Immobilienexperte im InterviewRisiko Immobilien – Wann sinken die Preise?
- Auf dem Immobilienmarkt herrscht Anspannung: Werden die Immobilienpreise weiter steigen? Sollte man jetzt noch ein Haus kaufen?
- Jan Putfarken von der Bausparkasse LBS Nord gibt im Interview mit Corinna Clara Röttker Antworten.
Herr Putfarken, die Immobilienpreise steigen und steigen. Würden Sie einem Freund noch raten, jetzt ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen?
Eindeutig, ja! Denn die Preise werden noch weiter steigen, wenngleich der Immobilienmarkt regional sehr unterschiedlich ist. Aber selbst in ländlichen Regionen ziehen die Preise an. Diese erheblichen Preissteigerungen beobachten wir nun schon seit fünf Jahren und wer sich damals keine Immobilie gekauft hat, bereut es heute.
Viele fragen sich, wann die Immobilienblase platzt. Was ist Ihre Einschätzung?
Ich stelle noch keine generelle Blasenbildung fest. Vor gut 10 Jahren sagten Experten, dass Deutschland bis zu 350000 neue Wohneinheiten im Jahr benötigt, fertiggestellt wurden allerdings nur rund 190000 neue Einheiten. Gab es damals eine Blase? Nein.
Heutzutage ist zwar unter anderem durch Zuzug und mehr Singlehaushalte eine größere Nachfrage da, aber es wird mit 300000 neuen Wohneinheiten im Jahr auch deutlich mehr gebaut. Der Nachfrageüberhang ist also nicht größer geworden. Zwar sind die Kaufpreise in den Großstädten auf einem hohen Niveau, nehmen wir als Beispiel München: Viele sagen, dort sei es unbezahlbar. Aber im Vergleich zu London ist da noch Luft nach oben und in London steigen die Preise auch noch immer.
Nur steigen die Kaufpreise seit Jahren schneller als die Mieten. Ist das kein Warnsignal?
Doch, die Warnsignale sind da. In bestimmten Ballungsgebieten, wo große Wohnungsbaugesellschaften auf dem Markt agieren und ihre Renditeziele vor Augen haben, gibt es sicher auch Spekulationsblasen. Aber im ländlichen Raum sehe ich das nicht. Davon abgesehen: Der Bürger, der sein Eigentum vorrangig nicht verkaufen will, muss keine Angst vor einer Blase haben. Sorgen müssen sich die Investoren, die im großen Stil Immobilien kaufen und verkaufen.
Und wann werden die Immobilienpreise wieder sinken?
Gute Frage, eine Glaskugel wäre gut! Experten schätzen, dass die Preissteigerungen noch mindestens zwei, drei Jahre anhalten werden. Hier spielen auch Faktoren wie die Zinsentwicklung und die gesamte wirtschaftliche Lage eine Rolle.
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Was gibt Ihnen Zuversicht, dass wir eine Preisdämpfung sehen werden?
Dass sich alle Parteien des Themas Wohnen angenommen haben. Die Marschrichtung lautet überall: Bauen, bauen, bauen.
Aber wäre es dann nicht sinnvoll, mit dem Hauskauf noch zu warten?
Warum? Sie kaufen ja in erster Linie deswegen ein Haus, weil Sie darin wohnen wollen und nicht, um es in drei Jahren wieder zu verkaufen. Der Faktor, dass es auch eine gute Geldanlage ist, ist bei vielen nur zweitrangig. Wer langfristig in seinem Eigentum wohnen bleibt, kann kurzfristige Preisrückgänge ignorieren.
Was müsste die Politik Ihrer Meinung nach tun, um bezahlbares Wohnen zu sichern?
Das Einzige was hilft, ist bauen. Dafür muss deutlich mehr Bauland ausgewiesen werden. Die Genehmigungsverfahren dauern alle viel zu lang und müssten dringend digitalisiert werden. In bestimmten Regionen wartet man 14 Monate auf so eine Genehmigung, die zudem mit zahlreichen Auflagen versehen ist. Da verzweifelt doch jeder Bauwillige. Aber auch Förderung ist extrem wichtig. Das Baukindergeld oder die Wohnungsbauprämie sind gute Praxisbeispiele, dass solche Zuschüsse wirklich etwas bringen. Davon brauchen wir mehr. Ebenso sinnvoll wäre es, die Grunderwerbsteuer zu halbieren oder Freibeträge einzuführen. Studien zeigen: Bei einem Freibetrag in Höhe von 100000 Euro gäbe es schon 18000 mehr potenzielle Wohnungskäufer.
Wie haben Sie für sich persönlich eigentlich die Grundsatzfrage entschieden: Kaufen oder mieten?
Eindeutig kaufen. Allein schon aus Gründen der Altersvorsorge.