In einem gemeinsamen Positionspapier wenden sich die Kölner Arbeitgeber, der DGB, die Industrie- und Handelskammer sowie die Handwerkskammer an die Kölner Politik.
Gemeinsame ErklärungVerbände fordern Vorrang für Wirtschaft in Köln
Die Kommunalwahl im nächsten Jahr wirft ihre ersten Schatten voraus. In einer gemeinsamen Pressekonferenz formulierten Kölnmetall (Arbeitgeber Köln), Gewerkschaftsbund, die Kölner Industrie- und Handelskammer (IHK) sowie die Handwerkskammer zu Köln (HWK) ihre Forderungen an die künftige Kölner Politik. Sie erarbeiteten ein Positionspapier, das den Ratsparteien noch in dieser Woche übermittelt werden soll. Und die Richtung war schnell klar: Man brauche ein „klares Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort Köln“, erklärte der Vorsitzende der Kölner Arbeitgeber, Dirk Wasmuth.
Arbeitgeber fordern Bürokratieabbau
Und vor allem auch Taten. Bürokratieabbau, Ausweisung neuer Gewerbe- und Industrieflächen, das Ausloten von Ermessungsspielräumen sowie eine „wirtschaftsfreundlich geprägte Ausrichtung von Verwaltung und Kommunalpolitik“ forderte er. Wasmuth fordert einen Wirtschafts-Kümmerer für Köln, einen direkten Ansprechpartner. Wo der angesiedelt werde, spiele letztlich keine Rolle: „Er muss von Antrag bis Entscheidung die Dinge durchtragen können. Von der Flächennutzung über die Ansiedlung bis zur Aufgabe des Unternehmens muss alle Kompetenz gebündelt werden.“
Eine verlässliche Energieversorgung zu bezahlbaren Preisen sei zudem der entscheidende Faktor dafür, dass Industrieunternehmen am Standort blieben und hier auch weiter investierten. Zumal der Energiebedarf durch Transformationsprozesse in vielen Bereichen künftig deutlich steigen werde, führte IHK-Geschäftsführer Uwe Vetterlein aus: Das Thema Energiewende und Verteilnetze sei eine „riesige Herausforderung“ für die Kommunen. „Wir brauchen für unsere Unternehmen verlässliche Zeitpläne“, so Vetterlein.
Und Flächen, mit denen in Köln teilweise fahrlässig umgegangen werde. Viel Hoffnung auf ein stärkeres Einwirken der Stadt auf den Regionalplan, um dort mehr Gewerbe- und Industrieflächen anzusiedeln, hat er nicht. „Aber wenn das, was dort möglich ist - auch wenn es unseres Erachtens viel zu wenig ist - umgesetzt würde, wäre das schon ein riesiger Fortschritt.“
Netzausbau im mehrfacher Hinsicht
Einen Ausbau von Verteilnetzen in ganz anderer Hinsicht forderte der Kölner DGB-Chef Witich Roßmann: „Die Belange der Wirtschaft und der Pendlerinnen und Pendler müssen berücksichtigt werden. Dazu zählt unter anderem ein leistungsfähiges Grundnetz für den Individualverkehr.“ Es werde nur noch über Tunnel oder nicht Tunnel diskutiert, aber alle weiteren Ausbauprojekte fielen unter den Tisch. Wirtschafts-, Kunden- und Pendlerverkehre benötigten auch in Zukunft ein abgestimmtes Grundnetz gut ausgebauter Straßen, um dem motorisierten Individual- und Güterverkehr den notwendigen Raum zu geben.
Dass dabei die Elektromobilität gerade im Kleinlastbereich eine immer größere Rolle spielen müsse, sei bei der Stadt noch nicht angekommen. Man habe mit Ford den einzigen Hersteller, der ausschließlich elektrisch in Deutschland produziere - „vielleicht wäre es dann eine schöne Idee, wenn sich Köln oder das Rheinische Revier auch als Zentrum für E-Mobilität in Deutschland verstünde und wir gerade in Köln zeigen, wie in Mobilität in Städten funktioniert“.
Bezahlbarer Wohnraum für Fachkräfte
Dem undankbaren Thema Fachkräftemangel wandte sich dann Erik Werdel von der HWK zu: Auch wenn er wisse, dass es immer und immer wieder genannt werde - „es ist nun einmal das, was unsere Betriebe mit am meisten umtreibt“. Jeder zweite Handwerksbetrieb, in manchen Branchen auch mehr, klage über zu wenig qualifiziertes Personal. „Das ist aber auch kein Wunder, wenn man sich beispielsweise den baulichen Zustand oder die Ausstattung vieler Berufskollegs in Köln anschaut“, sagt er.
Hier werde immer noch mit zwei unterschiedlichen Maßstäben gemessen, was sich letztlich auf die Ausbildung an sich und auch auf die Anzahl der Menschen auswirke, die eine duale Ausbildung anstrebten. Nicht zuletzt sei es zudem über Jahre versäumt worden, jungen Menschen in der Ausbildung das Wohnen in Köln zu ermöglichen: Es fehlten Wohnheime oder anderen Modelle nicht nur für Studierende, sondern auch für Auszubildende.