Köln/Düsseldorf – Der Verkauf der deutschen Supermarktkette Real rückt in greifbare Nähe. Der Real-Mutterkonzern Metro mit Sitz in Düsseldorf hat sich mit einem Konsortium um den Finanzinvestor SCP und den Immobilieninvestor X-Bricks grundsätzlich über den Verkauf seiner angeschlagenen Supermarkttochter geeinigt, wie er am frühen Dienstagmorgen mittelte. Einzelne offene Punkte würden jedoch noch verhandelt.
Vertrag bedeutet Aus der Marke Real
„Die Unterzeichnung des Unternehmenskaufvertrages soll in den kommenden Tagen erfolgen“, schrieb Metro-Chef Olaf Koch in einem Brief an die Mitarbeiter von Real. Damit scheint der sich lange hinziehende Verkaufsprozess nun endlich auf der Zielgeraden zu sein.
Praktisch bedeutet der Vertrag ein weitgehendes Aus der Marke Real. Nach dem Verkauf soll die Supermarktkette mit 277 Märkten und rund 34 000 Beschäftigen zerschlagen werden. Zwar wollen die Käufer einen „Kern von mindestens 50 Real-Märkten“ für mindestens 24 Monate weiter betreiben, wie Koch schreibt. Der größte Teil der Filialen soll jedoch an andere Händler wie Edeka oder Kaufland verkauft werden. „Die neuen Betreiber werden verpflichtet, die Real-Mitarbeiter auf der jeweiligen Fläche zu übernehmen“, heißt es in Kochs Brief an die Mitarbeiter weiter.
Eine Reihe von Standorten droht die Schließung
Einer Reihe von Standorten ohne überzeugende wirtschaftliche Perspektive droht allerdings die Schließung. Die Käufer gingen aber davon aus, „dass die Zahl der zu schließenden Standorte unter 30 liegen wird“, schrieb Koch. Wo es betriebsbedingte Kündigungen geben wird, soll Koch zufolge eine bereits Ende des Jahres 2019 abgeschlossene Betriebsvereinbarung soziale Härten mildern. Sie sieht nach früheren Angaben des Betriebsrats Abfindungen von maximal zwölf bis 14 Monatsgehältern vor.
Die weitgehend ausgehandelte Vereinbarung zwischen der Metro und dem Konsortium sieht nach Angaben des Handelskonzerns eine Veräußerung von Real als Ganzes zu einem Unternehmenswert von etwa einer Milliarde Euro vor. Metro erwarte einen Nettomittelzufluss von etwa 300 Millionen Euro. Das sind rund 200 Millionen Euro weniger, als noch vor einigen Monaten erhofft. Zusammen mit dem Erlös aus dem Verkauf des Mehrheitsanteils am chinesischen Metro-Geschäft erwartet der Konzern weiterhin mehr als 1,5 Milliarden Euro Nettomittelzuflüsse nach allen Transaktionskosten.
Nicht gelungen, die wirtschaftliche Situation zu verbessern
Koch betonte, die Metro habe in den vergangenen Jahren „unzählige Bemühungen unternommen“, um das Geschäftsmodell von Real auf neue Beine zu stellen. Doch sei es nicht gelungen, die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Supermarktkette zu verbessern. Real könne deshalb in der heutigen Form nicht fortgeführt werden.
Die Supermarktkette war zuletzt das Sorgenkind bei dem Handelsriesen und hatte im Geschäftsjahr 2018/19 für tiefrote Zahlen bei der Metro gesorgt. Die Metro hatte bereits 2018 angekündigt die Supermarktkette abgeben zu wollen, um sich ganz auf das Großhandelsgeschäft mit Gastronomen und kleinen Händlern konzentrieren zu können. Doch erwies sich der Verkaufsprozess als deutlich schwieriger als erwartet. Mit großen Hoffnungen begonnene, Verhandlungen mit dem Immobilieninvestor Redos waren überraschend gescheitert. Bei der nun greifbaren Einigung steht die Genehmigung durch die zuständigen Gremien auf beiden Seiten noch aus. Zudem müssten die Kartell- und Aufsichtsbehörden dem noch zustimmen.
Der Verkauf von Real ist der letzte Baustein in der Strategie von Olaf Koch, die Metro aus dem Geschäft mit privaten Endkunden herauszuführen. Als erster Schritt verkaufte die Metro dazu seine einstige Warenhaustochter Kaufhof an die kanadische Hudson's Bay Company, die Kaufhof schließlich an an den österreichischen Investor René Benko. Dieser hatte bereits vor Jahren Karstadt übernommen und führt die beiden verbliebenen deutschen Warenhausketten nun zusammen unter dem Namen „Galeria Karstadt Kaufhof“. Die Elektronikketten der Metro, Mediamarkt und Saturn hatte der Handelsriese in der neuen Firma Ceconomy gebündelt und an die Börse gebracht. Zuletzt trennte man sich vom Großteil des China-Geschäftes.
Damit ist die Metro bald wieder das, was sie bei ihrer Gründung im Jahr 1963 in Mülheim an der Ruhr bereits war: Ein Händler für Gewerbetreibende, Gastronomen und Weiterverkäufer. Die Besonderheit dieser „Cash & Carry-Märkte ist, dass sie nur für gewerbliche Kunden zugänglich sind. Für die Metro sind diese Märkte vor allem deshalb interessant, weil Gewerbekunden bei einem einzigen Einkauf viel mehr kaufen, als es Privatkunden bei Aldi, Rewe und Co. tun. 760 dieser Cash & Carry-Märkte betreibt die Metro heute, damit ist sie in mehr als 25 Ländermärkten mit Niederlassungen vertreten.