HGK-Chef Wedig zum umstrittenen Kauf„Das ist Teil der Daseinsvorsorge“
Köln – Die Häfen und Güterverkehr Köln (HGK) kauft Europas größten Binnenschiffer, Imperial Shipping. Der Preis beträgt etwa 176 Millionen Euro, aber auch Schulden werden übernommen, sodass bis zu 200 Millionen zu stemmen sind. Ralf Arenz sprach mit HGK-Chef Uwe Weding über das Geschäft, das Ende Juni abgeschlossen werden soll.
Herr Wedig, Sie kennen die Binnenschifffahrt von Imperial, waren hier eine Zeit lang im Vorstand. Ist die europäische Sparte mit einem Kaufpreis von etwa 176 Millionen Euro ein Schnäppchen?
Ich würde den Kaufpreis nicht als Schnäppchen bezeichnen. Aus der Sicht der HGK ist er fair und gut. Der Preis ist auch mithilfe von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften ermittelt worden, die uns beraten haben. Das war ein sehr detailliertes Bewertungsverfahren. Und die Corona-Krise ist hierbei berücksichtigt worden.
War der Zeitpunkt des Kaufs in der Corona-Krise richtig?
Bei der Investition haben wir einen Zeitraum von 20 Jahren oder mehr im Blick und nicht nur die kommenden 20 Monate. Vor der Krise war die Wirtschaft im Kern gesund, und alle Experten gehen davon aus, dass sich die Wirtschaft nach dem Einbruch im laufenden Jahr im kommenden Jahr wieder erholt. Wir glauben, dass es richtig ist, jetzt zu kaufen.
Zur Person
Uwe Wedig (61) ist seit 2018 Vorstandschef der HGK. Im Vorstand des Unternehmens war er bereits von 2011 bis 2014, nachdem er vorher bei der HGK-Tochter HTAG gearbeitet hatte. Zwischenzeitlich hatte Wedig als CEO bei der Imperial Shipping Group in Duisburg gearbeitet, die die HGK jetzt kaufen will. (raz)
Welche Chancen bietet der Zukauf für die HGK?
Die HGK kann sich in einem Bereich weiterentwickeln, den wir kennen. Unsere Tochtergesellschaft HTAG betreibt ja schon Schifffahrt, wenn auch in deutlich kleinerem Rahmen. Mit dem Zukauf investieren wir in eine Ergänzung unseres Portfolios. Insbesondere die Bereiche Chemie und Gas bieten weitere Wachstumspotenziale. Das Geschäft ist attraktiv und wir wollen unsere Aktivitäten noch besser verzahnen.
Das Geschäft mit Schiffen ist manchmal schwankend, wie das Niedrigwasser 2018 gezeigt hat. Aufgeholt ist der Einbruch immer noch nicht. Und extreme Wasserstände könnten öfter vorkommen.
Wir werden es mit weiteren Klimaveränderungen zu tun bekommen. Schon jetzt reden wir mit unseren Kunden intensiv über Notfallkonzepte, wie wir die Versorgung sicherstellen können. Wir sind über unsere Beteiligung bei der RheinCargo auch auf der Schiene aktiv und wollen unseren Kunden mit der Verknüpfung der Verkehrsträger die notwendige Versorgungssicherheit bieten.
Das zugekaufte Geschäft ist zumindest nicht viel kleiner als das Geschäft, das die HGK jetzt betreibt. Ist der Happen nicht zu groß?
Das sehen wir nicht so. Unter dem Dach des Stadtwerkekonzerns haben wir auch schon vor zwei Jahren überlegt, wie wir uns weiterentwickeln können. Das machen wir nun in einem Segment, von dem wir etwas verstehen.
Sie kaufen den größten Binnenschiffer Europas. Gehört das zur Daseinsvorsorge, die Städte sicherstellen müssen?
Ich sehe das als Teil der Daseinsvorsorge. Wir kümmern uns um die Versorgungssicherheit für die Industrie. Die Binnenschifffahrtssparte der Imperial verantwortet ein starkes Chemie- und Gasgeschäft, viele Kunden sitzen hier in der Region. Produktionssicherheit der Industrie bedeutet auch Sicherheit für die Arbeitsplätze.
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Und Schifffahrt gibt es bereits unter unserem Dach. Wer diese infrage stellt, hätte das auch vorher schon tun können.
Woher kommt das Geld für den Kauf der europäischen Gesellschaft von Imperial Shipping?
Finanziert wird der Kauf über den Stadtwerkekonzern in Form eines Gesellschafterdarlehens.
Wie verändert der Zukauf die HGK?
Der Zukauf wird die HGK verändern, wie auch die Zukäufe der letzten Jahre das Unternehmen verändert haben. Die HGK arbeitet ja als administrative Holding, die für ihre Gesellschaften Aufgaben in Bereichen wie Finanzen, IT und Personal übernimmt. Die Shipping Group wird als selbständige Tochter – so wie auch die Neska – das operative Geschäft betreiben.
Unter welcher Flagge fahren die Schiffe?
Es gibt Schiffe mit Heimathäfen in den Niederlanden, die die Flagge der Niederlande am Heck haben. Es gibt aber auch deutsche Gesellschaften - und so wird es auch Schiffe geben, die Köln als Heimathafen haben.