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Klimaneutraler Treibstoff für LkwShell baut Gas-Verflüssiger im Rheinland

Lesezeit 3 Minuten
LNG Symbolbild

Die erste LNG-Tankstelle in Brandenburg: In Köln will Shell nun auch den Kraftstoff produzieren.

  1. Shell will in der Rheinland Raffinerie in Köln-Godorf eine Gas-Verflüssigungsanlage bauen.
  2. Das Ziel des Unternehmens ist die Herstellung eines CO2-neutralen Kraftstoffs für Lkw.
  3. Wir haben die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Köln – Shell will in der Rheinland Raffinerie in Köln-Godorf eine Gas-Verflüssigungsanlage bauen. Das Ziel des Unternehmens ist die Herstellung eines CO2-neutralen Kraftstoffs für den Schwerlastverkehr.

Wofür steht die Abkürzung LNG?

LNG  ist die Abkürzung für Liquified Natural Gas, verflüssigtes Gas. Eine klare, farblose und ungiftige Flüssigkeit entsteht, wenn das Gas auf etwas unter minus 160 Grad Celsius gekühlt wird. Dabei reduziert sich das Volumen um das Sechshundertfache. LNG verbrennt ohne Schwefelemissionen sowie mit weniger Stickoxiden und Feinstaub. Im Vergleich zu Diesel ist der CO2-Ausstoß gut 20 Prozent geringer. Außerdem laufen die Motoren ruhiger. LNG ist auch billiger als Diesel.

Wie wird LNG denn klimaneutral?

Der CO2-Fußabdruck kann auf CO2-Neutralität reduziert werden, wenn Bio-LNG beigemischt wird. Das kann aus Biomethan aus organischen Abfällen oder erneuerbaren Energien besteht. Abhängig von der Herkunft der organischen Abfälle kann dieser CO2-Wert nach einer Richtlinie der  EU bei bestimmten Ausgangsmaterialien auch negativ sein. Mischt man dieses Biomethan dann mit fossilem Methan, kann das Produkt dennoch klimaneutral sein.  Genau dieses Ziel peilt Shell an, die dafür auf Biomethan aus Gülle setzen.

Wie kommt das Gas ins Werk?

Das Gas kommt über bestehende Pipelines in das Werk in Godorf. In diese Pipelines wird auch das Biomethan eingespeist, das Shell besorgt. Letztlich ist es bei dem Biogas wie beim Ökostrom. Aus der Steckdose beim Endverbraucher kommt der gleiche Strom wie beim Nachbarn, auch wenn einer Ökostrom etwa aus norwegischer Wasserkraft bestellt hat und der andere konventionellen. Auch das irgendwo eingespeiste Biomethan kommt so eher nicht bis zum Godorfer Werk. Insgesamt werden Strom und Gas aber grüner.

Was will Shell in Godorf bauen?

Es entsteht zunächst eine Verflüssigungsanlage mit einer Jahreskapazität von rund 100 000 Tonnen. Die soll 2022/23 fertig sein. Im zweiten Halbjahr 2020 will Shell die erforderlichen Antragsunterlagen einzureichen und im Frühjahr 2021 mit den Bau beginnen. Auch entstehen etwa eine Anlage zur Reinigung des Gases, drei Tanks zur Lagerung und zwei Abfüllstationen für Tankwagen. Wie viel Geld das Unternehmen investiert, wollte Shell nicht sagen.

Der Konzern unterhält einen Geschäftsbereich „New Energies“, der bis 2025 durchschnittlich zwei bis drei Milliarden US-Dollar pro Jahr in unterschiedliche CO2-arme Technologien investiert.

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„Wir sind stolz, dieses Projekt für das Rheinland gewonnen zu haben“, sagte Raffineriedirektor Marco Richrath. Mit der vorhandenen Infrastruktur in der Raffinerie und hiesigen Region sowie mit dem Know-how der Shell-Mitarbeiter biete man die richtigen Voraussetzungen, um aktiv die Energiewende zu gestalten. Das Projekt sei auch ein Bekenntnis zum Standort. Die Rheinland Raffinerie ist die größte deutsche Raffinerie. Pro Jahr verarbeiten bis zu 3000 Mitarbeiter rund 17 Millionen Tonnen Rohöl. Hier entstehen rund zehn Prozent des in Deutschland verbrauchten Diesel- und Ottokraftstoffes, rund 15 Prozent des in Deutschland verbrauchten Kerosins sowie Produkte für die Chemieindustrie.

Wie kommt das LNG zum Kunden?

Shell transportiert das Bio-LNG mit Tanklastern zu den Tankstellen. Die sind freilich noch recht dünn gesät. Shell unterhält zwei bundesweit, weitere sollen bald gebaut werden, darunter auch eine in der Region. Bis 2023 will Shell bundesweit bis zu 40 LNG-Stationen haben.  Und seine Tankerflotte will Shell sukzessive auf LNG umstellen. Insgesamt soll es 2025 dann 200 LNG-Tankstellen in Deutschland geben, die dann etwa 25.000 Lkw versorgen.