Schwerte – Beinahe täglich machen gerade Meldungen von Gaffern Schlagzeilen, die sich am Leid anderer ergötzen, Unfälle nutzen, um spektakuläre Fotos zu machen, die sich später im Freundeskreis herumzeigen lassen.
Auf der A5 in Hessen ist einem Polizisten kürzlich der Kragen geplatzt – er hatte einem Gaffer eine klare Ansage gemacht und ihn damit sogar zum Weinen gebracht. Nur wenige Tage zuvor hatte ein Beamter viel Lob geerntet, nachdem er auf der A6 in Nürnberg einen Autofahrer angeraunzt hatte: „Willst du die Leiche sehen!?“.
WDR-Moderator Christian Terhoeven beobachtet Gaffer
Diese Erfahrung musste jetzt WDR-Radiomoderator Christian Terhoeven machen. Auf Facebook teilt er seine Erfahrungen, die er auf der Autobahn 1 bei Schwerte (Nordrhein-Westfalen) gemacht hat.
Terhoeven war auf der linken Spur in Richtung Köln unterwegs, als es vor ihm einen Unfall gab. Der Moderator sah „noch Trümmer auf der Fahrbahn umher fliegen“, wie er es beschreibt. Sofort habe er nach eigener Aussage eine Rettungsgasse gebildet – wie auch sein Vordermann. Sie seien ganz nach links gefahren.
Er habe zwar nicht genau sehen können, was passiert war. Doch auf der Fahrbahn seien panisch Menschen herumgelaufen. Wie die Polizei später mitteilte, waren zwei Lkw aufeinander gefahren – die Autobahn musste für längere Zeit gesperrt werden. Rechts neben ihm sei ein Typ im Mercedes ausgeschert. „Drin sitzen drei Männer, sichtlich den Hals reckend“, beschreibt Terhoeven.
Nach einem kurzen Moment versteht der Moderator: „Die fahren nicht nur in die Gasse, die wollen erstmal gaffen und dann weiter, bevor die A1 offiziell gesperrt wird“.
Schaulustige bringen sich in die beste Position
Schließlich seien die Rettungskräfte gekommen. Doch damit sei es noch nicht vorbei gewesen. Nun seien Unfalltouristen von hinten entspannt nach vorne geschlendert – für eine bessere Sicht.
„Mein Herz rast vor Wut! Wie degeneriert sind wir inzwischen eigentlich?“, macht der Journalist seinem Entsetzen Luft. Einem Mann sei immerhin das Handy abgenommen worden, erzählt Terhoeven und kommentiert die Aktion mit einem „Bravo“.
Er schließt seinen Post mit den Worten: „Das kann doch alles nicht wahr sein.“ Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.