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Chemiepark-Betreiber veräußertWas der Currenta-Verkauf für Bayer und Lanxess bedeutet

Lesezeit 5 Minuten
Bayer Symbolbild

Symbolbild

  1. Bayer und Lanxess verkaufen ihre Anteile am Chemiepark-Betreiber Currenta für 3,5 Milliarden Euro inklusive Schulden.
  2. Neuer Besitzer ist die australische Fondstocher Macquarie Infrastructure und Real Assets.
  3. Betroffen sind alleine drei Standorte in der Region. Was sich dadurch für sie ändert. Die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Köln/Leverkusen – Bayer und Lanxess verkaufen den Chemieparkbetreiber Currenta an Macquarie Infrastructure and Real Assets (Mira) . Inklusive Schulden und Pensionsverpflichtungen wird das Unternehmen mit 3,5 Milliarden Euro bewertet. Bayer hält an Currenta 60 Prozent, die ohne Schulden einen Wert von 1,17 Milliarden haben, Lanxess 40 Prozent mit einem Wert von 780 Millionen. Dabei behält Lanxess seine Beteiligung noch etwas länger als Bayer bis voraussichtlich Ende April 2020. Der Erwerber solle in der Übergangszeit operativ unterstützt werden. Dafür erhält Lanxess eine anteilige Gewinnbeteilung für die Zeit.

Was macht ein 
Chemieparkbetreiber ?

Chemieparks haben in der Regel spezielle Betreiber. In Hürth ist das etwa Yncoris, früher Infraserv. Currenta betreut die Chemieparks in Leverkusen und Dormagen, die teils aus Kölner Stadtgebiet liegen, sowie den Chemiepark in Krefeld-Uerdingen. Hier findet ein Drittel der NRW–Chemieproduktion statt. Sie werden unter dem Namen Chempark zusammengefasst. Chemieparkbetreiber sorgen dafür, dass die Firmen im Chemiepark sicher produzieren können. Sie kümmern sich etwa um Werkschutz und Feuerwehr, bauen und betreiben Kraftwerke, die neben Strom in der Regel den für die chemische Industrie wichtigeren Prozessdampf erzeugen, und bauen und betreiben Kläranlagen. Sie kümmern sich auch um den Kontakt zu Behörden und die Öffentlichkeitsarbeit. Außerdem hat Currenta das Tochterunternehmen Chemion.

Der Logistikdienstleister betreibt etwa die Hafenanlagen über die ein Teil der Rohstoffe in die Werke gelangen, und Lkw-Terminals, über die Zwischen- und Fertigprodukte die Werke verlassen. Außerdem gehört zu Currenta der Technikdienstleister Tectrion. Der hilft Firmen bei der Instandsetzung und -haltung von Geräten und Anlagen. Unter anderem kümmert er sich um 700 Aufzüge, darunter den Paternoster im Chempark in Leverkusen. Liegenschaften, etwa die Klärwerksgrundstücke und Infrastruktur, die Currenta nutzt, verkauft Bayer für 180 Millionen an das Unternehmen. Andere Grundstücke, auf denen Werke stehen, gehören den Nutzern. Currenta erzielte 2018 einen Umsatz von 1,4 Milliarden Euro, mit den Töchtern zusammen 1,66 Milliarden und beschäftigt 3200 beziehungsweise 5300 Mitarbeiter.

Warum wird Currenta jetzt 
verkauft?

Hervorgegangen ist Currenta aus den „Bayerwerken“. Später gehörten die Parks zum Bayer-Dienstleister BIS, 2008 wurde Currenta gegründet. Da gab es die Abspaltung Lanxess schon drei Jahre. 2015 wurde auch die Kunststoffsparte Covestro von Bayer abgespalten, ohne sich an Currenta zu beteiligen. Spätestens jetzt passten Eigentumsverhältnisse an Currenta und Nutzung der Chemparks nicht mehr zusammen. Lanxess und Covestro sind größere Kunden als Bayer.

Außerdem siedelten sich Firmen an, die weder mit Bayer noch mit Lanxess rechtlich verbunden sind. 70 Unternehmen sind in den Chemparks, 50 davon produzieren. Augenfällig ist etwa der Ineos-Schornstein mit dem alten Logo EC in Dormagen. Und der Kabelhersteller NKT ist vor acht Jahren von Köln-Mülheim in den Kölner Teil des Chemieparks in Leverkusen gezogen. Auch Lieferanten für die Werke haben sich angesiedelt. Air Liquide betreibt etwa eine Anlage, die Covestro mit Wasserstoff und Kohlenmonoxid versorgt. Letztlich arbeiten die Firmen in Chemieparks in Stoffverbünden. Da wird das Abfallprodukt eines Herstellers zum Rohstoff für andere.

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Bayer kündigte im Zuge der Neuausrichtung im November 2018 an, sich von seinem Anteil an Currenta zu trennen. Lanxess wollte ursprünglich an Bord bleiben. Mit dem Verkauf an Mira sieht Lanxess laut Konzernchef Matthias Zachert sein strategisches Interesse an einer industrieorientierten Ausrichtung des Chemieparks gewahrt. Und durch den Verkauf erhalte Lanxess zusätzlichen finanziellen Spielraum, um den Wachstumskurs in der Spezialchemie voranzutreiben.

Was ändert sich für die Kunden von Currenta?

Bayer und Lanxess betonen in einem Statement, dass sich praktisch so viel nicht ändern soll. Bayer habe sich auf langfristige Dienstleistungs- und Versorgungsverträge mit Mira geeinigt, betont Bayer-Vorstandsmitglied Hartmut Klusik. Lanxess teilt mit, man habe sich mit Mira auf „zunächst 10-jährige Dienstleistungs- und Versorgungsverträge“ verständigt.

Was ändert sich für die 
Mitarbeiter im Chempark?

Einschnitte soll es hier nicht geben, betont Mira. Die erfahrenen Mitarbeiter von Currenta seien entscheidend für den Erfolg. Es soll keine Restrukturierung geben und keine Veränderung bei der bestehenden Belegschaft.Die Unternehmenseinheit bestehend aus Currenta, Chemion und Tectrion bleibe für mindestens die nächsten drei Jahre erhalten.So lange blieben auch die betrieblichen und tariflichen Regelungen der Belegschaft in vollem Umfang bestehen. Auch mit dem Currenta-Management will Mira eng zusammenarbeiten

Was sagt die Führung von 
Currenta?

Als eine gute Nachricht für alle Mitarbeiter von Currenta, Chemion und Tectrion – und auch für den ganzen Chempark, bezeichnete Günter Hilken, Vorsitzender der Currenta-Geschäftsführung, den Kauf durch Mira. Das sie ein erfahrenen Infrastrukturinvestor. Mit ihm könne die auf Wachstum und Innovation ausgerichtete Strategie weiter entwickeln werden. Alexander Wagner, Currenta-Geschäftsführer und Arbeitsdirektor ergänzt dazu: „Im Rahmen des Eigentümerwechsels haben sich Mira und Currenta darauf verständigt, dass die enge Partnerschaft mit den Arbeitnehmervertretern fortgesetzt wird“, ergänzte Arbeitsdirektor Alexander Wagner.

Wer ist Mira und wer steckt 
hinter dem Unternehmen?

Macquarie Infrastructure and Real Assets (Mira) ist eine Tochter der australischen Investmentbank Macquarie, die 1969 gegründet wurde und über 15 700 Mitarbeiter beschäftigt. Mira investiert nach eigenen Angaben weltweit langfristig in Infrastruktur-Gesellschaften. Das Geld fließt in Straßen, in Flughäfen, Häfen, Versorger, Strom- und Gasnetze, Müllverbrennungsanalgen, Kläranlagen oder in Lager für Produkte der chemischen Industrie. 800 Mitarbeitern verwaltet weltweit 115 Milliarden Euro etwa für Pensionsfonds oder Versicherungen. Zum Portfolio gehören 155 Unternehmen und 600 Immobilien. In Deutschland ist Mira seit 30 Jahren vertreten und hat hier 200 Mitarbeiter. Die bekanntesten Investments sind das Erdgastransportunternehmen Open Grid Europe, das ein von MIRA geführtes Konsortium 2012 von Eon gekauft hat, sowie der Tanklagerbetreiber Tanquid.