Klimaprotest, Kritik an Menschenrechtsverletzungen und eine Attacke auf die Eigentümerfamilie Porsche gab es bei der VW-Hauptversammlung.
Volkswagen-HauptversammlungTorte fliegt zum 80. Geburtstag in Richtung Porsche – Nackte Aktivistin stört Blume
Die Hauptversammlung des Volkswagen-Konzerns am Mittwoch ist in diesem Jahr empfindlich von mehreren Störaktionen unterbrochen worden. Ein Bündnis verschiedener Gruppen, darunter Letzte Generation und Scientist Rebellion, reklamierte die Aktionen für sich.
Bereits bei der Anfahrt zum Messegelände in Berlin erschwerten Klimaschutz-Aktivistinnen und -Aktivisten den Teilnehmenden die Anreise. An zwei Stellen blockierten laut Polizei mehrere Menschen am Morgen Straßen. Auf dem Messedamm betonierten sich die Demonstranten offenbar ein.
Die Gruppe „Letzte Generation“, die insbesondere in der Hauptstadt in den vergangenen Wochen mit Blockaden bei Autofahrenden für Unmut gesorgt hatte, veröffentlichte Bilder der Aktionen. VW sei „beispielhaft für Konzerne, die in der fossilen Industrie massiv profitieren und dabei unser aller Lebensgrundlagen zerstören“, heißt es.
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Tortenwurf gegen VW-Eigentümer Wolfgang Porsche
Wenig friedlich ging es dann bei der Veranstaltung selbst weiter. Bei den einführenden Worten des Aufsichtsratschefs Hans Dieter Pötsch warf eine Person einen Gegenstand auf das Podium. Damit sollte offenbar der Vertreter der Eigentümerfamilien und Mitglied des Aufsichtsrats, Wolfgang Porsche, getroffen werden. Pötsch unterbrach seine Rede kurz und fuhr nach Einschreiten der Sicherheitskräfte fort.
An der weißen Bande vor Porsches Platz auf dem Podium war danach eine breiige Masse zu sehen. Ganz offensichtlich handelte es sich eine Torte, die ihr Ziel Wolfgang Porsche jedoch verfehlte. Porsche feierte an diesem Tag seinen 80. Geburtstag, worauf die Werfer offenbar anspielten. „Wir können uns den Wolfgang nicht mehr leisten“, war auf einem Transparent zu sehen.
Hinter der Aktion steckt offenbar die Organisation „Wer hat, der gibt“, wie ein Thread bei Twitter nahelegt. Die Organisation hat sich Vermögensumverteilung auf die Fahnen geschrieben. Es wurden auch mit roter Farbe beschmierte „blutige“ Geldscheine unter die Anwesenden geworfen.
Nackt-Protest bei VW-Hauptversammlung gegen Werk in China
Später störte eine Aktivistin mit nacktem Oberkörper die Rede von Konzernchef Oliver Blume mit lauten Rufen und einem Plakat. Sie kritisierte das Festhalten von VW am chinesischen Werk in der Provinz Xinjiang. Protest gegen das Werk in der Region Chinas, in der die Minderheit der Uiguren massiv vom Staatsapparat unterdrückt wird, gab es auch vor dem Messegebäude.
VW wird vorgeworfen, nicht genug gegen mutmaßliche Zwangsarbeit bei dortigen Zulieferern zu tun. Der Konzern hält dagegen, dass es in dem Werk keine Anzeichen für Menschenrechtsverletzungen gebe. Zuletzt hatten sogar Investoren von VW gefordert, die Zustände in der Fabrik in Xinjiang untersuchen zu lassen. Die Fondsgesellschaften Deka Investment und Union Investment forderten mehr Transparenz, da sich diese letztlich auch am Kapitalmarkt auszahlen würden.
Die halbnackt auftretende Aktivistin wurde von Sicherheitskräften aus dem Versammlungssaal geführt. Danach fuhr VW-Chef Blume mit seinen Ausführungen fort. Auch später gab es noch eine kurze Unterbrechung der Versammlung durch lautes Rufen. Die Aktionärsversammlung sei von Aktivisten und Aktivistinnen „kreativ begleitet“ worden, erklärte das Bündnis der Demonstranten später. (cme, dpa)