Die Mutter floh mit ihren beiden Söhnen vor dem Krieg und fand in Kerpen große Unterstützung beim Neuanfang. Nun ist die Familie wieder vereint.
Zwei Jahre KriegWie Familie Kotko aus der Ukraine in Kerpen eine neue Heimat gefunden hat
Die Familie kam am 25. März 2022 nach Deutschland. Der Weg hierher sei in jeder Beziehung anstrengend gewesen. „Unser Leben vor dem Krieg lag hinter uns. Und ich war allein, ohne meinen Mann, aber mit meinen Söhnen und dem Freund meines älteren Sohnes“, sagt Viktoria Kotko. „Ich war ängstlich, aber ich hatte kein Recht, die Angst in meinen Augen zu zeigen. Ich hatte meine Kinder zu schützen.“
Viktoria Kotko (39) und ihre Familie sind vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet. Seit zwei Jahren leben sie in Horrem. Auch ihr Mann Roman (41) ist seit Silvester wieder dauerhaft bei seiner Frau und den Söhnen Danil (15) und Tima (10). Eine große Stütze und Hilfe in Horrem sei das Ehepaar Klaus (62) und Anette (63) König. „Ich habe nie Menschen kennengelernt, die so selbstlos helfen. Sie sind einfach unglaublich“, sagt Viktoria Kotko über die Eheleute, die ihr und ihrer Familie geholfen haben, ein neues Leben in Horrem zu beginnen.
Im Gepäck hatten sie bei ihrer Flucht aus der Ukraine nur eine Telefonnummer
Klaus und Anette König, deren Kinder Lukas (33) und Annika (31) längst aus dem Haus sind, hatten vor zwei Jahren beim Ausbruch des Krieges in der Ukraine nur den Gedanken, zu helfen. Die täglichen Berichte über die Menschen, die verzweifelt aus der Ukraine flüchteten, ließen ihnen keine Ruhe.
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So wandten sie sich an die Stadt Kerpen und ließen sich auf die Gastfamilienliste setzen. In Kiew erhielt Viktoria Kotko derweil vom Fußballtrainer ihres Sohnes, der für dessen Ausbildung im Olympiacollege in Kiew verantwortlich war, den Rat, nach Deutschland zu flüchten. Dort hätten ihre Söhne die besten Chancen, Profifußballer zu werden. Freunde brachten sie, die Söhne und Freund Denys Rybak nach Lwiw zum Zug in Richtung Köln. Im Gepäck nur eine Telefonnummer, die Viktoria Kotko nach ihrer Ankunft anrufen sollte.
In Köln angekommen dauerte es kaum eine Stunde, bis eine Familie aus Horrem die Flüchtlinge abholte und mit nach Hause nahm. Doch diese erste Bleibe war für alle, die Horremer und die Familie aus Kiew zu eng. Von da an kam das Ehepaar König ins Spiel.
Im April 2022 bezogen Viktoria Kotko, ihre beiden Söhnen und Freund Denys das Dachgeschoss der Königs. „Sie haben alles für uns bereitgestellt für ein normales und sicheres Leben. Von Kleidung bis Löffel war alles vorhanden, und unser deutsches Leben konnte beginnen“, erzählt Viktoria Kotko. Die Königs regelten alles mit Hilfe der Stadt Kerpen, dem Jobcenter und dem Ausländeramt. Die Söhne wurden eingeschult, Danyl besucht das Europagymnasium, Tima die Clemensschule.
Auch das Fußballspiel, die Leidenschaft der Freunde, wurde gefördert. Danyl und Denys absolvierten ein Probetraining beim Sportclub West Köln und wurden zusätzlich in den Kader U14 aufgenommen.
Auch für Viktoria Kotko gab es im August 2022 gute Nachrichten, sie erhielt einen Teilzeitvertrag als Lehrerin in der Realschule Bergheim. Doch das Heimweh nach Kiew war groß und so zog es sie viermal zurück dorthin, wo ihre Familie, Ehemann und Vater waren. Auch Roman Kotko kam zu Besuch nach Deutschland, kehrte aber immer wieder nach Kiew zurück, wo er Leiter einer Krankenhausapotheke war.
Im Juni 2023 wurde eine Wohnung in der Mittelstraße in Horrem frei und bei der Wohnungsbesichtigung, natürlich mit den Königs, war rasch klar, dass die Familie umziehen würde. Jetzt leben die beiden Familien Kotko und König zwar nicht mehr unter einem Dach, „aber wir waren keine Sekunde allein“, sagt Viktoria Kotko. Und die Kotkos und Königs rücken auf dem Sofa ganz dicht zusammen.