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Braunkohle-AusstiegTagebau-Plan für Hambach ist festgezurrt

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Sonnenkollektoren in der Manheimer Bucht: Der künftige Hambacher See im ehemaligen Braunkohlentagebau Hambach.

Sonnenkollektoren in der Manheimer Bucht: Der künftige Hambacher See im ehemaligen Braunkohlentagebau Hambach.

Für die Landwirtschaft und den Tourismus wird der Umbau des Tagebaus Hambach in einen See geplant. Morschenich soll dagegen als Dorf der Zukunft revitalisiert werden und als Modellprojekt fungieren.

Die Planungen für den Umbau des Tagebaus Hambach sind festgezurrt. Am Freitag hat der Braunkohlenausschuss den Braunkohleplan Hambach für das geänderte Tagebauvorhaben festgestellt.

Nötig war die neue Planung, weil der Ausstieg aus der Braunkohleverstromung bereits 2030 erfolgen soll, RWE denkt an das Frühjahr. Der Kohleabbau endet entsprechend bereits 2029 — und entsprechend schneller muss geregelt werden, wie das Tagebauloch zum See und wie die Landschaft genutzt wird, die jetzt nicht abgebaggert wird.

Dazu hat die Neuland Hambach GmbH, die von den Anrainerkommunen, Elsdorf, Jülich, Kerpen, Merzenich, Niederzier und Titz gegründet worden ist, einen Rahmenplan erstellt. Im ursprünglich genehmigten 8500 Hektar großen Abbaugebiet, das dann um 1800 Hektar verkleinert wurde, sollen zukunftsweisende Projekte realisiert werden.

Tagebau Hambach: Erholung und Tourismus

Es geht um Erholung und Tourismus, Biotopverbund, Land- und Forstwirtschaft, Gewerbe und Wissensproduktion, diverse Wohnformen, multimodale Mobilität und nicht zuletzt erneuerbare Energieproduktion.

Nicht nur der Hambacher Forst wird verschont. Auch Morschenich, das zur Gemeinde Merzenich gehört, bleibt und soll zu einem Dorf der Zukunft werden. Morschenich-Alt oder Bürgewald, wie der Ort einmal heißen soll, ist der erste von sechs Orten — die anderen gehören zur Stadt Erkelenz am Tagebau Garzweiler — im Rheinischen Revier, die wiederbelebt werden sollen (siehe Kasten).

Im Zukunftsdorf Bürgewald soll nicht nur das frühere Ortsbild mit historisch wertvollen Gebäuden und Strukturen erhalten bleiben, sondern es soll mit innovativen Gebäuden und Baufeldern nachhaltig ergänzt werden. Auch die im April 2023 bis auf die Grundmauern abgebrannte Sankt Lambertus-Kirche solle instandgesetzt werden. Sie soll nach den Worten der Strukturwandelmanager von Merzenich, Anna Hecker und Lennart Schminnes, Kristallisationspunkt werden. In der Kirche fanden Konzerte, Versammlungen und Ausstellungen statt.

Der Restsee wird in seiner Endgestalt wohl eine Fläche von 4000 Hektar aufweisen, der Seewasserspiegel wird langfristig bei 65 Meter über dem Meeresspiegel liegen. Und dieser See braucht einen Ablauf zur Erft hin, auch wenn er erst in etwa 45 Jahre vor allem mit Rheinwasser gefüllt sein wird. Dafür musste eine Trasse gesichert werden.

Die Naturschutzverbände BUND, LNU und NABU hatten die Änderungen des Braunkohleplans in der vorgelegten Form abgelehnt. Chancen für eine zukunftsfeste Neuplanung würden nicht genutzt, bemängeln sie. Kritisiert werden Pläne für die sogenannte Manheimer Bucht, die Teil des Sees wird. Diese würde dem formulierten Ziel einer möglichst geringen Flächeninanspruchnahme zuwiderlaufen. Sie kritisieren auch zu kleine Flächen für den Biotopverbund. So seien Waldvernetzung und Ökosystemverbund nicht zu realisieren. Insgesamt liege der Fokus überwiegend auf wirtschaftlichen Nutzungsmöglichkeiten.

Der Braunkohlenausschuss ist ein Gremium, in dem 50 Vertreterinnen und Vertreter des Rheinischen Reviers Sitz und Stimme haben. Bei der Bezirksregierung Köln angesiedelt, ist es federführend, wenn öffentliche und private Belange abgewogen und mit den Anforderungen des Kohle-Abbauvorhabens in Einklang gebracht werden sollen.