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Handwerk schlägt AlarmScheitert die Energiewende am fehlenden Personal?

Lesezeit 3 Minuten
Arbeiter Baustelle dpa

Der Fachkräftemangel in Deutschland greift um sich.

Frankfurt – Solarpanels auf Dächern, gedämmte Hauswände oder die Wärmepumpe für ein effizienteres Heizsystem: In und an den Gebäuden der Republik besteht erheblicher Sanierungsbedarf. Denn die Einsparpotenziale sind enorm, daher entscheidend für das Gelingen der Energiewende. Nur droht ein großer Sanierungsstau. „Der Fachkräftemangel und die Arbeitsauslastung im Handwerk bedrohen eine erfolgreiche Klima- und Energiewende“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von betroffenen Branchenverbänden und der Industriegewerkschaft Metall.

Sorge um Energiepreise treibt Häuslebauer um

Die Erklärung ist ein Hilferuf. Denn die Gebäude-Sanierungsindustrie gibt an, dass bereits jetzt 190.000 Handwerker und Monteure fehlen, um etwa Solaranlagen auf Dächer zu bringen oder die Fassaden zu dämmen. „Wir brauchen die gezielte Unterstützung der Politik, um die erforderlichen Personalkapazitäten aufzubauen und zu sichern“, sagte etwa Michael Hilpert, der Präsident des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) am Mittwoch.

Geywitz hält an Neubau-Zielen fest

Bauministerin Klara Geywitz hält trotz der Probleme der Baubranche infolge des Ukraine-Kriegs an ihrem Ziel fest, jährlich 400000 neue Wohnungen zu schaffen. Das zu erreichen sei durch Lieferengpässe und explodierte Preise für Baustoffe und Energie noch deutlich ambitionierter geworden, sagte die SPD-Politikerin am Mittwoch zum Auftakt eines Bündnisses für bezahlbares Wohnen in Berlin. Zugleich aber würden die Wohnungen noch viel dringender gebraucht. Viele Flüchtlinge könnten so schnell nicht in ihre völlig zerstörten Heimatstädte in der Ukraine zurückkehren. In dem Bündnis versammelt die Ministerin die Immobilienwirtschaft, kommunale Spitzenverbände und Interessenvertreter vom Behindertenbeauftragten bis hin zu Naturschutzverbänden an einem Tisch. (dpa)

Laut Umweltbundesamt liegt der Anteil von CO2 -Emissionen im Gebäudebereich bei rund 30 Prozent. Das haben nicht nur Klimaschützer als Problem identifiziert, sondern auch Häuslebauer und Immobilieneigentümer. Vor allem die hohen Energiepreise in Folge des Ukraine-Krieges bringen mehr und mehr Menschen dazu, sich über Energieeffizienz oder die eigene Stromversorgung auf dem Dach Gedanken zu machen. „Wir registrieren derzeit bei privaten Verbrauchern eine wachsende Nachfrage nach Solaranlagen sowohl zur Strom- als auch zur Wärmeerzeugung“, so Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft, gegenüber dieser Zeitung.

Viele Neuaufträge bei der Nachrüstung

Auch bei Solarspeichern steige die Nachfrage derzeit deutlich. Besonders für die ergänzende Nachrüstung bestehender Gasheizungen mit Solarkollektoren gebe es viele Neuaufträge. Denn in vielen Fällen, wo Gasheizungen erst in den vergangenen Jahren neu in Häusern installiert wurden, ist die komplette Neuinstallation keine Option. Der Verband geht von Millionen Immobilien aus, in denen solche Heizungen potenziell nachgerüstet werden könnten in den kommenden Jahren.

Doch auch in anderen Gebäudebereichen gibt es angesichts des Klimawandels und der hohen Energiepreise Modernisierungsbedarf. „Innerhalb der Gebäude kommen immer mehr stromgeführte Technologien zum Einsatz, und die Digitalisierung schreitet massiv voran. Dafür braucht es dringend qualifizierte elektro- und informationstechnische Fachkräfte“, so Lothar Hellmann, Präsident des Zentralverbands der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH). Er gehört ebenso zu den Unterzeichnern der Erklärung wie der Bundesverband Metall und der Bundesinnungsverband Tischler Schreiner Deutschland. Die Unternehmen der betroffenen Branchen beschäftigen nach eigenen Angaben rund 1,6 Millionen Menschen.

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Die Branchenverbände und die IG Metall fordern einen Dialog mit der Politik, um Vereinbarungen zu treffen, die erforderliche Anzahl an Fachkräften zu erreichen und zu sichern. Auch fordern sie den Ausbau von Ökosystemen zur besseren digitalen Vernetzung unter Handwerkern.

Unter anderem darauf spezialisiert hat sich „Installion“. Das Kölner Unternehmen ist in eine Marktlücke hineingewachsen und bietet vor allem eine digitale Plattform. Durch die sollen Produzenten und Verkäufer von Photovoltaik-Anlagen, Wallboxen und Batteriespeichern mit Handwerkern zusammenkommen, die die Anlagen dann bei den Endkunden montieren. „Wir müssen schauen, Handwerker so effizient wie möglich einzusetzen, um überhaupt genügend Montage-Kapazitäten bereitzustellen“, so Florian Meyer-Delpho, Gründer und Geschäftsführer von Installion. „Aber das wird nicht reichen. Neben effizienteren Strukturen brauchen wir Zuwanderung und massiv Ausbildung“.