Frankfurt/Main – Die Problematik der Gasversorgung in Deutschland hat den Dax am Montag im späten Handel wieder etwas zurückgeworfen.
Der deutsche Leitindex schloss 0,33 Prozent tiefer auf 13.210,32 Punkten. Das am Vormittag veröffentlichte Ifo-Geschäftsklima fiel schwach aus, stand dem Dax auf seinem Weg zu zwischenzeitlichen Kursgewinnen aber nicht im Weg. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen beendete den ersten Handelstag der Woche mit minus 0,54 Prozent auf 26.632,66 Punkte.
Der russische Gaskonzern Gazprom senkt die Lieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 weiter. Von diesem Mittwoch an werden noch 20 Prozent oder 33 Millionen Kubikmeter Gas täglich durch die wichtigste Versorgungsleitung nach Deutschland fließen, teilte das Unternehmen mit. Grund sei die Reparatur einer weiteren Turbine.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 kletterte kurz vor Handelsende zurück ins Plus und schloss mit einem Zuwachs von 0,21 Prozent auf 3604,16 Zähler. In Paris und London schlossen die Leitbörsen ebenfalls etwas fester. An der Wall Street stand der Dow Jones Industrial zum Börsenschluss in Europa moderat höher.
Die neue Woche steht am Aktienmarkt im Zeichen der US-Notenbank. Die Währungshüter der weltgrößten Volkswirtschaft geben am Mittwoch wohl die nächste Leitzinserhöhung bekannt. Zuletzt waren die zeitweise spürbaren Sorgen vor einer Erhöhung um einen ganzen Prozentpunkt wieder deutlich abgeklungen - erwartet werden von den meisten Experten 0,75 Prozentpunkte.
Am Markt war hierzulande der überraschende Führungswechsel bei Volkswagen (VW) eines der Hauptthemen. Die Vorzugsaktien des Autobauers und des Großaktionärs Porsche SE verloren jeweils rund 1,3 Prozent, womit sie im hinteren Dax-Feld lagen. Am Freitag nach Börsenschluss hatte VW mitgeteilt, dass Vorstandschef Herbert Diess Anfang September ausscheidet und von Oliver Blume abgelöst wird, dem Chef der Sportwagentochter Porsche AG. Einige Analysten kritisierten den Zeitpunkt angesichts anstehender Herausforderungen als unpassend.
Bechtle-Titel zogen an der MDax-Spitze um 4,8 Prozent an, nachdem der IT-Dienstleister trotz Lieferengpässen einen höheren Quartalsgewinn gemeldet hatte. Bei den im SDax notierten Aktien des Agrar- und Energiehandelskonzerns Baywa sorgten Eckdaten für ein Kursplus von sieben Prozent und den Spitzenplatz in dem Nebenwerte-Index.
Die Uniper-Papiere sackten als MDax-Schlusslicht um 12,4 Prozent ab. Analyst Vincent Ayral von JPMorgan hatte sie doppelt abgestuft und das Kursziel von 32,00 auf 5,50 Euro zusammengestrichen. Er begrüßt zwar das Rettungspaket der Bundesregierung für den angeschlagenen Energiekonzern. Kritisch sieht er jedoch die Kapitalerhöhung zum Ausgabepreis von 1,70 Euro je Aktie unter Ausschluss des Bezugsrechts der Aktionäre und die milliardenschwere Pflichtwandel-Anleihe.
Der Euro gab im Verlauf Gewinne aus Sorge vor einer Erdgaskrise wieder ab. Nach dem Xetra-Schluss kostete die Gemeinschaftswährung 1,0214 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0236 (Freitag: 1,0190) Dollar festgesetzt, der Dollar kostete damit 0,9769 (0,9814) Euro.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite deutscher Bundesanleihen von 0,94 Prozent am Freitag auf 0,95 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,06 Prozent auf 136,00 Punkte. Der Bund-Future stieg um 0,18 Prozent auf 154,66 Zähler.
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