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Autobauer in KölnZukunft der Ford-Mitarbeitenden weiter offen

Lesezeit 3 Minuten
Elektroautos vom Typ Explorer und Capri stehen auf dem Werksgelände der Ford-Werke in Köln-Niehl.

Elektroautos vom Typ Explorer und Capri stehen auf dem Werksgelände der Ford-Werke in Köln-Niehl.

Nach angekündigten Stellenstreichungen hofften die Ford-Mitarbeitenden am Dienstag auf einer Betriebsversammlung, etwas über die Zukunft des Kölner Werks zu erfahren. Sie wurden enttäuscht.

Etwa 7000 Beschäftigte waren am Dienstagmorgen im ehemaligen Motorenwerk und einer weiteren Halle zusammengekommen. Aussagen zur Zukunft habe es nicht gegeben, so Betriebsratschef Benjamin Gruschka. Das Management vertreten durch Ford-Werke-Geschäftsführer Marcus Wassenberg hätte aber betont, dass 2900 Stellen gestrichen werden müssten. „Wenn es eine Zukunft für das Werk gäbe, dann hätte das Management das auch sagen können“, kritisiert Gruschka.

Er hatte auf einer Betriebsversammlung im Dezember klare Konzepte für alle Bereiche von Ford, Investitionen und mutige Produkte gefordert. „Ford muss wieder Massenhersteller werden“, so Gruschka damals. Gespräche mit der deutschen Geschäftsführung oder Verhandlungen habe es noch nicht gegeben, so Gruschka, der sich aber am 8. Januar mit Ford-Konzernchef Jim Farley in den USA ausgetauscht hat. Der Betriebsrat wolle zusammen mit der IG Metall jetzt weiter Druck machen. Der Betriebsrat werde seine Mitbestimmungspflichten in Anspruch nehmen, die IG Metall werde Forderungen aufstellen. Das könne auch in einem Arbeitskampf münden.

Tiefe Einschnitte bei der Entwicklung geplant

Beim im November verkündeten Stellenabbau will Ford erneut tief in den Bereich Fahrzeugentwicklung einschneiden. 600 von insgesamt 2900 Stellen auf der Kippe sollen bis Ende 2027 bei den Entwicklern in Köln-Merkenich entfallen. Dabei sollen in der laufenden Sparrunde bis Ende 2025 hier bereits 1700 von ursprünglich 4000 Stellen gestrichen werden. Etwas mehr als zwei Drittel des Abbaus ist inzwischen erfolgt. Übrig bleiben würden demnach 2027 nur noch 1700 Entwickler. Komplette Fahrzeuge für den europäischen Markt lassen sich mit dem Personal nicht mehr entwickeln und designen. Und wohl auch keinen keine E-Plattform etwa für kleine Autos, die Ford dringend brauche. Ford verlagert offenbar weitere Entwicklungskompetenz in die USA, wo Kleinwagen eher weniger gefragt sind.

1000 Stellen sollen in der Verwaltung wegfallen in Bereichen wie Marketing, Einkauf, Finanzen, IT oder Personal. Ebenfalls 1000 Mitarbeite sind vom Abbau in produktionsnahen Dienstleistungen betroffen – etwa in der Elektrizitätsversorgung, der Abwasserentsorgung oder Reparatur und Wartung. Weitere 300 Stellen entfallen in unterschiedlichen Teilen des Werks, das derzeit 11.500 Beschäftigte hat.

Kölner E-Autos verkaufen sich schlechter als gehofft

Die beiden Kölner E-Autos Explorer und Capri verkaufe sich nicht wie erhofft. Vom seit Sommer gebauten Explorer wurden in Deutschland bis Ende Dezember laut Kraftfahrt-Bundesamt 2426 Autos in Deutschland neu zugelassen. Und vom Capri kamen 440 Wagen als Eigenzulassungen auf die Straßen. Verkauft wird der Wagen seit diesem Jahr.

Mitte November hat Ford deshalb Kurzarbeit angekündigt. Bis zu den Weihnachtsferien wurde nur jede zweite Woche gearbeitet. Im laufenden Jahr wurde die Tagesbaurate von 630 auf 480 Fahrzeuge reduziert. Die Autos werden im Zwei-Schicht-Betrieb gefertigt. Aber auch in diesem Jahr gibt es Kurzarbeit. Bis Ende April ruht an insgesamt 40 Tagen die Arbeit, so Gruschka.