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„Stinksauer und fassungslos“IG-Metall droht VW mit Streikhammer im neuen Jahr

Lesezeit 3 Minuten
Vertreter von Volkswagen, darunter Arne Meiswinkel (2.v.r.), Verhandlungsführer VW und Personalvorstand der Marke Volkswagen, sitzen bei der vierten Runde der Tarifverhandlungen von Volkswagen und IG Metall an ihren Plätzen.

Vertreter von Volkswagen, darunter Arne Meiswinkel (2.v.r.), Verhandlungsführer VW und Personalvorstand der Marke Volkswagen, sitzen bei der vierten Runde der Tarifverhandlungen von Volkswagen und IG Metall an ihren Plätzen.

Begleitet von neuen Warnstreiks kommen in Wolfsburg VW und IG Metall zu ihrer vierten Tarifrunde zusammen. Die Gewerkschaft droht mit dem „Streikhammer“.

Die IG-Metall-Vorsitzende Christiane Benner hat die VW-Spitze aufgefordert, von ihrem strikten Sparkurs abzulassen. Sie sei „stinksauer und fassungslos über das Agieren“ des Vorstandes, sagte sie laut Redemanuskript bei einer Protestkundgebung im Wolfsburger Stammwerk vor Zehntausenden Teilnehmern. „Statt intelligenter Lösungen bieten sie Kahlschlag und Stellenabbau.“

„Die Probleme sind krass“, erklärte Benner in ihrer Rede zum zweiten Warnstreik bei VW. Doch diese Probleme löse man nicht mit Werkschließungen, Kündigungen und Lohnkürzungen. Schuld an der Krise seien nicht die Mitarbeiter, sondern viele falsche Entscheidungen des Managements.

VW: Gewerkschaft will Werkschließungen verhindern

Begleitet von neuen Warnstreiks treffen sich am Nachmittag in Wolfsburg Vertreter von VW und IG Metall zu ihrer vierten Tarifrunde. IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger sagte laut Redemanuskript, wenn der Vorstand sich einer Lösung verweigere, werde man den „Schulterschlusses der Belegschaft bei Volkswagen mit in das neue Jahr“ nehmen. „Dann gibt es 2025 auf den Sparhammer als Antwort nur eines: den Streikhammer!“

VW fordert wegen Absatzschwierigkeiten von den Mitarbeitern eine Lohnkürzung von zehn Prozent. Auch Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen stehen im Raum.

Begleitet von Demonstrationen und Kundgebungen sind in Wolfsburg die Tarifverhandlungen bei Volkswagen fortgesetzt worden. Tausende Beschäftigte in neun VW-Werken in ganz Deutschland legten am Montag aus Protest gegen den geplanten Sparkurs des Unternehmens ihre Arbeit nieder. IG-Metall-Chefin Christiane Benner stellte eine Ausweitung des Arbeitskampfes in Aussicht: „Wenn sich nichts bewegt, wird es richtig ungemütlich“, sagte sie in Wolfsburg.

Streiks bei VW: Tausende legen ihre Arbeit nieder

Alleine in der VW-Stadt beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben 38.000 Beschäftigte an den Warnstreiks. In Kassel, Hannover, Zwickau, Emden, Salzgitter, Braunschweig, Chemnitz und Dresden kamen demnach 30.000 weitere Streikende hinzu. Nur im VW-Werk in Osnabrück wurde nicht gestreikt, weil dort ein anderer Tarifvertrag gilt.

In den neun VW-Werken mit Haustarifvertrag der IG Metall standen so rund vier Stunden lang die Bänder still, die Frühschicht legte nach Angaben der Gewerkschaft kollektiv entsprechend früher die Arbeit nieder. Mit Ablauf der Friedenspflicht Anfang Dezember hatte es am vergangenen Montag einen ersten Tag mit Warnstreiks gegeben. Nach Gewerkschaftsangaben beteiligten sich daran rund 100.000 Beschäftigte.

Die Tarifverhandlungen gestalten sich schwierig. Drei Runden hatten bislang keine Annäherung gebracht. Volkswagen hat nach einem Gewinneinbruch einen harten Sparkurs mit Stellenstreichungen und Standortschließungen angekündigt. Auch deutliche Lohnkürzungen stehen zur Debatte. Das Unternehmen verweist auf im internationalen Vergleich zu hohe Kosten am Produktionsstandort Deutschland.

Tarifverhandlungen gestalten sich schwierig

Die Arbeitnehmerseite wollen vor allem Arbeitsplatzverluste verhindern. Sie legte einen „Zukunftsplan“ vor, der vorsieht, dass ein noch auszuhandelndes Gehaltsplus nicht ausgezahlt wird, sondern in einen Fonds für die Finanzierung von eventuell nötigen Arbeitszeitkürzungen fließt.

VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo bekräftigte am Montag ihre kategorische Ablehnung von Massenentlassungen und Werksschließungen. Beim Gehalt dürfe es „keine harten Einschnitte in unseren Haustarif (geben), die dessen Niveau dauerhaft absenken“.

IG-Metall droht mit Streikhammer

VW-Chefverhandler Arne Meiswinkel betonte hingegen, dass der Vorschlag von IG Metall und Betriebsrat „für eine nachhaltige Lösung noch nicht reicht“. Es müsse mehr eingespart werden. Verschiedene VW-Vertreter hatten wiederholt betont, dass sie harte Einschnitte wie Werksschließungen für unausweichlich halten.

IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger forderte von der Unternehmensführung Kompromissbereitschaft. Sollte es in dieser Tarifrunde „keine substanzielle Bewegung des Unternehmens“ geben, werde der Arbeitskampf ausgeweitet. „Dann folgt auf das Silvesterfeuerwerk eine Eskalation, die dieses Unternehmen noch nicht erlebt hat.“ (dpa/ afp)