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ErgebniseinbruchLanxess will im laufenden Jahr 100 Millionen Euro einsparen

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Blick auf die Zentrale des Chemiekonzerns Lanxess in Köln, der auf die Kostenbremse tritt.

Lanxess spart gegen die schwache Branchen-Konjunktur an. „Die Chemie und auch Lanxess sind derzeit in schwerem Fahrwasser“, sagte Konzernchef Matthias Zachert am Freitag.

Eine erhoffte Nachfragebelebung für das zweite Halbjahr sei derzeit nicht absehbar, so Lanxess-Chef Matthias Zachert bei der Vorlage des Zahlenwerks für das zweite Quartal. Daher steuert der Konzern gegen und will noch im laufenden Jahr 100 Millionen Euro einsparen. Jeweils 50 Millionen der Einsparungen entfallen auf Kostensenkungen und auf Kürzungen bei Investitionen. Der Kölner Spezialchemiekonzern verordnet sich eine strikte Ausgabendisziplin, verhängt einen Einstellungsstopp in Europa und will die Boni reduzieren. Der Vorstand verzichte freiwillig auf ein Viertel seines Fixgehalts.

Ab 2025 will Lanxess 150 Millionen pro Jahr sparen

Neben diesen Sofortmaßnahmen „zur Stabilisierung der Geschäftsergebnisse 2023“ will Lanxess auch dauerhaft seine Kosten senken. Ab 2025 soll ein Volumen von 150 Millionen pro Jahr erreicht sein. Für die Umsetzung des Programms wendet Lanxess einmalig 100 Millionen auf. Dabei will Lanxess die Verwaltung verschlanken und energieintensiven Betriebe unter die Lupe nehmen.

Zwei Produktionsanlagen in Krefeld-Uerdingen auf dem Prüfstand

In Deutschland soll die sehr energieintensive Hexan-Oxidation mit 61 Mitarbeitenden am Standort Krefeld-Uerdingen bis spätestens 2026 stillgelegt werden. Der nicht ausgelastete Betrieb für die Chromoxid-Produktion mit 52 Mitarbeitenden in Krefeld-Uerdingen soll verkauft werden. Sollte dies nicht gelingen, will Lanxess auch für diesen Betrieb eine Stilllegung prüfen.

Nachdem Lanxess in Richtung Spezialchemie ausgebaut worden ist, gilt es laut Zachert „das Potenzial unserer neuen Geschäfte in vollem Umfang zu heben.“ Auch soll das Angebot an nachhaltigen Produkten weiter ausgebaut werden. Das Sparprogramm schließt laut Zachert auch einen noch nicht bezifferten Stellenabbau ein, der „sozialverträglich“ ablaufen soll. Auch die Politik sieht Zachert gefordert. Erneut mahnte er wettbewerbsfähige Energiepreise an und trat für einen Industriestrompreis ein. Außerdem forderte er Bürokratieabbau und Investitionen in die Infrastruktur.

Ergebniseinbruch im 2. Quartal

Hintergrund ist ein scharfer Ergebnis-Einbruch im zweiten Quartal. Das operative Ergebnis (Ebitda) vor Sondereinflüssen sank um 58 Prozent auf 107 Millionen. Niedrigere Verkaufsmengen aufgrund einer schwachen Nachfrage und des fortgesetzten Lagerabbaus bei den Kunden, niedrigere Verkaufspreise und höhere Kosten etwa für Energie nannte Lanxess als Grund. Das Ergebnis aus dem fortzuführenden Geschäft rutschte im zweiten Quartal auf minus 145 Millionen.

Eine Zahlung von rund 1,3 Milliarden im Zuge der Bildung eines Gemeinschaftsunternehmens mit Advent International für technische Hochleistungswerkstoffe mit dem Namen Envalior hat das Zahlenwerk aber aufpoliert. Das Geld diente vor allem der Reduzierung der Verbindlichkeiten von 3,8 Milliarden Ende des abgelaufenen Jahres auf jetzt 2,86 Milliarden. Lanxess hat in das Unternehmen, an dem der Konzern 40 Prozent hält, die frühere Sparte High Performance Materials eingebracht.

Segment mit Schutzprodukten als Lichtblick

Während sich das durch Zukäufe gestärkte Geschäftsfeld mit Schutzprodukten gut hielt, gingen Umsatz und Ergebnis in den Segmenten mit Additiven und Zwischenprodukten im zweiten Quartal deutlich zurück. Im ersten Halbjahr sank der Umsatz um 6,4 Prozent auf 3,68 Milliarden, das operative Ergebnis um 42,5 Prozent auf 296 Millionen. Für 2023 erwartet Lanxess seit Juni ein bereinigtes operativen Ergebnis von 600 bis 650 Millionen statt der ursprünglich prognostizierten 850 bis 950 (2022: 930) Millionen.


Neuer Finanzvorstand

Oliver Stratmann wird zum 1. September neuer Finanzvorstand. Seit 2004 hatte er verschiedene Führungspositionen im Finanzbereich von Lanxess inne. Er folgt Michael Pontzen, der Finanzvorstand eines Unternehmens außerhalb Deutschlands wird. (raz)