Trumps Politik könnte zu einem Endloskonflikt in Gaza führen und gibt der Hamas unerwartet diplomatische Vorteile.
Trumps neuer Nahost-VorstoßMaking Hamas Great Again

Vermummte und bewaffnete Mitglieder der Terrororganisation Hamas
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Die Hamas ist bei vielen Palästinensern unten durch. Vor dem Krieg gegen Israel versagte die Terrorgruppe bei der Verwaltung des Gazastreifens, den sie seit 2007 beherrscht: Die Einwohner des Küstengebiets klagten über Armut, Arbeitslosigkeit, hohe Kindersterblichkeit und Korruption, während die Hamas-Chefs in Saus und Braus lebten. Dann kam der 7. Oktober 2023. Die Hamas griff Israel an, um eine Annäherung zwischen dem jüdischen Staat und Saudi-Arabien zu sabotieren.
Fast 50.000 Einwohner von Gaza haben diese katastrophale Entscheidung mit ihrem Leben bezahlt, der Gazastreifen liegt in Trümmern, wichtige arabische Staaten fordern die vollständige Entmachtung der Hamas. Selbst die Islamisten sehen ein, dass sie zumindest vorübergehend abdanken müssen.
Doch jetzt erhält sie neue Unterstützung – von Donald Trump und von der israelischen Regierung. Der amerikanische Präsident folgt dem israelischen Premier Benjamin Netanjahu bei der Forderung, die mühsam ausgehandelte Einigung auf eine Feuerpause in Gaza aufzukündigen.
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Statt die Legitimation der Hamas zu untergraben, wertet Trump sie auf
Netanjahu blockiert den Übergang von der ersten zur zweiten Phase der Waffenruhe. Er will nicht mit der Hamas über ein endgültiges Ende des Krieges sprechen, obwohl Israel das in der Vereinbarung über die Kampfpause zugesagt hatte. Israel hat alle Hilfslieferungen nach Gaza gestoppt, um die dort verbliebenen Geiseln ohne Gegenleistung freizupressen.
Trump denkt nicht daran, Netanjahu zurückzupfeifen. Er droht der Hamas mit Vernichtung, wenn sie nicht sofort alle Geiseln freilässt. Das widerspricht dem Zeitplan für den Austausch von Geiseln und palästinensischen Gefangenen, an denen Trumps Regierung selbst mitgewirkt hatte.
Plötzlich steht die Hamas deshalb gut da. Denn sie kann darauf verweisen, dass sie sich – anders als Israel und Amerika – an Absprachen hält. Zusätzlich belohnt wird die Terrororganisation mit direkten Gesprächen mit den USA, den ersten überhaupt. Statt die Legitimation der Hamas zu untergraben, wertet Trump mit seiner Politik die radikalen Kämpfer auf.
Zugleich ermöglicht er Israel einen Endlos-Konflikt in Gaza, den israelische Rechtsextremisten seit langem fordern. Die Zeche zahlen die verbleibenden Geiseln der Hamas, die bei einem Wiederaufflammen der Gefechte erneut in Lebensgefahr geraten würden, und die Zivilisten im zerstörten Gazastreifen, denen dann wieder Hunger und Krieg drohen.