AboAbonnieren

Galeria Kaufhof Karstadt„Ein nachhaltiges Zukunftskonzept können wir nicht erkennen“

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Ein Plakat mit dem gemeinsamen Markennamen „Galeria“ hängt im Schaufenster der ehemaligen Kaufhof Filiale in Köln. 

  1. Ein Sozialplan ist erstellt und die Mitarbeiter werden nun informiert. Für Begeisterung sorgt der Abschluss aber offenbar nicht.
  2. Statt 1800 Stellen werden nun nur 1000 Stellen gestrichen. Doch das hat seinen Preis.

Köln – Die Mitarbeiter und die Betriebsräte in den einzelnen Kaufhof-Filialen werden jetzt über den Sozialplan informiert, den der Gesamtbetriebsrat und die Geschäftsleitung am Freitag vereinbart haben. Vorangegangen waren nervenaufreibende Verhandlungen, nachdem die Geschäftsleitung massive Stellenstreichungen angekündigt hatte.

Letztlich ging es für die Arbeitnehmervertreter angesichts der Schieflage von Kaufhof darum, Schlimmeres zu verhindern und die geplanten Maßnahmen abzumildern, heißt es auf Seiten der Arbeitnehmervertreter. Für Begeisterung sorgt der Abschluss (siehe Kasten) offenbar nicht.

Abfindungen

Die Kaufhof- Mitarbeiter bekommen maximal eine Abfindung von 18 Monatsgehältern. Sie ergibt sich aus dem Bruttomonatsgehalt multipliziert mit der Betriebszugehörigkeit und mit 0,5. Mitarbeiter, die sich bis zum 12. Juli entscheiden, das Unternehmen zu verlassen, bekommen einen Zuschlag. Ältere Beschäftigte ab 61 erhalten 25 Prozent ihres Gehalts für jeden Monat zwischen dem Ende des Arbeitsverhältnisses und der Rente, wenn sie länger als 20 Jahre im Unternehmen waren. Wer noch länger bei Kaufhof gearbeitet hat, erhält 30 Prozent. Entscheiden müssen sich die Mitarbeiter bis zum 31. Juli, ob sie die Abfindungsangebote annehmen. (raz)

Dabei wertet der Gesamtbetriebsrat es als Verhandlungserfolg , dass 1000 Stellen statt der ursprünglich geplanten über 1800 in den Filialen gestrichen werden. Durch freiwillige Reduzierung der Arbeitszeit sollen dabei weitere Personalkosten eingespart werden. Doch die Reduzierungen können sich viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finanziell nicht leisten. Und vor allem fragen sie sich, ob mit den Kostensenkungen ihre Jobs sicher geworden sind.

„Ein nachhaltiges Zukunftskonzept können wir nicht erkennen“

Auch Orhan Akman, Bundesfachgruppenleiter Einzelhandel bei der Gewerkschaft Verdi, hat da Zweifel. Der Personalabbau und die Kostensenkungen verschafften dem Unternehmen Zeit und Luft. Personal rausschmeißen. „Ein nachhaltiges Zukunftskonzept, das die Warenhäuser dringend brauchen, können wir nicht erkennen. Kostensenkungen und Ausgliederungen sind doch kein Konzept“, sagt Akman weiter. Kaufhaus-Chef Stephan Fanderl und die Geschäftsführung hätten bisher ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Sie müssten liefern und uns glaubhaft darstellen, wie sie das Warenhaus erfolgreich bewirtschaften wollen“, sagt Akman.

Wer sich vom Onlinehandel abheben wolle, der brauche ausreichend gutes Personal auf der Fläche. Bei Karstadt sei zwischen Kassenpersonal und Kundenberatung einerseits und Teams, die Waren verräumen, differenziert worden. Hier treffe der Kunde dann auf Mitglieder des Teams, das Waren einräume, die aber keine Auskünfte zu den Waren geben könnte. Das enttäusche die Kunden dann. „Wir sehen nicht, dass das Konzept bei Karstadt erfolgreich ist, das jetzt auf Kaufhof übertragen werden soll“, sagt Akman.

Online-Geschäft nicht integriert

Die Geschäftsführung samt Herrn Fanderl hätten bislang keine innovativen und erfolgreichen Pläne entwickelt, und umgesetzt, wie das Warenhaus in den Innenstädten wieder schwarze Zahlen schreiben könne. Dabei gebe es durchaus erfolgreichen stationären Einzelhandel, wie inhabergeführte Häuser, aber auch Aldi, Lidl oder Primark sowie dm zeigten. Auch das Onlinegeschäft sei bislang nicht erfolgreich mit dem stationären Handel integriert.

Das könnte Sie auch interessieren:

Karstadt und Kaufhof stellen jetzt Flächen zur Verfügung, auf denen Amazon- oder Zalando-Kunden ihre Waren abholen können, wie Fanderl vor zwei Wochen in Köln sagte. Dabei hofft er, dass diese Kunde, auch in den Kaufhäusern weitere Waren kaufen. Das muss sich nicht erfüllen, gibt Akman zu bedenken.

„Es wird vielmehr Fläche ausgegliedert, außerdem die Hausmeistertätigkeiten des Facility Managements, das ebenso ins Drittgeschäft einsteigen soll wie die Logistik“, sagt Gewerkschafter Akman. Außerdem verweise Fanderl auf die 30 000 Innenstadt-Parkplätze in den Häusern und auf Flächen, die als Logistik-Hub anderen Unternehmen zur Verfügung gestellt werden könnten. „Das alles sind Geschäftsfelder im Immobilienverwertungsgeschäft und kein tragfähiges und zukunftweisendes klassisches Warenhausgeschäft“, so Akman.