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Flughäfen, Bankautomaten,  BahnenWeltweite IT-Störung – und wie sie sich auf Köln auswirkte

Lesezeit 7 Minuten
Eine Passagiermaschine der Fluggesellschaft Eurowings steht auf dem Flughafen Köln/Bonn.

Auch am Flughafen Köln/Bonn kommt es zu „großen Beeinträchtigungen“.

IT-Probleme führen seit Freitagmorgen weltweit zu weitreichenden Störungen. In Deutschland mussten Flughäfen den Betrieb einstellen. Auch Bahnen und Sender waren betroffen.

  1. Ein massiver weltweiter IT-Ausfall sorgt für technische Probleme an Flughäfen und Bahnhöfen, bei Unternehmen und Rundfunkanstalten.
  2. Hinter dem Ausfall steckt offenbar ein Problem bei der Cybersicherheitsfirma Crowdstrike und Microsoft.
  3. Der Ausfall scheint Windows-PCs weltweit zu betreffen. Nach Angaben des Unternehmens handelt es sich nicht um einen Sicherheitsvorfall oder einen Cyberangriff.
  4. Laut Crowdstrike-Chef George Kurtz ist der Fehler, der zu den Störungen führte, inzwischen erkannt und behoben.
  5. Am Flughafen Köln/Bonn kommt es zu „großen Beeinträchtigungen beim Check-In-Prozess der Airlines“. Wie lange die Störung andauert, ist nicht absehbar.
  6. Die Fluggesellschaft Eurowings streicht aufgrund anhaltender technischer Störungen alle innerdeutschen Flüge sowie Flüge von und nach Großbritannien mit Abflugzeit bis 15.00 Uhr.
  7. Die Kölner Uniklinik und die Kliniken Köln sind offenbar nicht betroffen. Auch die Kreissparkasse meldet nur kleine Einschränkungen für Kunden.

Eine offenbar globale IT-Panne hat am Freitagmorgen weltweit massive Störungen verursacht. In zahlreichen Ländern - darunter Deutschland, USA, Spanien, Niederlande und Indien - wurde der Flugverkehr teils weitgehend eingestellt.

Das wichtigste britische Bahnunternehmen meldete IT-Probleme, in Australien waren neben dem Flugverkehr auch Rundfunksender und Supermarktketten betroffen. Ursache ist offenbar eine Panne bei der IT-Sicherheitsfirma Crowdstrike, die eng mit US-Softwarekonzern Microsoft zusammenarbeitet.

Noch keine Aussicht auf Ende der Störung bei Eurowings

„Wir streichen immer noch schwerpunktmäßig innerdeutschen Flüge auch über 15 Uhr hinaus“, sagte eine Unternehmenssprecherin von Eurowings der dpa. Wann der Flugverkehr wieder ohne Einschränkungen laufen kann, war am späten Nachmittag zunächst offen. „Wir setzen alles dran, dass sich die Lage bis morgen normalisiert hat, aber bestätigen kann ich das noch nicht“, so die Sprecherin.

Bei Eurowings mussten über den gesamten Tag zahlreiche Flüge gestrichen werden. Von und nach Köln ingesamt 24. Nachdem die Fluggesellschaft am Mittag mitgeteilt hatte, aufgrund anhaltender technischer Störungen alle innerdeutschen Flüge sowie Flüge von und nach Großbritannien mit Abflugzeit bis 15.00 Uhr zu streichen, gab es auch danach weitere Annullierungen.

IT-Störung in Kommunen soll behoben werden

In NRW trifft die Störung teils auch Kommunen des Unternehmens Südwestfalen-IT (SIT), wie das Unternehmen am Vormittag mitteilte. Wie viele der gut 70 Kommunen in NRW als SIT-Kunden getroffen waren, konnte das Unternehmen aber nicht sagen. Auch das Ausmaß war unklar. Eine Sprecherin ergänzte später auf Anfrage, man werde die Störungen voraussichtlich noch am Nachmittag in allen Kommunen beheben können.

Der Kreis Soest teilte mit, dass die Folgen der Störung vor allem für Kundinnen und Kunden der Ausländerbehörde spürbar seien, da derzeit beispielsweise keine Aufenthaltstitel vergeben werden könnten. Hier würden nun direkt neue Termine vereinbart. Die allermeisten Serviceleistungen der Kreisverwaltung liefen aber reibungslos.

Immer noch Verspätungen und Flugausfälle durch weltweite IT-Störung

Weltweite Computer-Probleme führen an Flughäfen in NRW weiterhin zu Verspätungen und Flugausfällen. Betroffen sind unter anderem die Flughäfen Düsseldorf, Köln/Bonn und Dortmund. Allerdings betrifft die Störung nur bestimmte Fluggesellschaften.

Am größten Flughafen in NRW in Düsseldorf gebe es weiterhin Beeinträchtigungen bei den Check-In- und Boarding-Prozessen von Eurowings, sagte ein Sprecher des Flughafens. Abflüge der Airline würden daher manuell eingecheckt. Betroffene Passagiere würden im Terminal mit Wasser versorgt. Systeme des Flughafens seien nicht betroffen.

Am Flughafen Köln/Bonn sei es laut einem Sprecher an gewissen Teilen des Terminals durch die Störungen und damit verbundene Verspätungen schon merklich voller als sonst. Die Stimmung unter den Passagieren sei aber insgesamt ruhig. An wartende Reisende werde Wasser verteilt. Auch hier seien keine Flughafen-Systeme, sondern die Check-In- und Boarding-Systeme bestimmter Fluggesellschaften betroffen.

IT-Störung: Eurowings streicht Flüge bis 15 Uhr

Die Fluggesellschaft Eurowings streicht aufgrund der anhaltenden Störungen alle innerdeutschen Flüge sowie Flüge von und nach Großbritannien mit Abflugzeit bis 15.00 Uhr. Mit der Streichung Dutzender Flüge solle das betroffene IT-System entlastet werden, sagte eine Unternehmenssprecherin.

Laut der Unternehmenswebsite sind über 50 Flüge von den Annullierungen betroffen. Von einer innerdeutschen Flugstreichung betroffene Fluggäste seien gebeten, eigenständig ein Bahnticket zu buchen und dieses zur Erstattung einzureichen, teilte Eurowings mit. Sobald die Störung behoben sei, würden Passagiere umgehend auf alternative Flüge umgebucht.

Die Fluggesellschaft ist nach eigenen Angaben von einer großflächigen globalen Störung eines IT-Unternehmens betroffen. Dadurch seien die Check-In- und Boarding-Prozesse beeinträchtigt. Ein Online-Check-in sei derzeit nicht möglich. „Alle von der IT-Störung betroffenen Prozesse liegen außerhalb unserer Kontrolle“, hieß es.

Trotz der aktuell massiven globalen IT-Störung plane Eurowings rund 80 Prozent seines Flugprogramms durchzuführen, sagte eine Sprecherin der Fluggesellschaft. Gestrichen würden schwerpunktmäßig innerdeutsche Flüge, um das System zu entlasten und Fluggäste schnellstmöglich auf die Bahn umzuleiten. Im weiteren Tagesverlauf sei aber mit Verspätungen und Flugstreichungen zu rechnen. Reisende werden gebeten, sich über die Webseite zu informieren.

Crowdstrike-Chef: Problem erkannt und behoben

Crowdstrike hat nach Angaben von Firmenchef George Kurtz den Fehler behoben, der mutmaßlich zu weltweiten Computerstörungen geführt hat. Kunden würden nun auf ein Download-Portal für ein neues Update verwiesen, schrieb Kurtz bei der Online-Plattform X.

Der Fehler habe in einer Aktualisierung der Crowdstrike-Software für Windows-Computer gesteckt, schrieb Kurtz. Das Problem sei erkannt und behoben worden. Es seien keine Cyberattacke und auch kein Sicherheitsvorfall gewesen.

Keine Starts und Landungen am Flughafen BER

Die technischen Probleme haben am Freitagmorgen zunächst den Flughafen Berlin-Brandenburg lahm gelegt. Der gesamte Flugbetrieb musste eingestellt werden, teilte eine Sprecherin des Flughafens der Nachrichtenagentur AFP mit.

„Wir haben momentan nur als Info, dass wir eine technische Störung haben, und daher kommt es zu Verzögerungen in der Abfertigung“, sagte die Sprecherin.

Weltweite Störungen: Probleme bei Computersystemen

Der Berliner „Tagesspiegel“ berichtete, dass wohl die IT im Kontrollturm des Flughafens betroffen sei. Zahlreiche Flüge nach Berlin konnten nicht landen und mussten umkehren oder umgeleitet werden.

Laut „Flightradar 24“ wurden ankommende Flugzeuge teilweise umgeleitet.

IT-Probleme: Wie war die Lage in Köln und NRW?

Am Flughafen Köln/Bonn habe es ebenfalls „Verzögerungen beim Check-In und bei der Abfertigung von Flugzeugen“ gegeben. Schon früh war klar: der Flughafen kommt nicht ohne Auswirkungen davon. „Wir informieren Sie über die weitere Entwicklung am heutigen Freitag“, hieß es am Vormittag auf der Webseite des Flughafens.

Laut einem unserer Mitarbeiter waren besonders die Fluggesellschaften Ryanair und Germanwings stark betroffen. Bei den anderen Fluggesellschaften wären keine größeren Schlangen zu sehen gewesen.

Die Uniklinik und die Kliniken Köln wurden von Anfragen von Pressestellen überhäuft. Laut Aussage einer Sprecherin hatten die technischen Probleme keine Auswirkungen auf den Klinikbetrieb.

Betroffen waren hingegen Geldautomaten der Sparkassen-Finanzgruppe. „Geldabhebungen mit Kredit- oder Debitkarten von Visa, American Express und China Union waren kurzzeitig nicht möglich“, hieß es auf Anfrage dieser Zeitung von der Sparkasse Köln/Bonn. Weitere Karten, wie die Girocard oder Mastercards, waren nicht betroffen, digitale Zahlungen/Kartenzahlungen im Handel ebenso wenig.

Insgesamt kam es in Folge der Computer-Probleme aber zu zahlreichen Störungen an Flughäfen und bei einigen Kommunen in NRW. Betroffen sind neben dem Airport Köln/Bonn unter anderem die Flughäfen Düsseldorf und Dortmund. Am größten Flughafen in NRW in Düsseldorf gebe es aufgrund einer IT-Störung Beeinträchtigungen bei den Check-in- und Boarding-Prozessen von Eurowings, sagte ein Sprecher des Flughafens.

Abflüge der Airline wurden manuell eingecheckt. Eine Sprecherin von Eurowings bestätigte die Probleme bei der Fluggesellschaft und erklärte, dass aufgrund der Beeinträchtigungen im Tagesverlauf mit Verspätungen und Flugstreichungen zu rechnen sei. Ein Online-Check-In sei bei Eurowings derzeit nicht möglich. Es werde mit Hochdruck an der Behebung der Störung gearbeitet.

Kommunaler Dienstleister S-IT ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen

Betroffen von dem Problem ist auch die Südwestfalen IT (S-IT). Das Unternehmen versorgt 72 Kommunen in NRW und 22.000 Arbeitsplätze mit IT-Dienstleistungen. Die Prüfung von Servern, auf denen Crowdstrike installiert sei, laufe zur Zeit, hieß es dazu auf Anfrage des Kölner Stadt-Anzeiger von seiten des Unternehmens. Bei Computern mit Crowdstrike, die am Freitag vor 8 Uhr hochgefahren wurde, trete das Problem auf, bei den anderen nicht. S-IT hat seinen Kunden einen Workaround auf seiner Website bereit gestellt. Bei der S-IT geht man aber davon aus, dass das Problem am Montag behoben ist.

Aus Leichlingen bei Leverkusen hieß es dazu, einige Fachanwendungen auf einigen Rechnern seien am Freitag nicht nutzbar gewesen. Die Bürgerinnen und Bürger seien aber nicht betroffen – was auch damit zu tun hat, dass Ämter mit Publikumsverkehr am Freitag meist früh schließen.

Globale IT-Panne: Flughäfen, Züge und Rundfunksender betroffen

Die Probleme haben weltweit Computersysteme gestört. Betroffen sid Fluggesellschaften, Medien- und Telekommunikationsunternehmen. Auch Züge und Rundfunksender sind beeinträchtigt.

In den USA teilte die Flugaufsichtsbehörde FAA mit, sie habe wegen Kommunikationsproblemen alle Airlines angewiesen, „alle Flüge egal mit welchem Ziel“ zu stoppen. Fluggesellschaften wie Delta, United oder American Airlines erklärten, ihre Flüge blieben vorerst am Boden. Auch in Spanien berichteten alle Flughäfen des Landes von Störungen aufgrund einer IT-Panne, wie der größte Airport-Betreiber Aena mitteilte.

Britischer Fernsehsender Sky News sendet kein Programm

In den Niederlanden war der Amsterdamer Flughafen Schiphol betroffen, die Airline KLM erklärte, sie habe ihren Flugbetrieb weitgehend eingestellt. In Frankreich teilte die Gesellschaft Air France mit, es gebe IT-Probleme, aber nicht an den Pariser Flughäfen. Die Billig-Airline Ryanair berichtete von Problemen in ihrem Netzwerk.

In Indien waren drei Fluggesellschaften von IT-Problemen betroffen, auch der Flughafen in Hongkong berichtete von Problemen mehrerer Fluggesellschaften.

In Großbritannien meldete das wichtigste Bahnunternehmen Probleme, in Australien waren neben dem Flugverkehr auch Rundfunksender und Supermarktketten betroffen.

Microsoft teilte im Onlinedienst X mit, es arbeite „mit der höchsten Dringlichkeit“ daran, Probleme zu beheben.

Zahlreiche Apps und Dienstleistungen von Microsoft 365 könnten „nicht erreichbar“ sein. Auf einer Statusseite von Microsoft heißt es, dass zahlreiche Dienste von der Störung betroffen sind. Darunter auch Teams und Microsoft 365. (tis)