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Erneuter WarnstreikFlughäfen und Bahnverkehr sind beeinträchtigt

Lesezeit 3 Minuten
Der Bahnsteig im Hauptbahnhof ist leer, auf den Anzeigetafeln steht "Kein Zugverkehr".

Hauptbahnhof Köln

Im Tarifstreit finden Freitag erneut Warnstreiks statt.

Zehntausende Fluggäste haben sich am Donnerstag nach Reisealternativen umsehen müssen: Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi brachten den Luftverkehr an den Flughäfen Düsseldorf, Köln/Bonn und Hamburg weitgehend zum Erliegen. Der Flughafenverband ADV teilte mit, dass am Donnerstag rund 45 200 Passagiere direkt betroffen waren. Am Freitag wird der Ausstand auf Stuttgart ausgeweitet. Auch wer auf die Bahn umsteigen will, braucht dann Geduld: Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat für den Morgen und den Vormittag zwischen 3 und 11 Uhr zu bundesweiten Warnstreiks im Bahnverkehr aufgerufen.

„Erhebliche Einschränkungen“

Die Einschränkungen im Fern- und Regionalverkehr dürften jedoch den ganzen Tag über zu spüren sein. Die Deutsche Bahn warnte vor „erheblichen Einschränkungen“. Beide Gewerkschaften hatten bereits Ende März mit einem gemeinsamen 24-Stunden-Warnstreik den öffentlichen Verkehr in Deutschland vollständig lahmgelegt. Dass ihre Warnstreik-Aktionen nun wieder zusammenfallen, sei aber Zufall, betonte die EVG am Vortag. Abgestimmt hätten sich beide nicht.

In Düsseldorf wurde etwa die Hälfte der für Donnerstag geplanten rund 400 Flugbewegungen gestrichen, wie der Flughafen mitteilte. 28 Flüge wurden auf andere Flughäfen umgeleitet. Ein ähnliches Bild werde auch für Freitag erwartet, sagte ein Sprecher. In Köln/Bonn fanden von 204 geplanten Flugbewegungen im kompletten Tagesverlauf 168 nicht statt, wie ein Sprecher sagte. Es seien mehr als 20 000 Reisende von Streichungen oder Umleitungen betroffen. Viele Passagiere kamen gar nicht erst zum Flughafen.

Der Streik trifft viele Unbeteiligte, die morgen aufgrund des zusätzlichen Bahn-Streiks kaum Alternativen haben.
Sprecher des Hamburger Flughafen

Auch in Hamburg waren die Hallen leer. Dort waren wegen des Ausstandes keine Abflüge möglich. Auch ein Drittel der Ankünfte wurde gestrichen, wie der Flughafen mitteilte. In der Hansestadt waren allein am Donnerstag 305 Flüge mit etwa 38 000 Passagieren geplant. Der Flughafen kritisierte die Aktion: „Der Streik trifft viele Unbeteiligte, die morgen aufgrund des zusätzlichen Bahn-Streiks kaum Alternativen haben.“ Während in Düsseldorf, Köln/Bonn und Hamburg an beiden Tagen die Arbeit niedergelegt wird, ist das in Stuttgart nur am heutigen Freitag der Fall.

Aufgerufen sind die Beschäftigen im Luftsicherheitsbereich, in der Fluggastkontrolle, der Personal- und Warenkontrolle und in Servicebereichen. Hintergrund sind Verhandlungen zwischen Verdi und dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen über Zuschläge für Nacht-, Samstags-, Sonntags- und Feiertagsarbeit sowie Regelungen zur Entlohnung von Überstunden für die Sicherheits- und Servicekräfte. Die Gewerkschaft Verdi begründet ihren Aufruf zum Warnstreik damit, dass die Verhandlungen zu keiner Lösung geführt hätten. Sie sollen am 27. und 28. April fortgesetzt werden.

Einstweilige Verfügung gescheitert

Die EVG wiederum verhandelt derzeit in zweiter Runde nach und nach mit rund 50 Unternehmen der Eisenbahnbranche. Am vergangenen Mittwoch wurden die Gespräche mit dem Bahn-Anbieter Transdev ergebnislos unterbrochen. Transdev versuchte am Donnerstag, den Warnstreik mit einer einstweiligen Verfügung beim Arbeitsgericht Frankfurt zu stoppen, hatte damit aber keinen Erfolg. Das wies die Anträge zurück.

Transdev kritisierte, dass von dem Warnstreik auch Tochterunternehmen wie die Mittelrheinbahn betroffen seien, die an den Verhandlungen gar nicht beteiligt seien, „weil die Schienenlotsen (Fahrdienstleiter), die in den Stellwerken sitzen und für die Deutsche Bahn arbeiten, streiken werden“. Die EVG nannte die Entscheidung des Gerichts dagegen „folgerichtig“. „Es kann nicht sein, dass sich Arbeitgeber zielführenden Verhandlungen verweigern und dann verhindern wollen, dass sich unsere Kolleginnen und Kollegen mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln wehren“, hieß es. Im Rheinland bieten Transdev und National Express einen Bus-Ersatzverkehr an. (dpa)