Derzeit betreibt RWE noch drei große Tagebaue im Rheinischen Revier.
Vom Netz gehen zunächst ältere Kraftwerke, die teils älter als 50 Jahre sind.
2000 bis 3000 Mitarbeiter werden weniger gebraucht
Bergheim – Bis 2040 will RWE klimaneutral werden. "Das Unternehmen will aber nicht nur sauberen Strom liefern, sondern auch sicheren und bezahlbaren", sagte Frank Weigand, der Vorstandschef von RWE-Power in Bergheim. Das letzte Kohlekraftwerk ist dann vom Netz.
Wie erfolgt der Ausstieg aus der Kohle?
Bis 2038 steigt Deutschland nach dem Übereinkommen der Kohlekommission aus der Verstromung von Stein- und Braunkohle aus. Derzeit betreibt RWE noch drei große Tagebaue im Rheinischen Revier und große Kraftwerke in Weisweiler, Niederaußem und Neurath. Weisweiler geht 2030 vom Netz, wenn der Tagebau Inden ausgekohlt ist.
Laut dem Kohlekompromiss sollen aber rund drei Gigawatt Braunkohlekapazitäten bis Ende 2022 stillgelegt werden. Ein Großteil davon müssten RWE und das Rheinische Revier schultern, bekräftigte jetzt Weigand erneut. Das wäre etwa ein Viertel der derzeitigen Kapazitäten.
Vom Netz gehen zunächst ältere Kraftwerke, die teils älter als 50 Jahre sind, auch wenn sie fortlaufend modernisiert wurden. Ab 2030 hätte RWE im Rheinischen Revier dann noch die drei relativ neuen BoA-Kraftwerke am Netz. "Wir tragen die Ergebnisse der Kommission eins zu eins mit", sagte Weigand. "Wir erwarten von allen anderen, dass sie auch Wort halten."
Was bedeutet das für Mitarbeiter und Unternehmen?
2000 bis 3000 Mitarbeiter weniger braucht RWE dann in Tagebauen und Kraftwerken, sagte Weigand. Experten schätzen die Zahl auf etwa 2700. Derzeit arbeiten noch knapp 10 000 Mitarbeiter hier. Die Betroffenen seien teils im rentenfähigen Alter, so Weigand.
Hilfe für den Stellenabbau erwartet er aber schon. Insgesamt 1,2 bis 1,5 Milliarden Euro Entschädigung verlangt RWE pro Gigawatt einschließlich der sozialen Kosten. RWE kann nicht mehr so viel Kohle nutzen wie ursprünglich genehmigt und muss Kraftwerke schließen, obwohl sie noch genutzt werden könnten.
Die Höhe der Entschädigungszahlungen ist unklar
Von den Grünen ist allerdings zu vernehmen, die von RWE genannten Zahlen seien zu hoch. Über die Entschädigung verhandeln RWE und die anderen Kraftwerksbetreiber.
Erst wenn die Entschädigung klar ist, wollen sie entscheiden, welche Kraftwerke sie stilllegen und wieviel Stellen sie abbauen. Weigand hofft auf eine Übereinkunft bis Jahresende. "Wir brauchen Klarheit für die Mitarbeiter und die Region", sagte Weigand.
Was bedeutet das für die Region?
Auch für die Region bringt das Ende der Braunkohle-Verstromung tiefe Einschnitte. Ersatzarbeitsplätze werden entstehen. In der Braunkohle erzielen die gut ausgebildeten Arbeitskräfte vergleichsweise hohe Entgelte. Diese Arbeitsplätze sind nicht einfach zu ersetzen, etwa durch Arbeitsplätze in der Logistik mit geringerer Produktivität und geringeren Löhnen.
Wie sieht die neue RWE aus?
Die neue RWE besteht aus vier Gesellschaften. RWE Renewables ist unter der Leitung von Anja-Isabel Dotzenrath für das Geschäft mit den Erneuerbaren zuständig. RWE Generation erzeugt Strom aus Gas, Steinkohle, Wasserkraft und Biomasse. RWE Power bündelt die Aktivitäten bei der Braunkohle und Atomenergie. Außerdem gibt es eine Handelssparte.
Welchen Stellenwert gewinnen die Erneuerbaren?
RWE hatten sich ja auf einen Tausch von Geschäften geeinigt, bei dem Eon die Netze erhielt und RWE die Erneuerbaren. RWE Renewables mit 3500 Mitarbeitern hat bereits die früheren Aktivitäten von Eon bei den Erneuerbaren Energien an Bord.
Übertragen werden müssen 2020 an RWE noch die Erneuerbaren der ehemaligen RWE-Tochter Innogy, deren Aktien Eon ja übernommen hatte. RWE Renewables verfügt über Anlagen mit einer Kapazität von mehr als neun Gigawatt in 15 Ländern, darunter etwa zwei Gigawatt in Deutschland. Von Beginn an ist die Sparte damit ein ganz großer Player auf dem Markt.
Pro Jahr sollen netto 1,5 Milliarden Euro investiert werden
2,6 Gigawatt seien in Bau, sagt Dotzenrath. Pro Jahr sollen netto 1,5 Milliarden Euro in Erneuerbare und Speichertechnologien investiert werden. Zusammen mit Partnern können so zwei bis drei Gigawatt zusätzlich entstehen. Dabei hat ein großer Windpark auf See eine Kapazität von etwa einem Gigawatt. Etwa 60 Prozent des Ergebnisses von RWE sollen künftig von den Erneuerbaren Energien kommen.
"Eigentlich komme ich zurück zu RWE", sagte Anja-Isabel Dotzenrath, seit Oktober Chefin der RWE-Sparte Erneuerbare Energien. 1992 hatte sie nach dem Studium der Elektrotechnik in Aachen als Trainee bei RWE angefangen. Es folgten ein Diplomabschluss in Business-Administration und Stationen in der Chemieindustrie sowie bei Beratungsunternehmen, bis sie 2011 zu Eon kam. Bevor sie im Oktober Chefin von RWE Renewables wurde, hatte sie sich bei Eon um die Erneuerbaren gekümmert und war zuletzt Chefin von Eon Climate & Renewables.
Im Rheinischen Revier betreiben RWE und Bedburg gemeinsam einen Windpark
Sie setzt auf Partnerschaften mit Kommunen und Bürgern beim Ausbau der Erneuerbaren. Wenn Mittel aus der Stromerzeugung durch Windräder an die Kommunen zurückflössen und Schulen und Kindergärten gebaut oder modernisiert würden, würden die Anlagen eher akzeptiert, sagt sie.
Im Rheinischen Revier betreiben RWE und Bedburg gemeinsam einen Windpark. Derzeit hat die Windkraft in Deutschland an Akzeptanz eingebüßt. Das Ergebnis sind Abstandsregelungen von 1500 oder 1000 Metern von Ortschaften.