„Es war ihr Zuhause“Wie sieht die Zukunft von Schloss Windsor aus?
London – Es ist ein Satz, der oft zu hören war beim Abschluss der Trauerfeierlichkeiten für Queen Elizabeth II. in Windsor: „Es war ihr Zuhause.“ Viele Menschen sprechen in der Stadt westlich von London von persönlicheren Verbindungen zur Königin. „Ich habe sie hier sonst mit ihrem Range Rover fahren sehen“, sagte etwa der 48-Jährige Scott Baxter, kurz nachdem der Sarg der Königin hinter den Schlossmauern verschwunden war.
Doch wie geht es nun mit der königlichen Heimat weiter? Erst Ende August war bekannt geworden, dass Queen-Enkel Prinz William und seine Frau Kate mit ihrer Familie nach Windsor ziehen und die Kinder dort auch zur Schule schicken. Das Adelaide Cottage auf dem weitläufigen Schlossgelände ist nun ihr neues Zuhause.
Ziehen William und Kate um?
„Es wird spekuliert, dass der Prinz und die Prinzessin von Wales zu gegebener Zeit vom Adelaide Cottage in das Hauptschloss ziehen könnten“, sagt Royal-Experte Craig Prescott von der Universität Bangor. „Aber es gibt noch keine konkreten Hinweise darauf, was der König mit seinen Besitztümern vorhat.“ Zwar haben die Mitarbeiter von Clarence House, wo Charles und seine Frau Camilla bislang wohnten, die Nachricht bekommen, dass sie jetzt ihren Job verlieren könnten, weil der Hausherr umzieht. Unbekannt ist aber noch, wohin. Erwartet wird allerdings, dass der König im Londoner Buckingham-Palast residieren wird. Auch seine Freizeit könnte er womöglich vor allem auf seinem Landsitz Highgrove in der Grafschaft Gloucestershire verbringen.
Grabplatte der Queen besteht aus schwarzem Marmor
Wenige Tage vor der Wiedereröffnung von Schloss Windsor für Besucher ist erstmals ein Bild der neuen Grabplatte von Queen Elizabeth II. und ihrer engsten Familie veröffentlicht worden. Der Stein besteht aus handgeschnitztem schwarzen belgischen Marmor, wie der Palast mitteilte. Buchstaben und Zahlen aus Messing verkünden die Lebensdaten der Königin, ihrer Eltern, Königsgemahlin Elizabeth („Queen Mum“) und König George VI., sowie ihres Ehemanns Prinz Philip. In der Mitte prangt das Wappen des Hosenbandordens, dem alle vier Royals angehörten. Das Grab befindet sich in der kleinen König-George-VI.-Gedenkkapelle, die zur großen St.-George’s-Kapelle gehört. Dort ist auch die Urne der jüngeren Schwester der Queen, Prinzessin Margaret, untergebracht. (dpa)
Welche Rolle Windsor dann in den kommenden Jahren für das Königspaar noch spielen kann, ist offen. Direkt im Jahr ihrer Thronbesteigung, 1952, hatte die Queen Schloss Windsor, auf dessen Grund sie auch ihre Kindheit verbracht hatte, zu ihrem Wochenendsitz gemacht. Sie hielt sich dort stets lieber auf als im Buckingham-Palast – und zuletzt seit Beginn der Corona-Pandemie sogar permanent. Auch ihr Sohn Prinz Andrew lebt auf dem Schloss-Gelände.
Balmoral in Schottland hat der Queen wohl noch näher am Herzen gelegen – doch Windsor war in den vergangenen Jahrzehnten ein Zentrum der Macht. Nachdem dort 1992 ein Feuer ausgebrochen war, sprach die Königin von einem „annus horribilis“, einem Schreckensjahr. Windsor Castle war im 11. Jahrhundert von Wilhelm dem Eroberer gegründet worden und gilt als das größte dauerhaft bewohnte Schloss der Welt. 40 Monarchen hat es kommen und gehen sehen. Die Königsfamilie, das Haus Windsor, verdankt dem Schloss ihren Namen. „Heimat des Königtums, 1000 Jahre königliche Geschichte“, steht auf der Homepage. Jetzt wird ein neues Kapitel geschrieben.
„Pilgerort“ für royale Fans?
Nachdem die Königin neben ihrem verstorbenen Mann Prinz Philip in einer Seitenkapelle der St.-George’s-Kapelle in Windsor beigesetzt wurde, könnte das Schloss vor allem eine Art Pilgerstätte werden. „Von Pilgern würde ich vielleicht nicht reden, weil das eine religiöse Konnotation hat, aber ich gehe schon davon aus, dass viele Menschen die Kapelle besuchen wollen, in der sie bestattet wurde“, sagt Experte Prescott.
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Das Gelände ist ab dem 29. September wieder für Besucherinnen und Besucher zugänglich. „König Charles III. hat ganz generell schon ausgedrückt, dass er die Monarchie verschlanken will. Darum stellt sich die Frage nach den Residenzen auf jeden Fall“, so Prescott. Es kann schon sein, dass Residenzen außerhalb Londons jetzt immer weniger genutzt werden. Dann würde Windsor standardmäßig ein Zentrum für die Monarchie bleiben.“ (dpa)