Köln – Die Revolution ist ausgeblieben. Bei der Wahl zur Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer Köln konnte sich die Vereinigung der sogenannten „New Kammer“ nicht durchsetzen. Die rund 60 Unternehmer, die der bisherigen Führung der IHK Intransparenz vorwerfen und sich auch gegen die Umzugspläne nach Mülheim aussprechen, hätte mindestens 47 Mitglieder in dem Gremium platzieren müssen, um eine Stimmenmehrheit zu haben.
Zwist zwischen „New-Kammer“ und den Traditionalisten
Doch letztlich sind es wohl nur 26 „New-Kammer-Anhänger“ die ausreichend Stimmen hinter sich vereinen konnten. Dennoch hat die Wahl das Gremium der Kammer ordentlich durchgeschüttelt. So sind unter anderem mit dem Vorstandsvorsitzenden der Rheinenergie, Dieter Steinkamp, und auch mit dem Geschäftsführer der Alfred H. Schütte GmbH, Carl Martin Welcker, zwei wirtschaftliche Schwergewichte nicht mehr vertreten.
Zumindest ein Ergebnis wurde durch die Auseinandersetzung zwischen der „New-Kammer“ und den traditionellen Kräften in der IHK erwartet: Dass die Polarisierung die Wahlbeteiligung nach oben treibt. Doch auch das blieb aus. Mit 8,2 Prozent beteiligten sich wie bei den Wahlen in den vergangenen Jahren nur wenige der Kammermitglieder an der Entscheidung.
Die „New-Kammer“ kritisierte grundlegend zu wenig Demokratie in den Entscheidungsprozessen der Interessensvertretung. Fest gemacht wurde das jüngst an der Entscheidung, dass die IHK ihr traditionelles Stammhaus an der Straße Unter Sachsenhausen verlassen und in Lofthaus nach Mülheim ziehen soll.
Der Beschluss wurde gefällt, nachdem Planer attestierten, dass eine Sanierung des unter Denkmalschutz stehende Kammergebäues den festgesetzten Kostenrahmen von 40 Millionen Euro sprengen würde. Das Lofthaus hingegen soll 39,2 Millionen kosten. Zahlen, die die „New Kammer“ allerdings anzweifelt. Angeblich seien Planungskosten nicht korrekt eingerechnet worden. Die Kammerleitung dementierte.
Führung der „New-Kammer“ räumt Enttäuschung ein
Doch all diese Argumente haben wohl für die Wahl nicht mobilisiert. Dass das Ergebnis weit hinter ihren Erwartungen liegt, das räumt Nicole Grünewald, einer der führenden Köpfe der „New-Kammer“, ein. Doch klein reden möchte sie den Anteil von 26 Anhängern in der Vollversammlung nicht. „Immerhin sind wir nicht überall angetreten“, sagt sie.
Das sei unter anderem auch wegen des komplizierten Wahlprozederes so gewesen. Kandidaten müssen in Branchenspezifischen Gruppen, aufgeteilt in Kammerbezirken antreten. „Dazu kam, dass die Nominierungsfristen nicht überall frühzeitig genug bekannt gemacht wurden.“ Das alleine habe aber nicht zu dem eher enttäuschenden Ergebnis geführt.
Neu gewählte Vollversammlung tagt Anfang 2020
Ist auch das Ziel einer Mehrheit in der Vollversammlung nicht erreicht, geht Grünewald dennoch davon aus, dass die IHK-Führung künftig nicht mehr an der „New-Kammer“ vorbei kommt. „Neben unseren 26 Mitglieder in der Vollversammlung gibt es auch Sympathisanten, die uns bisher nicht offen unterstützt haben.“ Zudem seien rund 10 Prozent der nun gewählten Versammlungsmitglieder bisher nicht in dem Gremium vertreten gewesen. „Es bleibt abzuwarten, wie diese sich künftig positionieren werden.“
Der Hauptgeschäftsführer der IHK, Ulf Reichardt und der Präsident der Vollversammlung, Werner Görg, wollten laut eines Sprechers der Kammer das Wahlergebnis nicht kommentieren. Görg hatte im Vorfeld aber schon signalisiert, dass er erneut als Präsident kandidieren werde. Die neu gewählte Vollversammlung der IHK wird erstmals Anfang des kommenden Jahres tagen.