Equal Pay DayNach der Lohnlücke kommt die Rentenlücke
Köln – Zu feiern haben Frauen am heutigen Equal Pay Day und morgigen Weltfrauentag wenig. Noch immer bekommen sie bei gleicher Arbeit nicht immer das gleiche Entgelt wie Männer. Das hat auch Folgen für die Altersvorsorge, wie die Zurich Gruppe herausstellt.
Der Versicherer, der von Köln aus sein Deutschland-Geschäft steuert, zitiert aus OECD-Studien mit Zahlen aus dem Jahr 2009, nach denen die Alterseinkommen von Frauen in Deutschland damals durchschnittlich 46 Prozent unter denen von männlichen Rentnern lagen. Weiter ging die Schere in keinem anderen Industrieland auseinander. Die Universität Mannheim hat die Renten im Jahr 2019 untersucht. Sie kommt auf eine Lücke von immer noch 26 Prozent – nicht wirklich tröstlich für Frauen.
Im deutschen Rentensystem gilt: Je höher die Beträge sind, die Erwerbstätige in die gesetzliche Rentenkasse zahlen, desto höher ist die zu erwartende Rente. Unterschiede ergeben sich aber nicht allein aus den Löhnen. Für die „Gender Pension Gap“, also geschlechtsspezifische Ungleichheiten bei der Rente, ist auch die Erwerbsbiografie verantwortlich.
Vorsorgequoten ausgeglichen
Die ist bei Frauen laut dem Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) häufiger unterbrochen, etwa wenn sie Kinder bekommen. Und gehen Mütter nach der Geburt des Kindes wieder arbeiten, dann arbeiten sie ungefähr zwölf Mal häufiger in Teilzeit als Väter. Auch nicht sozialversicherungspflichtige Minijobs, die nicht als Beitragsjahre zählen, werden häufiger von Frauen ausgeführt.
Aktuelle Beitragszahlen aus dem Neugeschäft der Zurich Gruppe Deutschland zeigen immerhin, dass Frauen die Möglichkeiten der privaten Altersvorsorge nutzen, um die Rentenlücke zu schließen. 2021 waren rund 46 Prozent der Kunden, die eine fondsgebundene Altersvorsorge abschlossen, weiblich, so der Versicherer. Auch die durchschnittlichen Beitragshöhen beim ratierlichen Sparen seien relativ ausgeglichen.
Leicht ist das Schließen der Rentenlücke nicht für Frauen. Laut der Uni Mannheim muss eine 30 Jahre alte Frau bei einer Rendite von drei Prozent 55 Euro im Monat sparen, um sie zu schließen. Bei fünf Prozent Rendite sind es 36 Euro. Ist die Frau 50 Jahre alt, liegen die monatlichen Beiträge bei 124 beziehungsweise 105 Euro.
Letztlich führt an privater Vorsorge kein Weg vorbei, wollen Frauen oder Männer im Ruhestand keine allzu großen Abstriche machen. Das kann mit Versicherungspolicen geschehen, aber auch mit Sparplänen, über die Geld etwa in Fonds oder ETFs, das heißt in börsengehandelte Indexfonds ohne Management, fließt.
Die Verbraucherschützer sind nur begrenzt begeistert von Versicherungsprodukten. Neue klassische Lebens- oder Rentenversicherungen garantieren nur eine Verzinsung von 0,25 Prozent, und das nur auf den Sparanteil. Zuvor müssen die Kosten der Versicherung bedient werden. Bei Produkten der sogenannten neuen Klassik mit eingeschränkten Garantien tragen die Kunden einen Teil oder das gesamte Anlagerisiko. Außerdem zahlen sie bei fondsgebundenen Lebensversicherungen doppelt – für die Dienstleistung des Versicherers und für die der Fondsgesellschaft. Abschließen sollte eine Lebensversicherung nur, wer sicher ist, dass er den Vertrag bis zum Ende der Laufzeit durchhält. Wer nämlich vorher kündigen muss, der macht ziemlich sicher Verlust.
ETFs derzeit kostengünstig
Zudem kritisieren Verbraucherschützer Lebensversicherungen als oft unflexibel. Andererseits zahlt die ein Leben lang. Wer dagegen mit Fonds spart oder mit ETFs, dem kann auch das Geld nach vielleicht 15 oder 20 Jahren ausgehen, wenn er es womöglich am nötigsten braucht, weil er pflegebedürftig geworden ist. Dafür sind gerade ETFs sehr kostengünstig. Da bleibt mehr Geld für den Ruhestand. Und sie sind flexibel. Der Sparer kann mit den Einzahlungen aussetzen, wenn das Geld einmal knapp ist. Er kann auch die Höhe der Zahlungen beliebig anpassen.
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Wer so spart, braucht aber auch Disziplin. Wer Geld fürs Alter braucht, muss ausgesetzte Zahlungen wieder aufnehmen. Und wahrscheinlich ist es keine gute Idee, das Geld fürs Alter für eine neues Auto oder eine teure Reise zu verfrühstücken.