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Streiks an NRW-FlughäfenKöln/Bonn rechnet mit Ausfall von 130 Flügen

Lesezeit 3 Minuten
Ein gelbes Absperrband mit der Aufschrift „Köln Bonn Airport“ hängt vor eine Gruppe Streikender während eines Warnstreiks.

Es ist wieder so weit: Hier ein Foto vom Streik der Sicherheitsmitarbeiter im Februar 2022.

Rund 130 Flüge fallen am Flughafen Köln-Bonn am Montag wegen Warnstreiks aus. Düsseldorf erwartet bis zu 200 Annullierungen.

Wegen Warnstreiks fallen am Köln-Bonner Flughafen am Montag und in der Nacht zum Dienstag 131 Flüge aus – von insgesamt 136, so jedenfalls der Kenntnisstand am späten Sonntagnachmittag. Nicht abgesagt waren bis dahin lediglich ein Austrian-Airlines-Flug nach Wien und einige Urlauberflüge in die Türkei am frühen Dienstagmorgen – um 6 Uhr soll der Ausstand dann enden. Der Flughafen Düsseldorf rechnete am Sonntag sogar mit mit fast 200 gestrichenen Flügen.

Für beide Flughäfen gilt, dass nicht alle Flüge ersatzlos gestrichen werden. Einige – in Köln gilt das vor allem für Angebote von Ryanair – sollen auch auf andere Flughäfen umgeleitet werden. Die Flughäfen bitten die Passagiere, sich bei ihrer Fluggesellschaft oder dem Reiseveranstalter über den aktuellen Stand ihres Fluges zu informieren, bevor sie losfahren.

Drei Arbeitnehmergruppen streiken

Zu den Warnstreiks haben die Gewerkschaften Verdi und Komba aufgerufen. Die Streiks treffen die Luftfahrt mit voller Wucht, weil es Tarifkonflikte gleich in drei Bereichen gibt: im Öffentlichen Dienst, zum dem auch die eigenen Angestellten der Flughäfen von der Verwaltung bis zur Feuerwehr gehören, bei den Beschäftigten in der Sicherheitskontrolle – hier arbeiten private Unternehmen im Auftrag der Bundespolizei – und bei den ebenfalls an Fremdfirmen vergebenen Bodendiensten. „Die Beschäftigten machen mit den Streiks gemeinsam Druck auf die jeweiligen Arbeitgeber, weil in den bisherigen Verhandlungen im öffentlichen Dienst kein akzeptables Angebot unterbreitet wurde“, erklärte Andrea Becker, Landesfachbereichsleiterin von Verdi NRW.

In Köln sollte bereits am späten Sonntagabend die Arbeit niedergelegt werden. Aufgerufen seien zunächst die Beschäftigten der Luftsicherheit, sagte Verdi-Sekretär Özay Tarim. Hier geht es einerseits um die Frachtabfertigung, andererseits um die Personal- und Warenkontrolle, also um die Sicherung des Zugangs zum Flughafengelände für die Belegschaft und für Fremdfirmen. „Auf die ganze Abwicklung im Frachtbereich wird das große Auswirkungen haben“, sagte Tarim. Der Kölner Flughafen ist ein wichtiger Umschlagplatz für Pakete aus der ganzen Welt.

Die Flughafengesellschaft selbst rechnet damit, dass Mitarbeiter, die aufs Betriebsgelände wollen, nur mit großer Verzögerung Einlass finden. Von sechs Uhr am Montagmorgen an ist dann auch die Passagierabfertigung lahmgelegt.

Einigung auf Feuerwehr-Notdienst

Der Düsseldorfer Flughafen will in jedem Fall einen Notbetrieb aufrechterhalten. Mit den Gewerkschaften seien dazu Notdienstvereinbarungen getroffen worden, etwa für Ambulanz- und Hilfsgüterflüge. In Köln-Bonn hatte es in juristische Auseinandersetzungen zwischen dem Flughafen und Verdi um die Besetzung der Flughafenfeuerwehr gegeben – sie müsste sogar dann gewährleistet sein, wenn kein einziger Flieger abhebt oder landet. Am Ende einigten sich beide Seiten vor dem Landesarbeitsgericht darauf, dass während des Warnstreiks 24 Mitarbeiter sein müssen.

Das Arbeitsgericht Köln hatte in erster Instanz den Dienst von 27 Feuerwehrleuten angeordnet. Die Liste der einzusetzenden Mitarbeiter muss der Flughafen mit der Gewerkschaft Verdi abstimmen – wer streiken will, soll nicht zur Arbeit herangezogen werden. Im Zweifel muss der Flughafen Ersatz unter den eigentlich nicht zum Dienst eingeteilten Feuerwehrleuten (insgesamt gibt es 156) suchen, könnte im äußersten Notfall Mitarbeiter aber auch per Weisung zum Dienst an diesem Montag verpflichten.

„Wir hatten zwar den Eindruck, dass das Gericht unserer Position grundsätzlich folgt, es wollte sich aber wohl aufgrund des Zeitdrucks nicht in Detailfragen verwickeln lassen“, kommentierte Verdi-Sekretär Frank Michael Munkler die Entscheidung gegenüber der Rundschau. Für die Bodendienste gibt es keine derartige Vereinbarung, und Munkler meint auch, die Bedingungen für „Gentlemen Agreements“ seien nicht gerade besser geworden.

Der Flughafen Köln/Bonn hat eine Service-Telefonnummer für seine Fluggäste eingerichtet: Unter 0 22 03 / 40 40 04 sind am Montag von 5 bis 16 Auskünfte zu erhalten. Den jeweils aktuellen Flugstatus zeigt der Online-Flugplan.

Lufthansa und Eurowings bieten Fluggästen, die vom Streik betroffen sind, kostenlose Stornierungen und Umbuchungen an. Wo das möglich ist, kann statt des Flugzeugs auch die Bahn genommen werden. Reiseflughöhe Null eben. (mit dpa)