Beerdigung der QueenWie London sich für das Mega-Ereignis rüstet
London – Mit ihren gelben Warnwesten und der Aufschrift „Police“ auf dem Rücken sind Beamte der Londoner Polizei im Zentrum der Metropole aktuell omnipräsent. Immer zu zweit patrouillieren sie durch die Straßen und geben Besuchern auch zu Dingen Auskunft, die nicht zwangsläufig zu ihrem Aufgabengebiet gehören: Wo befindet sich das Ende der kilometerlangen Schlange? Wo müssen sich Menschen einreihen, wenn sie Königin Elizabeth II. die letzte Ehre erweisen wollen?
Seit dem Tod der Queen und der damit einhergehenden „Operation London Bridge“ sind die Beamten der Polizeibehörde „Metropolitan Police“ in Aktion, und der Höhepunkt ist noch nicht erreicht. Anlässlich der Trauerfeier am Montag in der Kathedrale Westminster Abbey muss die Behörde den größten Einsatz aller Zeiten bewältigen. „Es ist eine massive Herausforderung für die Met Police und für mich persönlich“, sagte der erst vor wenigen Wochen neu ernannte Polizeichef Mark Rowley.
Hubschrauber über dem Stadtzentrum
War das Sicherheitsrisiko in den vergangenen Tagen bereits hoch, steigt es am kommenden Montag weiter – und das ist zu spüren. Über dem Zentrum der Stadt kreisen Militär-Hubschrauber, bewaffnete Polizisten mit Ferngläsern positionieren sich auf Dächern der Häuser über dem Regierungsviertel: Stets überwacht durch etliche Kameras, drängen sich Massen von Menschen durch die Stadt.
Laut Medienberichten sind mehr als 10000 Beamte auf den Straßen unterwegs sowie 1500 militärische Einsatzkräfte, darunter Fallschirmjäger, Mitglieder der Royal Navy sowie Personal der Royal Air Force. Die britischen Geheimdienste, der Inlandsdienst MI5 sowie das „Government Communication Headquarters“ GCHQ sind involviert, genauso wie die Anti-Terror-Polizei.
Die Beerdigung der Monarchin ist der heikelste Tag, weil sich dann nicht nur Millionen Menschen in der Innenstadt aufhalten werden, sondern auch die etwa 2000 Gäste der Trauerfeier in der Westminster Abbey, darunter Hunderte Würdenträger, Monarchen sowie Staats- und Regierungschefinnen und -chefs. Zu ihnen zählen US-Präsident Joe Biden, der kanadische Premierminister Justin Trudeau sowie EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Russland, Belarus sowie Syrien, Venezuela und Afghanistan sind laut Medienberichten nicht zum Staatsbegräbnis eingeladen worden.
Maximales Risiko – maximale Sicherheit
„Viele Staatsoberhäupter an einem Ort, das ist eine gefährliche Sicherheitslage“, betonte Timothy Miller, ehemaliger Agent des US-Geheimdienstes. Die Sicherheitsbehörden haben eine „monumentale Aufgabe“ vor sich. Die „größte Sorge“ sei laut Sicherheitsexperte Simon Morgan die Gefahr von Terroranschlägen. Die Bevölkerung wurde deshalb dazu aufgerufen, wachsam zu sein und ihren Instinkten zu vertrauen. Der Appell erinnert an die durch Theresa May im Jahr 2016 eingeführte Kampagne „See it, Say it, Sorted“, „Nimm es wahr, Melde es und es wird geregelt“, die man aus Bahnhöfen und Zügen kennt.
Die Besuche der Politiker sollen aber nicht nur sicher, sondern auch reibungslos verlaufen. Ein Beamter verglich dies mit der Organisation von hundert Staatsbesuchen auf einmal. Die Gäste sind dazu angehalten, Linie und nicht Privatjet zu fliegen, aus logistischen Gründen. Um alle Gäste am Montag pünktlich zur Kathedrale zu bringen, sollen Staatschefs von einem geheimen Treffpunkt aus mit Bussen nach Westminster Abbey gefahren werden.
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Um den Überblick über solche Operationen zu behalten, wurde unter der Aufsicht des britischen Außenministeriums ein Hauptquartier namens „The Hangar“ eingerichtet. Mehr als 300 Beamte wurden vergangene Woche in dem Moment, als der Tod von Königin Elizabeth II. bekannt wurde, von ihren üblichen Arbeitsplätzen hierherversetzt. Gearbeitet wird seitdem 24 Stunden am Tag. Nächtliche Einsätze sind auch nötig, um die Zeremonie zu üben, damit am Montag alles glattläuft. Und so marschierten in den letzten Tagen vor Sonnenaufgang immer wieder Soldaten in traditionellen Uniformen durch die Straßen des Regierungsviertels. Zuletzt wurde der Marsch anlässlich der Trauerfeier zu Ehren der Queen geprobt. Dabei muss auch der Ablauf mit den Pferden exakt geplant werden, damit es nicht zu gefährlichen Überraschungen kommt.