Köln/Wien – Die Rheinenergie erforscht zusammen mit Wien Energie, Siemens Energy und dem Unternemhmen Verbund neue Einsatzmöglichkeiten für Wasserstoff. Im Wiener Kraftwerk Donaustadt, das in Kraft-Wärme-Kopplung betrieben wird, soll Wasserstoff in einem gemeinsamen Betriebsversuch dem normalerweise eingesetzten Energieträger Gas beigemischt werden und so unter Realbedingungen zum Einsatz kommen. Ein entsprechender Kooperationsvertrag sei kürzlich unterzeichnet worden, erklärten die Partner am Donnerstag.
Sie gehen von knapp zehn Millionen Euro Projektkosten aus. Um das Projekt vollumfänglich durchführen und noch mehr Erkenntnisse zum Betrieb grüner Kraftwerke sammeln zu können, sollen Förderungen beantragt werden.
Von großer Bedeutung für das Gelingen der Energiewende
Ist der Versuch erfolgreich, hat er wohl maßgebliche Auswirkungen auf das Gelingen der Energiewende. „Dies ist ein bedeutender Schritt auf dem Weg zu klimaneutralen Fernwärmenetzen und der damit verbundenen Stromproduktion“, sagt Rheinenergie-Chef Dieter Steinkamp. Gelinge es, die Herzstücke solcher Wärmenetze zu vergrünen, so könnten wir in einem Schritt mehrere Tausend Häuser und Wohnungen klimaneutral beheizt werden.
Im Frühjahr soll mit Umbaumaßnahmen an der Gasturbine gestartet werden. Nach der Umrüstung der Turbine aus dem hause Siemens soll die Beimischung von Wasserstoff 2023 erfolgen. In einem ersten Schritt soll der Wasserstoffanteil bei 15 Volumenprozent liegen. Im zweiten Schritt soll der Anteil verdoppelt werden. Ist der Versuch erfolgreich, soll die Anlage für den Dauerbetrieb zertifiziert werden. Schon bei 15 Volumenprozent Beimischung von grünem Wasserstoff im Kraftwerk Donaustadt würden jedes Jahr rund 33 000 Tonnen CO2 eingespart werden.
Hohe Flexibilität
Die Gasturbinen der drei Partner sind nahezu baugleich. Sie erzeugen rund um die Uhr Wärme sowie je nach Auslastungsgrad auch Prozessdampf, Fernwärme und Strom. Ihre Leistung lässt sich flexibel steuern. Kaum ein anderer Kraftwerkstyp ist so flexibel wie eine Gas-und-Dampfturbinenanlage.
Die Kraftwerke
Fernwärme und Strom erzeugt die Rheinenergie in Köln zu über 95 Prozent auf Basis von Erdgas. Außerdem hat sie noch einen Braunkohlekessel zur Dampft-, Wärme- und Stromerzeugung in Merkenich und hat einen Anteil von knapp 50 Prozent am Steinkohlelraftwerk Rostock.
In 26 Windparks betreibt sie 107 Anlagen mit einer anteilig installierter Leistung von über 172 Megawatt (MW) sowie 26 Photovoltaikanlagen auf Frei- und Dachflächen mit einer Leistung von 36 MW. (raz)
Diese spezielle Siemens-Turbine ist nicht nur bei den drei Partnern im Einsatz. In Europa seinen über 115 Gasturbinen dieser Klasse in Betrieb mit einer installierten Leistung von mehr als 31 Gigawatt. In Köln steht eine am Standort Niehl (HKW Niehl 2). Das Kraftwerk hat einen Leistung 400 Megawatt und wurde 2005 in Betrieb genommen. Das 2016 eingeweihte Gas- und Dampfkraftwerk Niehl 3 ist von Alstom gebaut worden. Auch das kann beigemischten Wasserstoff nutzen, so die Rheinenergie. Die beiden Kraftwerke tragen die Hauptlast der Wärme- und Stromerzeugung in Köln (siehe Kasten).
Über die über die Wasserstoffbeschaffung in Wien ist noch nicht entschieden. Hergestellt wird er entweder „grau“ oft auf der Basis von Gas, wobei CO2 freigesetzt wird. Bei „blauem Wasserstoff wird das CO2 abgeschieden und gelagert. „Grüner“ Wasserstoff entsteht durch Elektrolyse mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen und Wasser. Der eingesetzte Wasserstoff in Wien soll jedenfalls klimaneutral sein.