Handwerkskammer in KölnKosten für Handwerker werden weiter steigen
Köln – Die Verbraucherinnen und Verbraucher müssen sich wohl auf weiter steigende Kosten für Handwerkerleistungen einstellen. „Bauen wird nicht billiger“, sagte Hans Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer Köln und Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH). „Die Preistendenz läuft nach oben“, so Wollseifer weiter. Er verwies zur Begründung etwa auf steigende Energie- und Rohstoffpreise sowie auf steigende Löhne.
Familien können sich ein Eigenheim kaum noch leisten
Das trifft junge Familien besonders hart. Garrelt Duin, der Hauptgeschäftsführer der Kammer, berichtete von einer Familie, die jahrelang auf ein städtisches Baugrundstück gewartet hatte, es dann aber zurückgegeben habe, weil sie sich die Errichtung eines Hauses zu den gestiegenen Preisen nicht mehr leisten konnte.
Mehr Wertschätzung für das Handwerk
Hans Peter Wollseifer beklagte einmal mehr eine nicht ausreichende Wertschätzung für das Handwerk. „In keinem anderen Wirtschaftszweig ist es möglich, in kurzer Zeit so viel zu erreichen“, sagte der Handwerkspräsident. Dennoch werde die akademische Bildung fünf Mal so stark gefördert wie die handwerkliche. Er mahnte auch Investitionen in die Berufsschulen an. Eine Schule in Köln-Porz sei in einem so beklagenswerten Zustand, dass sie dringend modernisiert werden müsse. Wenn die Berufsschulen nicht auf dem neuesten Stand seien, leide das Handwerk, so Wollseifer. Die Handwerkskammer investiere etwa Millionen in das Bildungszentrum in Köln-Ossendorf, um etwa im Bereich der Elektromobilität aus- und fortbilden zu können. Das müssten staatliche Einrichtungen auch tun. (raz)
Auch würden die Wartezeiten, bis Aufträge vom Bau- oder Ausbauhandwerk erledigt würden, sich kurzfristig nicht ändern. Derzeit beträgt sie laut Wollseifer etwa zwei bis drei Monaten bei diesen Gewerken, vor acht Jahren sei sie halb so lang gewesen, so Wollseifer. Immerhin sei Holz nicht mehr so knapp wie im abgelaufenen Jahr. Jetzt fehlten aber Computerchips, wie sie etwa in Heizungen verbaut sind.
Mehr Handwerksbetriebe in der Region verzeichnet
Die Zahl der Handwerksbetriebe in der Region hat im abgelaufenen Jahr zugenommen. Sie stieg um 422 auf 34 577 Betriebe. Das sei eine erfreuliche Zahl, die trotz Pandemie Flut und Hochwasser erreicht worden sei, so Duin. Dabei sank im zulassungspflichtigen Handwerk, in dem ein Meister den Betrieb führen muss, die Zahl der Betriebe um 115. Bei den zulassungsfreien Handwerken und den handwerksähnlichen Gewerken stieg dagegen die Zahl der Betriebe um 425 beziehungsweise 112. Ein Plus gab es bei zulassungspflichtigen Gewerken im Elek-trohandwerk oder im Bereich Sanitär, Heizungs- und Klimatechnik. Auch mehr Dachdecker und Straßenbauer gab es sowie mehr Betriebe im Zweiradmechaniker-Handwerk. Im zulassungsfreien Handwerk gab es ein besonders starkes Plus bei Gebäudereinigern oder Fotografen.
Weniger Friseure im Rheinland
Allerdings ging die Zahl der Friseure zurück. In Köln sank sie im abgelaufenen Jahr um 84 auf 1021. Seit Beginn der Corona-Pandemie Anfang 2020 bis heute wurden insgesamt 173 Friseurbetriebe aus der Handwerksrolle gelöscht. In Bonn sank die Zahl der Friseure im abgelaufenen Jahr um neun auf 267. Den 14 Zugängen standen 23 Abgänge gegenüber. Seit Beginn der Pandemie wurden in Bonn 41 Friseurbetriebe aus der Handwerksrolle gelöscht. Welchen Anteil Corona allerdings hat, lässt sich laut Handwerkskammer nicht ermitteln. Die Hilfen für das Handwerk haben laut Duin insgesamt jedenfalls gewirkt.
Wollseifer sieht Chancen auf weitere Hilfen. Es würden in Berlin etwa Steuererleichterungen geprüft oder eine Verlängerung der Erleichterungen beim Kurzarbeitergeldes über Ende März hinaus.
Mehr Lehrlinge vor allem in Rhein-Erft und Rhein-Sieg
Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge stieg im Bereich der Handwerkskammer gegen den Bundestrend um 4,7 Prozent auf 4720 (siehe Grafik). Während es in Köln und Bonn nur geringe Veränderungen gab, verzeichnete der Rhein-Erft-Kreis ein Plus von 16,5 Prozent und der Rhein-Sieg-Kreis ein Plus von 8,9 Prozent.
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Das Handwerk müsse die dringend benötigten Fachkräfte selbst ausbilden, so Wollseifer. Er verlangte Erleichterungen bei der Einwanderung von Fachkräften und eine schnellere Visa-Erteilung. Das Handwerk würde jungen Menschen ohne Schulabschluss bis zu Abiturienten ausbilden. Es gebe auch ein triales Studium, das eine Ausbildung, die Meisterprüfung und ein betriebswirtschaftliches Bachelor-Studium umfasst.