Autobahn-ParkplätzeBurscheider Fraktionen von Rastplatzentscheidung überrumpelt
Burscheid – Erst vor wenigen Tagen wanderte das Bündnis für Burscheid anlässlich des 1. Mai-Feiertags durch Dürscheid. Dass das idyllische Fleckchen knapp eine Woche später zum Burscheider Standort für 50 Lkw-Parkplätze an der Autobahn 1 vorgestellt werden sollte, „daran hätte ich im Leben nicht gedacht“, erklärte Fraktionsvorsitzender Michael Baggeler.
Unvorhergesehene Ansagen der Planer
Alle Fraktionen in Burscheid waren über diese neuen, unvorhergesehenen Ansagen der Planer erstaunt. Die Vertreter der Bundesbehörde Deges (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und Bau GmbH) und des Landesverkehrsministeriums hatten am Dienstag die Standorte vorgestellt, die Bund und Land nach mehreren Analysen für 50 Lkw- Parkplätze in jede Fahrtrichtung an der Autobahn 1 samt Toilettenanlagen und weiteren 20 Pkw-Plätzen für geeignet halten.
Größenordnung nicht sinnvoll
Auf Leverkusener Stadtgebiet ist der Standort in Höhe Fester Weg unweit der Derr-Siedlung vorgesehen. Für Burscheid war bislang immer die Geilenbacher Straße im Gespräch, den Dürscheider Standort Hahnensiefen , der als Arbeitstitel aber für Verwirrung sorgt, da das Grasland auf Dürscheider Boden neben der Autobahn in Betracht kommt, hatte niemand auf dem Schirm. „Im Vorfeld war das nie im Gespräch“, erklärte Klaus Becker, Fraktionsvorsitzender der SPD. Er arbeitet in der Logistik-Branche und machte aus seiner persönlichen Skepsis kein Geheimnis, dass er das gesamte Verfahren in der Größenordnung nicht für sinnvoll hält.
Rastplatzbedarf ist weitaus höher
Der Bedarf an Lkw-Parkplätzen, auf denen die Fahrer ihre Ruhezeiten einhalten können, liegt weit über dem, was auf Leverkusener und Burscheider Boden nun umgesetzt werden kann. Auch die Kosten von sieben Millionen Euro für eine Burscheider Anlage und acht Millionen Euro für eine Leverkusener Anlage hält Becker für unverhältnismäßig hoch. Flächenfraß und Kosten-Nutzen-Verhältnis seien für ihn bei der Argumentation der Planer nicht nachvollziehbar.
Auch beim Thema Lärmschutz gebe es in Dürscheid Klärungsbedarf. „Haben die Planer über eine Lärmschutzwand nachgedacht“, fragt Becker. „Wir müssen sehen, welche Möglichkeiten wir haben.“ Seine Fraktion habe sich beraten, in der kommenden Woche stehe eine interfraktionelle Sitzung mit Bürgermeister Stefan Caplan auf der Tagesordnung, dort wolle man sich gemeinsam mit der Verwaltung über die weitere Vorgehensweise abstimmen.
Es Bund und Land nicht einfach machen
„Natürlich brauchen wir Parkplätze. Aber toll finden wir das überhaupt nicht. Wir können uns als Kommunalpolitiker zwar nicht dagegen stellen. Aber wir werden es Bund und Land nicht einfach machen“, versprach Hartmut Schepanski, Fraktionsvorsitzender der CDU. Er forderte ein grundlegendes Umdenken in der Fernverkehrsplanung seitens der Verkehrsministerien.
Ute Hentschel (Grüne) erklärte, dass die Parkplätze Thema der Fraktionssitzung seien. Auf ihrer Homepage haben die Burscheider Grünen immer noch die Aufforderung, sich am Nein zum geplanten Lkw-Parkplatz an der A 1 in Burscheid zu beteiligen. Gert Weber (FDP) machte aus seiner Skepsis keinen Hehl, dass eine kleine Kommune wie Burscheid beim Bund womöglich einen Kurswechsel bewirken könnte.
Vehementer Protest in Leverkusen
Den vehementen Protest in der Nachbarschaft Leverkusen habe er auch im Blick, womöglich gehe das einmal zulasten Burscheids. Und einem Autohof im Kölner Gewerbegebiet, wie er mehrfach angeregt wurde, räumt Weber auch kaum noch Erfolgschancen ein. Klaus Becker hingegen hält es für unabdingbar, dass auf Bundes- und Landesebene über neue Verkehrskonzepte und auch das Thema Autohöfe gesprochen wird.
Das könnte Sie auch interessieren:
„Im Süden funktioniert das gut, dort kooperiert man besser.“ 50 Plätze auf Burscheider Gebiet, seien für Berufskraftfahrer angesichts des Bedarfs nicht viel. Becker vermutet, dass einmal deutlich mehr Plätze in Dürscheid angelegt werden dürften, als es jetzt noch kommuniziert werde. „Ich traue denen nicht, das ist jetzt nur der Türöffner“, sagte er. Der Druck in der Branche sei immens. 14 000 Kraftfahrer fehlten allein in NRW, in Europa fast 50 000.
Ideen, ein Fahrzeug mit zwei Fahrern zu besetzen, so dass auch entferntere Raststätten erreicht werden, halte er angesichts des Fahrermangels für illusorisch . Und: „Ich glaube, der Dürscheider Standort wird gar nicht so frequentiert. Alle wollen das Kreuz hinter sich haben“, sagte Becker.