Eine Holzleiste, viele MöglichkeitenKölner Start-up setzt auf variables Möbelsystem

Valentin Quecke, Co-Gründer des Kölner Möbeldesign-Startups Varaind, bei der Materialprüfung.
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Köln – Vom Studienprojekt zur eigenen Firma: Als sich Johannes Klapfer, Valentin Quecke, Lennard Lingk und Valentin Schily an der Alanus-Hochschule bei Bonn kennen lernten, hatten sie wohl noch keine Ahnung, dass sich aus der zufälligen Begegnung ein sehr eigenständiges Möbel-Design-Unternehmen mit dem späteren Namen „Variand“ entwickeln sollte.
Kölner Start-up: Eine Holzleiste als Grundbaustein
Vielleicht schon eher, als sie als Studienprojekt die Aufgabe übernahmen, ein neues, variables Raumsystem zu entwickeln. Die Idee: Eine Holzleiste, an der diverse Elemente vom Regal bis zum kompletten Schrank aufgehängt werden können. Gab es zwar schon, aber noch nicht als durchgehendes Design-Element aus Holz für ganze Wohnungs- und Büroausstattungen.
Klapfers Verbindungen zur alten Heimat Südtirol sollten sich zum ersten Mal auszahlen. Eine private Waldorf-Schule bekundete Interesse, die drei machten sich an die Arbeit. „Die Hochschule hat uns dabei sehr unterstützt“, sagt Quecke heute: Die Dozenten gaben den nötigen Support, und schon bald werkelten die drei Architektur-Studenten an ersten Prototypen.
Auch der BWL-Mann Lingk war an Bord. In den Semesterferien ging es immer wieder nach Südtirol, um die Entwicklungen in der Praxis zu testen. Es funktionierte: Das Raumsystem wurde komplexer und gleichzeitig variabler, immer neue Elemente kamen hinzu. „Wir hatten von Anfang an den Plan, ein ganzes System zu schaffen und nicht nur einzelne Teile“, erklärt Quecke. Und zwar für ganz verschiedene Einsatzbereiche: Wohnung, Hotel, Büro, Garage – was eben gewünscht ist.
Nach dem Studium ging es erst einmal in andere Jobs, bevor dann die Idee einer Firmengründung immer konkretere Formen annahm. „Wir haben uns immer gut verstanden, und glücklicherweise ist das auch heute noch so“, meint Quecke – denn nun galt es, eine Gesellschafterform zu finden und das Unternehmen ganz in den Vordergrund zu stellen. Alles verbunden mit dem Ehrgeiz, von Anfang an viel richtig machen zu wollen. Der Gesellschafter-Vertrag stellt alle vier gleichberechtigt auf.
Großkunden interessieren sich für neues Möbelsystem aus Köln
Eine Crowfunding-Kampagne spülte gut das Doppelte vom Erhofften ein, die ersten Investoren zeigten Interesse, vor anderthalb Jahren stieg dann ein strategischer Partner mit ins Geschäft ein. „Wir haben eigentlich von Anfang an gemerkt, dass das Interesse an dem Produkt da war“, sagt Quecke. Ernsthafte Zweifel gab es bislang nie, und auch wenn das Büro in einem Bickendorfer Co-Working-Space (noch) nicht nach großer Firma aussieht: Mittlerweile interessieren sich auch Großkunden für das System. Ein „Tiny-House“-Produzent aus Österreich sprang auf den Zug auf, der b2b-Bereich (business to business) wird gerade deutlich erweitert, die Fertigung ist gut ausgelastet.
Produziert wird in Südtirol – ein weiteres Mal haben sich Klapfers Verbindungen dorthin bezahlt gemacht. Eine kleiner, aber feiner Holzverarbeitungsbetrieb übernimmt die Produktion. Gefräst und gesägt wird mit modernster CNC-Technik, millimetergenau und jeweils auf den Bedarf abgestimmt. Die Metallteile werden ebenfalls in Südtirol gefertigt, lediglich das Holz selbst legt momentan noch weite Reisen zurück. Teilweise wird sogar aus Norwegen importiert, allerdings will man auch hier noch deutlich regionaler werden. Weite Reisen sind nicht immer gut fürs Geschäft.
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Visionen haben sie noch einige bei Variand: Ein mobiles System etwa, das man auch unabhängig von den Wänden bespielen kann. Oder eine Tauschbörse, vielleicht über die Firma selbst, über die man nicht mehr passende Teile gegen neue ersetzen kann. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Jetzt geht darum, sich am Markt zu etablieren. Die Voraussetzungen scheinen so schlecht nicht zu sein. Deutsches Design, italienische Fertigung – „geht auch so rum“, sagen sie in Köln. Und in Südtirol.