Ob Warenhäuser noch zeitgemäß sind, darüber sprach Ralf Arenz mit dem Handelsexperten Prof. Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.
Handelsexperte zu Galeria-Insolvenz„Fraglich ist, ob Zeit für einen nötigen Umbau bleibt“

Das Logo von Galeria Kaufhof
Copyright: AFP
Fünf große Warenhauskonzerne gab es in Deutschland noch bis in die 80er Jahre. Die Älteren erinnern sich noch an Hertie, Horten oder Quelle. Übrig geblieben sind die fusionierten Karstadt und Kaufhof. Galeria Karstadt Kaufhof ist jetzt zum dritten Mal in die Insolvenz gerutscht. Ob Warenhäuser noch zeitgemäß sind, darüber sprach Ralf Arenz mit dem Handelsexperten Prof. Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.
Herr Roeb, haben die großen Warenhäuser in Deutschland überhaupt noch eine Zukunft?
Die Warenhäuser haben einen starken Bedeutungsverlust in Deutschland hinnehmen müssen. Vor 30 Jahren gab es noch über 300 Warenhäuser, jetzt noch weniger als ein Drittel davon. Schon heute spielen die Warenhäuser keine wichtige Rolle mehr. Sie werden auch in Zukunft nicht wichtig sein. Allenfalls in kleineren Städten sind sie noch ein Anker in der Innenstadt, in großen Städten sind sie nicht bedeutend. Sollte es nicht gelingen, Galeria als Ganzes zu erhalten, sehe ich die Zukunft der Warenhäuser als eine begrenzte Anzahl von Einzelstandorten mit jeweils lokalem Management.
Alles zum Thema Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
- Frauenrechtskonferenz in New York Teilnehmerin aus Sankt Augustin sieht noch viel Arbeit
- Hochschule Bonn-Rhein-Sieg So kann man spielend Geld verdienen
- Veilchendienstagszug Rheinbach „Dä Fastelovend schlät zoröck!“
- Bundestagswahl Warum Menschen im Rhein-Sieg-Kreis am Sonntag ihr Kreuzchen machen
- Datenleitungen So ist der Stand beim Breitbandausbau in der Region
- Gerichtsbeschluss BUND NRW scheitert mit Vorstoß gegen Butterberg-Pläne in Sankt Augustin
- Studieninformationstag Hochschule Bonn-Rhein-Sieg öffnet in Sankt Augustin ihre Labore

Handelsexperte Thomas Roeb sieht einen Bedeutungsverlust der Warenhäuser.
Copyright: picture alliance / dpa
Zerschlagen, weiter schrumpfen, auf einige Luxushäuser beschränken: Wie sieht die Zukunft von Galeria aus?
Es gibt nur eine Spitze von vier bis acht Premiumwarenhäuser, und einen Investor für den Gesamtkonzern aus der Branche sehe ich nicht. Und Branchenfremde wie jetzt auch der Immobilienunternehmer Benko sind gescheitert. Ich denke wirklich an Investoren für autonome, einzelne Häuser oder von kleineren Gruppen von Häusern. Die könnten dann beim Einkauf zum Beispiel kooperieren. Fraglich ist aber, ob in der Insolvenz Zeit für einen dafür nötigen Umbau bleibt. Denn dann fällt plötzlich die Zentrale weg, die diese Aufgabe übernommen hat.
Ist das Rheinland ein eher guter Standort für Warenhäuser?
Das Rheinland ist zwar dicht besiedelt. Ein besonders guter Standort ist es aber nicht.
Ist mehr Online-Geschäft die Rettung für die Warenhäuser?
Nein! Ein primär stationäres Einzelhandelsgeschäft kann nicht beliebig stationären Umsatz verlieren. Bestimmte Kosten etwa für Mitarbeitende lassen sich zwar teilweise reduzieren, andere wie Mieten und Warenbestand bleiben aber unabhängig vom Umsatz konstant.
Hat Galeria ein weiteres Mal staatliche Hilfe verdient?
Nein!
Können Innenstädte auch ohne Warenhäuser attraktiv sein?
Es gibt noch etwa 90 Warenhäuser. Da es viel mehr Städte gibt, scheint das möglich. Probleme der Innenstädte sind auch nicht nur auf die Probleme der Warenhäuser zurückzuführen.