- Die Deutsche Bahn steckt in einem Chaos mit vielen Baustellen.
- Doch die angestrebten Verbesserungen können nicht sofortige Hilfe schaffen.
- Die Hilfen bei der Bahn brauchen vor allem Zeit und Geduld von Reisenden, kommentiert unser Autor.
Köln/Bonn – Da ist ein Gartenbesitzer, der seine Beete und den Rasen nicht gießt, den Schuppen zum Überwintern abreißt und Schaufel und Hacke verrosten lässt. Doch plötzlich entdeckt er seine Liebe zur Natur neu und er verspricht, alles wieder in Ordnung zu bringen. Doch das geht nicht von heute auf morgen. Pflanzen wachsen langsam, für einen neuen Schuppen langt das Geld nicht und es fehlen helfende Hände. So lässt sich der Zustand der Deutschen Bahn in einem Bild zusammenfassen.
Fahrgäste sind Leidtragende
Die Folgen spüren die Fahrgäste Tag für Tag. Das einzige, woran bei der Bahn kein Mangel herrscht, sind technische Unzulänglichkeiten. Mal funktioniert die Anzeige für die Reservierungen nicht, mal ist eine Toilette gesperrt. Mal muss erst ein Lokführer herbeigeschafft werden, mal versagt eine automatische Tür ihren Dienst.
Die Liste ließe sich fortsetzen. Laut einer internen Statistik der Bahn, die nun öffentlich wurde, weisen mehr als die Hälfte der Fernzüge derlei Mängel auf. Das ist eine Folge des jahrelangen Sparkurses, in dem unter anderem Wartungskapazitäten gestrichen und zu spät in moderne Züge investiert wurde. Die Bahn steht wie der Gärtner im Bild vor einem mühevollen und langwierigen Neuanfang.
400.000 Passagiere täglich
Bei den Dimensionen des Schienenriesen lässt sich der Umfang dieser Herausforderung leicht erahnen. Täglich finden im Fernverkehr 1.500 Fahrten mit rund 400.000 Passagieren statt, die Mensch und Material belasten. Den naturgemäßen Verschleiß auszugleichen, hat der Konzern noch immer nicht im Griff. Besserung wird stets gelobt, doch wer mit der Bahn fährt, kann daran nicht recht glauben. Deshalb darf der Druck auf den Bahnvorstand auch nicht nachlassen.
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Gleichwohl gibt es Grund zur Hoffnung auf verlässlichere Züge. Der Konzern baut seine Instandhaltungswerke mit einem dreistelligen Millionenbetrag auf und stellt auch neues Personal ein, dass die Züge warten soll. Beides wird nicht von heute auf morgen zum Erfolg führen. Erweiterungen müssen gebaut, Fachkräfte gefunden und geschult werden. Für die Kunden heißt es, dass sie ihren Ärger noch eine Weile herunterschlucken müssen.Kritiker werfen der Bahn vor, dass sie schon lange einen besseren Fernverkehr verspricht und fordern auch gerne einen Wechsel in der Führungsetage.
Der Vorwurf trifft zwar zu, doch die Schlussfolgerung hat einen Haken. Um im Eingangsbild zu bleiben: Pflanzen wachsen auch unter den Händen eines neuen Gärtners nicht schneller. Im Gegenteil, durch dessen Einarbeitungszeit würde noch mehr Zeit vergeudet. Auch wenn es schwer fällt, bleibt Geduld, gepaart mit anhaltendem Druck auf die Bahn die Nerven schonendste Strategie.