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Bremsspuren beim Export zu Jahresbeginn

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Wiesbaden – Nach einem Comeback 2021 droht dem deutschen Export wegen des Ukraine-Krieges erneut ein schwieriges Jahr. Bereits im Januar, der noch nicht von Sanktionen gegen Russland geprägt war, sanken die Ausfuhren unerwartet gegenüber dem Vormonat.

„Der Exportrückgang zu Jahresbeginn zeigt, wie schwierig das Umfeld für die deutsche Exportwirtschaft im Jahr 2022 ist”, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier am Freitag. „Angesichts des Krieges in der Ukraine wird klar, dass das Gesamtjahr ein absolut dunkles sein wird.”

Nach Einschätzung des Außenhandelsverbandes BGA wird der Angriff Russlands auf die Ukraine tiefgreifende Einschnitte für den gesamten Außenhandel mit sich bringen. Er rechnet damit, „dass kurzfristig auch der nicht sanktionierte Handel mit Russland und der Ukraine vollständig zum Erliegen kommt. Das Ausweichen auf andere Absatz- und Beschaffungsmärkte ist nicht einfach und kurzfristig meistens nicht möglich”, erläuterte BGA-Präsident Dirk Jandura. Hinzukämen stark steigende Energie- und Rohstoffpreise, die weite Teile der deutschen Wirtschaft zusätzlich belasten würden.

Exporte sinken

Zwar stiegen die Warenausfuhren im Januar gegenüber dem Vorjahresmonat um 7,5 Prozent auf 116,9 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Die Importe legten noch stärker um 22,1 Prozent auf 107,5 Milliarden Euro zu. Gegenüber Dezember verringerten sich die Exporte kalender- und saisonbereinigt allerdings um 2,8 Prozent und die Importe um 4,2 Prozent. Experten hatten jeweils einen Anstieg erwartet.

Nach Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) ist das von ihm erwartete Exportwachstum von 6 Prozent in diesem Jahr nicht mehr zu schaffen. „Es kann sogar sein, dass der preisbereinigte Export in negative Zonen abrutscht”, sagte Treier.

Bereits vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine litt die deutsche Industrie unter Lieferproblemen und Materialengpässen, die sich durch den Krieg verschärfen. Autobauer bekommen dies bereits deutlich zu spüren. In Autofabriken etwa von BMW und Volkswagen gibt es Produktionsstopps, weil die Herstellung in Zulieferbetrieben in der Ukraine ausgefallen ist und deswegen Kabelbäume fehlen. Können Unternehmen weniger produzieren, kann auch weniger exportiert werden.

„Die Lieferkettenproblematik verschärft sich mit der kriegerischen Auseinandersetzung schlagartig”, sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Mit Blick auf den Export-Rückgang gegenüber dem Vormonat sprach er von einer „herben Enttäuschung”. Besonders deutlich sanken mit 9,6 Prozent die Ausfuhren in die EU, die der größte Absatzmarkt für Waren „Made in Germany” ist. Im Handel mit Russland, der im Januar noch nicht durch Sanktionen eingeschränkt war, stiegen die Exporte gegenüber dem Dezember dagegen um 14,4 Prozent.

Im vergangenen Jahr hatten Deutschlands Exporteure den Einbruch in der Corona-Krise 2020 mit einem Rekordergebnis mehr als wettgemacht. Die Warenausfuhren stiegen um 14 Prozent auf den Bestwert von fast 1,38 Billionen Euro und lagen damit um 3,6 Prozent über dem Niveau des Vorkrisenjahres 2019.

© dpa-infocom, dpa:220304-99-384197/2 (dpa)