Burscheid – Langes Lamentieren stünde ihnen angesichts des massiven Eingriffs in den Lebensraum von Mensch und Natur unmittelbar neben ihrem Wohngebiet wahrscheinlich zu. Aber die Dürscheider wollen die Zeit lieber nutzen, um sich gegen die Pläne zum Bau einer Park- und WC-Anlage an der Autobahn 1 zu wappnen.
Variante aus dem Hut gezaubert
Wirklich überzeugt hat die überraschende Variante, die die Bundesbehörde Deges (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und Bau GmbH) vor einem Monat aus dem Hut zauberte, weder die Politiker noch die Verwaltung.
Dürscheider sind nicht allein
Viele Bürger Burscheids schauen auf Dürscheid, geben immer wieder Zeichen der Solidarität. Bereits 271 Unterschriften gegen das Projekt sammelten Edwin Elias, einer der Initiatoren des Protest, und seine Mitstreiter ein. Es sollen mindestens 2000 für ein Bürgerbegehren werden. Dass das nicht von sich aus geschieht, weiß Elias und machte nun beim zweiten Infoabend im Dürscheider Sängerheim für weitere Unterschriftenaktionen, zum Beispiel verbunden mit einer gemeinsamen Wanderung durch die Ortschaften, mobil.
„Wir müssen Klinkenputzen, aufklären“, sagt Elias. Auch heißt es für die Dürscheider, Argumente und harte Fakten zu recherchieren und zu sammeln. Den Informationen der Deges sei nicht zu trauen, befand ein Anwohner. Er selber wolle die Abstände zum Wohngebiet nachprüfen. Und auch den Flächennutzungsplan und das Thema Ausgleichsflächen wollen sie prüfen und wissen, was für Dürscheid künftig überhaupt noch möglich ist, wenn ein Areal für 50 Lkw- und 20 Pkw-Parkplätze sowie Sanitäranlagen versiegelt wird. Ob es dabei bleibe, sei fraglich.
Dass das Sieben-Millionen-Euro-Projekt aus wirtschaftlicher Sicht viel zu teuer werden dürfte, davon ist Elias überzeugt. Der Lärmschutz beschäftigte auf der Versammlung, denn die Beschleunigungsspur von dem Parkplatz weg dürfte auf Höhe des Wohngebiets liegen. Sensibel gehen die Dürscheider mit dem Sankt-Florian-Prinzip um, das immer dann auftritt, wenn ein Problem auf andere abgewälzt werden soll.
Schulterschluss mit Leverkusen
Stattdessen haben sie den Kontakt zur Leverkusener Initiative „Lev kontra Raststätte“ und ihrem versierten Sprecher Peter Westmeier, gesucht. Auch in Leverkusen ist ein Standort vorgesehen. „Wir wollen von denen lernen, die sind super aufgestellt“, sagt Elias. In gut zwei Wochen trifft man sich mit den Kommunalpolitikern, um das weitere Vorgehen zu besprechen. In vier Wochen haben die Dürscheider bereits einiges in Bewegung gesetzt, führten Gespräche mit Bürgermeister Stefan Caplan, beobachten das Verhalten der Wildtiere und beratschlagten Ideen wie den eigenen Internetauftritt und Infobroschüren. Eine Vereinsgründung kam am Montag zwar zur Sprache, aber dabei will man keinen Schnellschuss riskieren.
„Viele wissen überhaupt noch nichts von dem Thema“, sagt Tina Scharfenort, die beim Heidbergfest Unterschriften sammelte. Auch Bürger aus Odenthal und Blecher hätten sich erkundigt und ihre Bedenken geäußert.