Ullmann-Prozess in KölnZeuge sieht sich von Ex-Bankchefs getäuscht

Die Außenansicht des Landgerichts in Köln
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Köln – Wirklich kontrolliert haben die Aufsichtsräte und die Mitglieder des Aktionärsausschusses von Sal. Oppenheim die Bankchefs nicht. Das wurde auch gestern im Untreueprozesses gegen Georg Baron von Ullmann, Ex-Aufsichtsratschef des Instituts, deutlich. "Wir hatten ein Urvertrauen in die Persönlich haftenden Gesellschafter", schilderte Clemens Freiherr von Wrede. Er saß seit 1993 im Aktionärsausschuss und seit 2005 im Aufsichtsrat der Privatbank bis die in einem Notverkauf 2010 von der Deutschen Bank übernommen wurde. "Die haben so viel Geld zu verlieren, da werden die doch keinen Ritt über den Bodensee veranstalten", fasste er die Überzeugung der Miteigner zusammen.
Geändert hätte sich das Mitte 2009, als bereits die "weiße Fahne geschwenkt" worden sei. Zu hohen Verluste aus dem Investmentbanking 2008 kamen die aus der Pleite des Handels- und Touristikkonzerns Arcandor, an dem die Bank beteiligt war.
Da war "Aufruhr total", so Wrede, dessen Urgroßvater Ex-Partner war, so dass Anteile an der Bank in seine Familie kamen. Auch von "Abrechnung" spricht er, und im Protokoll der Aufsichtsratssitzung vom Juli ist nachzulesen, dass Ullmann von mangelndem Vertrauen der Aktionäre gegenüber den Partnern sprach.
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Wrede sieht sich getäuscht von den Ex-Bankchefs. Sie seien hohe Risiken eingegangen, wobei ihnen Gewinne in Form von Provisionen zu Gute gekommen seien. In der Krise hätten dann alle Bankeigner gezahlt. Außerdem hätten sie damals nicht offenbart, dass Bankeigner für Kredite an Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz hafteten.
Wenn man all das sowie die Forderung der Bankaufsicht, Gesellschafterkredite zu senken, gewusst hätte, hätte man in den Gremien wohl auch die Ohren beim Immobiliengeschäft in Frankfurt gespitzt, bei dem die Bank Millionen verloren hatte, so Wrede. So habe man hingenommen, dass es kein Wertgutachten zu der Immobilie gab. Möglicherweise hätten sich aber auch nach einer Diskussion in den Gremien die Partner wegen der Nähe zu dem Thema durchgesetzt. Dass der Aktionärsausschussvorsitzende Friedrich Carl von Oppenheim - wie im Prozess angegeben - bei tieferer Kenntnis der Materie den Ankauf im Gremium zur Diskussion gestellt hätte, glaubt er ihm freilich.
Ullmann wird Untreue durch Unterlassen vorgeworfen. Er soll den Grundstückskauf nicht thematisiert haben, so dass das Gremium ihn auch nicht verhindern konnte.