Köln – Die Logistikbranche ächzt unter den hohen Preisen: Seit Ende Februar sind Dieselpreise von mehr als zwei Euro pro Liter alltäglich an deutschen Tankstellen. „Noch wird ein großer Teil unserer Kosten von den Kunden abgefangen“, sagt Frank Schiefer. Auf die nächsten Monate blickt der Kölner Spediteur aber mit Sorge.
Wie sich der hohe Dieselpreis auf die Auftragslage auswirkt, dazu könne er noch wenig sagen, erläutert Schiefer. „Ich gehe aber davon aus, dass die Kunden in Zukunft zurückhaltender mit den Aufträgen sein werden.“ Einige zögerten bereits. Für die inhabergeführte Spedition Schiefer aus Köln-Dellbrück sind 20 Mitarbeiter und fünfzehn 40-Tonner im Einsatz.
Die Mehrheit von Schiefers Kundschaft – etwa 80 Prozent, schätzt er – ist dem Spediteur dauerhaft treu. Mit ihnen hat Schiefer einen Dieselfloater vertraglich vereinbart. Ein Dieselfloater ist ein an den Dieselpreis angepasster Zuschlag, der Spediteure vor stark schwankenden Kraftstoffpreisen schützen soll.
Bei Emons ist man noch gelassen
Zu den größten Speditionen in Köln zählt Emons. Die Kölner sehen die hohen Preise gelassen: „Preisschwankungen beim Diesel geben wir auf monatlicher Basis an unsere Kunden weiter“, erläutert Pressesprecherin Petra Celler. Schon seit 2005 setze Emons auf einen Dieselfloater. „Die Kunden sind unsere Vorgehensweise gewohnt und sehen sie auch als fair an. Schließlich tragen wir einen Teil des Risikos, weil wir die Kosten vorfinanzieren.“ Emons hat weltweit mehr als 100 Standorte und beschäftigt 3420 Mitarbeiter. Zur Flotte von Emons gehören aktuell 310 Lastwagen. Weitere 1000 stellen Subunternehmer.
Wirtschaftswissenschaftler Hartmut Reinhard von der TH Köln schätzt den Anteil der Dieselkosten an den Gesamtkosten von Speditionen auf etwa 25 Prozent. „Steigen die Dieselkosten um 50 oder um 80 Prozent, dann macht sich das entsprechend in den Gesamtkosten bemerkbar“, sagt der Logistikexperte und Mitbegründer zweiter Studiengänge. Die Marge von Speditionen liege zwischen einem und acht Prozent. Ohne Floater gilt: „Wenn sich der Dieselpreis in diesem Maße erhöht, ist die Marge weg.“
Speditionen bleibt nur wenig Spielraum
Zwar könnten die Folgen der Preissteigerung mit einem Dieselfloater abgefangen werden. „Ein solcher Floater funktioniert aber in beide Richtungen“, erläutert Reinhard. Es komme auch darauf an, welche Konditionen der Spediteur mit Subunternehmern vereinbart habe. „Es kann sein, dass diese keinen Floater nutzen. Das Problem ist dann: Die Pleite ist vorprogrammiert, wenn sie eine Zeit lang bei den heutigen Preisen fahren.“
Fallen viele Subunternehmer aus, kann sich das laut Reinhard drastisch auf die Lieferketten auswirken. Jeder ausgefallene Subunternehmer müsse zu höheren Preisen ersetzt werden. „Die meisten Speditionen werden zwangsläufig dazu übergehen, ihren Subunternehmern die Spritkosten zu erstatten. Alles andere kommt wie ein Bumerang zurück.“ Reinhard sieht zudem ein weiteres Problem: „Wenn alles teurer wird, könnte das dazu führen, dass die Warenmenge rückläufig ist. Zum einen wird dann der Diesel teurer, zum anderen der Lastwagen nicht voll. Das trifft die Speditionen doppelt.“
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Viel Spielraum, um an der Kostenschraube zu drehen, haben Spediteure nicht. Die Anzahl der Fahrzeuge könne sie reduzieren. „Wenn man aber einen Lastwagen hat, der nur zu zwei Dritteln beladen ist, muss er trotzdem fahren.“ Es handele sich um sprungfixe Kosten, die sich über zentrale Güterumschlagsplätze für Mindermengen, sogenannte Hubs, nur begrenzt abfedern ließen. Der Umstieg auf die Schienenlogistik ist für Reinhard aber keine Lösung. „Die Bahn hat nicht die Kapazitäten, um große Gütermengen vom Straßenverkehr aufzufangen. Das ist eine schöne Idee, aber dafür sind unsere Netze nicht ausgerichtet.“
Spediteure wie Schiefer hoffen, dass die Dieselpreise wieder sinken – und begrüßen den staatlichen Eingriff, den die Bundesregierung beschlossen hat. „Ein Blick in die Nachbarländer lohnt sich. Da wurde die Mineralölsteuer auch gesenkt oder ganz ausgesetzt“, sagt er. Der Logistik habe das geholfen. „Und es wird auch uns helfen.“