlagen in der Serie. War die Frustrationsgrenze für Sie und ihre Spieler nicht irgendwann über schritten?
Eher Nein. Wir dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen. Wir sind immer noch Deutz 05. Für uns war es ein absolutes Privileg, in der Bundesliga spielen zu dürfen. Uns mit den Besten zu messen, war von Woche zu Woche Motivation genug, immer das Maximale aus uns herauszuholen. Uns war vom ersten Spieltag an bewusst, dass wir gegen für uns übermächtige Konkurrenz mit nicht vergleichbaren Möglichkeiten antreten müssen. Aus unseren bescheidenen Mitteln haben wir das Maximale herausgespielt. Wir gehen erhobenen Hauptes.
Diese Pleitenserie muss aber doch schmerzen?
Schmerzen würde ich mit anderen Dingen des Lebens in Verbindung bringen. Hier geht es nur um ein Spiel. Es ist immer noch Fußball. Aber um auf die Frage zurückzukommen: Ich musste einen anderen Weg finden, mit Niederlagen umzugehen. In der Mittelrheinliga, wo wir vor dem Aufstieg gespielt haben, wäre ich vermutlich im Dreieck gesprungen. Wenn ich dieses Muster aber beibehalten hätte, wäre das wohl nicht gesund gewesen. Nach fünf, sechs Spielen habe ich meinen Fokus verändert und erkannt, nicht zu hadern, sondern die Entwicklung meiner Jungs in den Mittelpunkt zu stellen und ein Vorbild zu sein. Und dazu gehört es auch, nach Niederlagen aufrecht dazustehen.
Welche neue Erkenntnis nehmen Sie aus diesem Bundesliga-Jahr mit?
Es ist keine neue, aber die alles Entscheidende für Erfolg, wie ich meine. Neben der unbestrittenen Qualität der anderen Klubs sind es vor allem die Rahmenbedingungen, die den Unterschied machen. In einem Nachwuchsleistungszentrum trainieren die Burschen mitunter zweimal pro Tag. In Deutz, wo das Ehrenamt den Kern bildet, und ich will das keineswegs als Vorwurf oder Kritik verstanden wissen, sind wir froh, wenn wir dreimal pro Tag eine Platzhälfte belegen dürfen. Das ist nur ein Aspekt. Unser Rahmen ist der eines Mittelrheinligisten, einer Liga, in der Fehler im Detail oft nicht spielentscheidend sind, in der Bundesliga hingegen sehr wohl. Unsere Gegner bewegen sich diesbezüglich auf allen Ebenen auf höchstem Niveau und gewachsenen Strukturen. Diese lassen sich nicht in Wochen oder Monaten herbeizaubern. Dies bedarf langjähriger Arbeit und Entwicklung.
Ihre Heimspiele etwa waren gar keine, weil Sie in Deutz nicht über den vom Deutschen Fußball-Bund vorgeschriebenen Naturrasen verfügen.
Wenn man so will. Ursprünglich sollten die Heimspiele in Weidenpesch ausgetragen werden. Das war der Plan. Dann ist festgestellt worden, dass die Platzanlage die Standardmaße nicht erfüllt, weil der Platz fünf Meter zu kurz ist. In der Folge haben wir mal in Bocklemünd, in der Ostkampfbahn oder in Porz-Gremberghoven gespielt. Das sind eben Rahmenbedingungen, die mit Bundesliga nichts zu tun haben.
Würden Sie als Deutz-Trainer, der Sie über die Saison hinaus bleiben werden, ein solches Abenteuer wieder eingehen?
Klares Ja. Der Anspruch sollte doch sein, sich immer mit den Besten zu messen, selbst wenn es nicht reicht. Wichtig ist, die Entwicklung, die eigene, aber vor allem die der Jungs als Spieler und Persönlichkeit, in den Mittelpunkt zu stellen. Sie besser zu machen – auf und neben dem Platz.
Nach gespielter Meisterschaft beginnt am 2. April die Sonderspielrunde, die der DFB als eine Art Kompensation für die auf nur 15 Partien verkürzte Meisterschaft ins Leben gerufen hat. Der Tenor der meisten Trainerkollegen zu dieser Testspielreihe ist geteilt. Wie ist Ihre Meinung?
Wir spielen gegen namhafte Gegner und werden dies mit allem Ernst tun. Für uns ist dieser Wettbewerb schon deshalb eine gute Sache, weil sich die Jungs noch einmal auf dieser Bühne, auf diesem Niveau mit diesen großen Klubs messen und zeigen können. Wir werden wieder Vollgas geben und versuchen, unsere Entwicklung voranzutreiben. Jedes Spiel ist ein Gewinn.
Zur Person
Nestor Londji (36) war als Amateurfußballer bei verschiedenen Klubs in Köln und Umgebung aktiv. Seit 2016 war er im Trainerteam der Nachwuchsabteilung des Bonner SC. Seit Sommer 2020 betreut er die U17 des SV Deutz 05.