Wipperfürth – Mehr Kindergartenplätze, vor allem für Kinder unter drei Jahren, dieses Ziel will die Stadt in den kommenden Jahren verfolgen. Denn der Anteil der Kleinkinder, die nicht zuhause betreut werden, wächst stetig weiter. Seit August 2013 haben Eltern einen Rechtsanspruch auf eine frühkindliche Förderung in Kita oder Tagespflege, sobald das Kind ein Jahr alt ist. Unter bestimmten Bedingungen gilt dies auch für Kinder unter einem Jahr.
Einstimmig und ohne große Diskussion hat der Jugendhilfeausschuss am Mittwochabend den Kinderdergartenbedarfsplan 2021/22 beschlossen. Er bildet die Grundlage für die Finanzierung der Kita-Plätze durch Land und Kommunen.
Versorgungsquote von 106,6 Prozent
Insgesamt gibt es in der Hansestadt 14 Kitas, die ab Sommer 2021 zusammen über 802 Betreuungsplätze verfügen. 615 Plätze für Kinder ab drei Jahren, 150 Plätze für Zweijährige und 37 für Einjährige. Dazu kommen 45 Betreuungsplätze für Kinder unter drei, die die Tagesmütter in Wipperfürth anbieten. Bei der Kita-Plätzen für Kinder ab drei Jahren hat Wipperfürth mehr Plätze, als aktuell benötigt werden. Das Jugendamt hat hier eine Versorgungsquote von 106,6 Prozent ermittelt. „Grundsätzlich versuchen wir, eine Überbelegung zu vermeiden“, erklärte Gabriele Eck vom Jugendamt.
Anders sieht die Situation bei den Kita-Plätzen für Kinder unter drei aus. Wie die Anmeldezahlen zeigen, ist der Bedarf zum nächsten Kita-Jahr auf 84 Prozent gestiegen. 175 Kita-Plätze wären nötig, es stehen aktuell aber nur 150 Plätze zur Verfügung. Unter bestimmten Voraussetzungen können die Eltern hier auch auf einen Ü-Drei-Platz zurückgreifen, außerdem gibt es Plätze bei den Tagesmüttern. Ähnlich sieht es bei den Kita-Plätzen für Einjährige aus. Laut Anmeldung wären 46 Plätze nötig, in den Kitas stehen aber nur 37 Plätze bereit. „Diese Zahlen sind immer nur eine Momentaufnahme“, erklärte Eck. Bis zum Start des neuen Kita-Jahres werde es noch einige Veränderungen geben. Um mehr Kita-Plätze in der Hansestadt zu schaffen, verfolgt das Jugendamt folgende Projekte:
Kreuzberg/Kupferberg
Im Raum Kreuzberg leben viele Familien mit kleinen Kindern. Die Kita St. Raphael lässt sich laut Jugendamt nicht ausbauen, weil das Außengelände zu klein ist. Ein Lösung bietet die geplante Erweiterung der Awo-Kita Elfriede Ryneck in Kupferberg an, dort sollen zwölf zusätzliche Ki-taplätze entstehen. Für die Baumaßnahme müsste der Träger, die Arbeiterwohlfahrt, einen Eigenanteil von zehn Prozent der Bausumme in Höhe von 39 600 Euro aufbringen. Auf Antrag der Awo wird die Stadt diesen Eigenanteil übernehmen, der Rat muss noch zustimmen.
Hämmern
Auch der Kindergarten St. Anna in Hämmern soll um zehn Kita-Plätze erweitert werden. Das Gelände bietet genügend Platz, das Gebäude gehört der Stadt. Träger ist die Katholische Kirche. Mitte März soll es hierzu Verhandlungen mit dem Erzbistum Köln und der Kirchengemeinde St. Nikolaus geben.
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Neubau in der Innenstadt
Die teuerste, aber aus Sicht des Jugendamts auch sinnvollste Lösung wäre ein Kindergarten-Neubau in der Innenstadt. Hier könnten 55 Plätze in drei Gruppen entstehen. Das Land NRW würde 90 Prozent der Baukosten tragen, bis zu 1,8 Millionen Euro. Derzeit sucht die Verwaltung nach einem passenden Grundstück.
Haus auf dem Silberberg
Die Stadt lässt prüfen, ob das ehemalige Seniorenheim „Haus auf dem Silberberg“ sich als Übergangslösung für fünf Jahre nutzen lässt. Denn so lange läuft noch der Mietvertrag der Stadt mit dem Eigentümer. Aktuell stehe das Haus auf dem Silberberg allerdings nicht zur Verfügung, ein Seniorenheim aus Bergneustadt nutzt es übergangsweise.
Bauernhof-Kindergarten
Noch ist es nur eine Idee, die Gabriele Eck kurz skizzierte. Ein Kindergarten auf einem Bauernhof, bei dem die Kinder ganz viel über Natur und Tiere lernen können. „Bislang gibt es dazu nur vereinzelte Projekte“, erklärte Eck. Wipperfürth habe damit die Chance, ein ganz besondere pä-dagogisches Konzept zu entwickeln.
Tagesmütter
Die Stadt Wipperfürth sucht weiterhin Tagesmütter oder -väter. Eine Zeitungsannonce im Dezember 2020 brachte noch nicht den gewünschten Erfolg. Andrea Münnekehoff (Grüne) kritisierte, dass die Stadt nicht auf die Möglichkeit der Kostenübernahme für die Ausbildung hingewiesen habe. Gabriele Eck erklärte, dass man hier mit dem Tagesmütternetzwerk Oberberg zusammenarbeite, auch das Haus der Familie bilde Tageseltern aus und mache dafür Werbung. Aktuell gibt es in Wipperfürth nur noch sieben Tagesmütter. „Zwei weitere sind in der Fortbildung, zum Sommer kommt noch eine dritte hinzu“, so Eck. Die Tagesmütter seien weiterhin ein ganz wichtiger Baustein in der Betreuung.