Frankfurt – Die Chinesen kommen - aber viele große Automarken wird man auf der 66. IAA in wenigen Wochen vergeblich suchen. Die Fiat-Chrysler-Gruppe hat abgesagt, Modelle von deren Marken Alfa Romeo, Fiat, Lancia, Abarth und Jeep sowie Fiat Professional sind also nicht ausgestellt.
Peugeot hatte schon Ende vergangenen Jahres bekannt gegeben, dass man nicht nach Frankfurt reisen werde. Citroen wird die Reise an den Main jedoch antreten - allerdings ohne die Nobeltochter DS. Die jüngste Konzerntochter Opel wird zwar in Halle 8 ausstellen. Für Opels ehemalige Mutter General Motors ist der europäische Markt aber kaum noch von Interesse, weil Chevrolet und Cadillac in Europa nur geringe Marktanteile haben. Volvo stellt schon zum zweiten Mal nach 2015 nicht auf der IAA aus. Man wolle sich beschränken auf eine große Ausstellung je Kontinent - in Europa aber waren die Schweden schon auf dem Genfer Automobilsalon vertreten. Die japanischen Autobauer Nissan und Mitsubishi bleiben ebenfalls fern. BMWs Nobelmarken Aston Martin und Rolls Royce werden nur einige Tage vor offiziellem Messebeginn der Presse vorgestellt.
Und schließlich sagte erst vor knapp zwei Wochen auch Tesla ab: Dabei hätte sich dessen Chef Elon Musk eines großen Besucherandrangs sicher sein dürfen. Die Begründung für die Absage: Tesla sei kein traditioneller Fahrzeugbauer und nicht auf die Veranstaltungen der Branche fixiert. "Wir bewerten jedes Event, um den besten Weg zur Interaktion mit unseren Kunden zu finden", sagte eine Sprecherin des Unternehmens.
Automessen verlieren an Bedeutung
"Große Automessen haben für die Autobauer nicht mehr die Bedeutung wie noch vor einigen Jahren", sagt Stefan Bratzel. Er leitet das Center of Automotive Management (CAM) an der Fachhochschule für Wirtschaft in Bergisch Gladbach. Auf der großen IAA, die immer noch als Leitmesse der Branche verstanden wird, finden vor allem die kleineren Autohersteller nicht mehr die Beachtung - und dafür ist die Veranstaltung dann auch zu teuer. "Die gehen oft unter, und da kann man die Gelder für das Marketing effizienter einsetzen", glaubt Bratzel.
Laut der Preisliste des Veranstalters, des Verbands der Automobilindustrie (VDA), kostet ein Quadratmeter Ausstellungsfläche 166 Euro Miete. Das dürfte auch ein Grund sein, warum etwa Autokonzerne wie FiatChrysler, die ohnehin nicht auf Rosen gebettet sind, auf diese Ausgaben verzichten. Zur Miete hinzu kommt ja noch der Standaufbau und das Personal - und das muss auch noch untergebracht werden. Die Hotels in Frankfurt aber nehmen zu Messezeiten und besonders zur IAA horrende Preise. Auch Audi verzichtet in diesem Jahr aus Kostengründen auf einen eigenen Auftritt und präsentiert sich stattdessen auf dem Stand der Muttergesellschaft Volkswagen.
Autohersteller und -industrie richten sich neu aus
Mit dem Wandel der Autoindustrie richten sich auch die Autohersteller neu aus: Autos sind mittlerweile eher fahrende Computer, und so ist es nicht verwunderlich, dass etwa Nissan im März lieber die Technologiemesse Cebit gewählt hat, um seine Fahrzeuge zu präsentieren.
Für den Experten Bratzel machen die Absagen zum einen den großen Veränderungsprozess der Branche deutlich. Zum anderen aber gebe es andere Möglichkeiten, Produkte zu präsentieren. Tesla-Chef Elon Musk etwa nutze dazu den Kurznachrichtendienst Twitter.