AboAbonnieren

Umgestaltung des OrtskernsLindlar richtet Fokus stärker auf Fußgänger

Lesezeit 3 Minuten

Im Ortskern gebe es oft nur wenig Raum für Fußgänger und kaum Flächen ohne Autos, kritisierten Teilnehmer des Fußverkehr-Checks.

Lindlar – Geht man in Lindlar gerne zu Fuß? Wie könnte Fußverkehr im Ort attraktiver werden? Wo gibt es Probleme, Mängel oder Sicherheitsbedenken? Um solche und weitere Fragen geht es beim „Fußverkehrs-Check“ des „Zukunftsnetzes Mobilität NRW“, an dem Lindlar als eine von zehn NRW-Kommunen teilnimmt. Bei einem Wettbewerb hatte sich die Gemeinde durchgesetzt und den Zuschlag zur Teilnahme erhalten.

Rund 15 Bürger waren zum Auftaktworkshop ins Kulturzentrum gekommen. Das Thema passe sehr gut in das Gemeindeentwicklungskonzept, erklärte Bürgermeister Dr. Georg Ludwig: „Es geht uns um eine gute Mischung der Mobilitätsangebote, dabei hatten wir den Fußverkehr bisher eher wenig im Blick“.

Der Fußverkehr soll verbessert werden

Diplom-Geografin Katja Naefe erläuterte das Projekt als Vertreterin des „Zukunftsnetzes Mobilität NRW“: „Wir möchten die Kommunen beim Aufbau nachhaltiger Mobilitätsentwicklungen unterstützen“. Man wolle die Menschen für das Thema sensibilisieren und es stärker in das Bewusstsein von Bürgern, Politik und Verwaltung bringen. Ziel sei es, mit einem Maßnahmenkatalog konkrete Handlungsmöglichkeiten für die Verbesserung des Fußverkehrs in der Gemeinde aufzuzeigen.

So geht es weiter

Die erste Ortsbegehung im Rahmen des Fußverkehrschecks in Lindlar am Mittwoch, 13. November, 15 Uhr, statt. Treffpunkt ist der Steenkühler-Brunnen am Marktplatz, es handelt sich um eine kürzere Begehung (rund 1,5 Kilometer) im Ortszentrum. Bei dem zweiten Termin am Dienstag, 19. November, 14 Uhr, ist der Treffpunkt am Kulturzentrum. Hierbei handelt es sich um eine längere Begehung mit Zielen außerhalb des Ortsmittelpunktes. Alle Bürger sind eingeladen, mitzugehen und sich jeweils vor Ort ein Bild zu machen. (sas)

Andrea Fromberg ist Expertin für Nahmobilitätskonzepte beim Kölner Verkehrsplanungsbüro VIA, das für die fachliche Begleitung des Projektes verantwortlich ist. „Gehen ist die Basis jeglicher Mobilität“, so die Diplom-Geografin. Dennoch werde der Fußverkehr planerisch häufig vernachlässigt, dabei seien etwa gesundheitliche Aspekte, Eigenständigkeit und Stärkung des lokalen Umfeldes eindeutige Vorteile. Als Projektschwerpunkte nannte sie die Themen Sicherheit, Barrierefreiheit, Gestaltung und Verbindung zum Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).

Kühn: „Barrierefreiheit muss verbessert werden“

Das Ortszentrum steht im Mittelpunkt des Projektes, außerdem einige dezentrale Orte wie die Grundschule Lindlar-West oder der Freizeitpark. Bei der anschließenden Gesprächsrunde meldeten sich die Bürger kritisch zu Wort. „Im Ortskern gibt es kaum Flächen ohne Autoverkehr und besonders rund um die Kirche ist die Situation mit Kindern aufgrund der fehlenden Gehwege sehr schwierig“, findet beispielsweise Alexa Fischer-Kerpen. Marina Kühn geht viel und gerne zu Fuß, dennoch sieht sie Verbesserungspotenzial vor allem beim Thema Barrierefreiheit: „Ich musste schon häufiger Menschen helfen, die nicht mehr so beweglich oder auf Gehilfen angewiesen sind, weil sie alleine nicht weitergekommen wären“.

In Lindlar wurden die Ideen und Anregungen der Bürger zusammengetragen.

Weitere Kritikpunkte sind die für Rollstühle und Rollatoren gefährlichen Neigungen einiger Gehwege, Unebenheiten im Kopfsteinpflaster im historischen Ortskern, fehlende Geschwindigkeitskontrollen, zu viel parkender Verkehr oder die Situation bei der Querung der L299 im Bereich Krähenhof. Deutlich wurde außerdem, dass die Bürger aus den außerhalb gelegenen Ortsteilen dringenden Handlungsbedarf beim Thema Sicherheit von Schulkindern sehen. Viele Schulbushaltestellen seien nur über stark befahrene Straßen zu erreichen, schwer einzusehen und schlecht beleuchtet, wie etwa die Haltestelle Waldheim am Ortsausgang Richtung Wipperfürth oder die an der L284 in Linde-Bruch.

Das könnte Sie auch interessieren:

Hier schlug Andrea Fromberg vor, eine interaktive Karte auf der Homepage der Gemeinde zu veröffentlichen, auf der solche Gefahrenstellen markiert werden können, um den Verantwortlichen einen Überblick zu verschaffen. Grundsätzlich gehörten die Außenbezirke zwar nicht zum aktuellen Projekt, dennoch sei es ein wichtiges Thema, das man angehen müsse. Nach dem Auftaktworkshop folgen zwei Ortsbegehungen sowie ein Abschlussworkshop im Januar.